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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer
Autoren: Karl May
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großes Wagniß!«
    »Werden sehen!«
    Das Boot wurde ausgesetzt, und in zwei Minuten schwang sich Arthur an einem herabfallenden Seile, an welches die Ruderer das Boot befestigten, an Bord des »Tigers«.
    Es war kein Mensch da zu sehen. Der Schwarze stieg vom Klüver auf das Spriet, von da auf das Deck herab und kam auf ihn zu, blieb aber plötzlich erstaunt halten.
    »Bill! Bill Willmers!«
    »Ah, woher kennen Sie diesen Namen?«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße von Sternburg und bin seit gestern Kommodore.«
    »Ah, daher diese Aehnlichkeit mit Ihrem Vater! Aber warum dieses Inkognito?«
    »Welches?«
    »Pah! Kommen Sie!«
    Er schritt ihm voran nach hinten und öffnete.
    »Treten Sie einstweilen hier in die Kajüte. Ich habe unten einige Befehle zu ertheilen und komme dann nach!«
    Arthur folgte dem Gebote. Die Thür schloß sich hinter ihm und er stand vor einer jungen Dame, welche in orientalische Tracht gekleidet war.
    »Almah!«
    Sie hatte sich bei seinem Eintritte erhoben.
    »Bill – Willmers!« rief sie erstaunt, bemerkte aber dann die Uniform mit den Abzeichen seines Ranges. »Was ist das? Ein – ein Kommodore!«
    »Ja, der nicht mehr Bill Willmers, sondern Arthur von Sternburg heißt.«
    Sie legte erstaunt die Hände in einander.
    »Ists möglich! Mein – mein Retter!«
    »Den Ihnen dieser Bill Willmers zuführen wollte. Verzeihen Sie mir den kleinen Scherz?«
    Sie stand vor ihm da wie mit Blut übergossen, und ihre Stimme zitterte leise, als sie frug:
    »Aber warum dieses häßliche Inkognito?«
    »Weil ich die Seligkeit genießen wollte, Ihnen dienen zu dürfen mit jedem Gedanken meines Herzens und jeder Bewegung meiner Hände, Almah.« Ihre Schönheit und die Ueberraschung wirkten fast berauschend auf ihn, und er fuhr fort, ihre beiden Hände ergreifend: »Almah, jetzt bin ich ein Prinz, wie Sie es gegen Mutter Horn gewünscht haben. Zürnen Sie mir, daß ich dies erfahren habe?«
    Sie erglühte noch tiefer. Er konnte sich nicht halten; er zog sie an sein Herz und küßte sie auf die rosigen Lippen.
    »Almah, ich habe Dein gedacht mit heißer Sehnsucht, seit ich Dich damals aus dem Wasser trug. Sag, o sag, darf ich, nun ich Dich gefunden habe, Dich festhalten für das ganze Leben?«
    Sie neigte ihr Köpfchen an seine Brust.
    »Arthur, Du darfst!«
    »Habe Dank, Du liebes, Du süßes, Du herrliches Wesen!«
    Er zog sie fester an sich und küßte sie wieder und immer wieder.
    »Ah, Kommodore,« rief es da hinter ihm, »Sie langweilen sich nicht, wie ich sehe!«
    Er fuhr herum. Der Schwarze war leise eingetreten.
    »Excellenz!«
    »So erkennen Sie mich? Nun, dann herab mit dem Dinge!« Er nahm die dünne Gazelarve ab, welche sein Gesicht verhüllte. »Willkommen auf dem Tiger!«
    »Dem fürchterlichen Piratenschiffe!« lächelte Arthur.
    »Sind Sie nicht selbst Pirat geworden, der kommt, sieht und siegt? Doch davon später! Wir haben keine Zeit zu langen Verhandlungen übrig. Sie gehen nach Tremona?«
    »Ja. Meine Flotte ist bereits voraus.«
    »Darf ich mich anschließen?«
    »Als was?«
    »Als einer Ihrer Kapitäne einstweilen. Ich gebe Ihnen den ›Tiger‹ als Flaggenschiff.«
    »Topp!« rief Arthur erfreut. »Eine solche Aquisition ist eine ganze Flotte werth. Aber Ihr Verhältniß zu Süderland?«
    »Gibt es nicht. Aber, Kommodore, Sie sind ja ein ganz verwogener Teufel. Wagen sich da an die drei Orlogschiffe! Sie nehmen doch die Prisen mit?«
    »Natürlich!«

»Werde Ihnen behilflich sein; kann eine oder zwei von ihnen ins Schlepptau nehmen.«
    »Per Dampf!«
    »Sie errathen?«
    »Natürlich. Sie haben statt Rad oder Schraube eine Pumpe und dabei einen Kessel, der den Rauch verzehrt.«
    »Richtig. Und das Andere ist auch keine Hexerei. Wenn wir in Ordnung sind, können Sie sich alles ansehen. Jetzt kommen Sie an Deck!«
    Als sie wieder in das Freie kamen, fand Arthur das Deck ganz mit orientalisch gekleideten Leuten bemannt. Einer derselben kam ihnen entgegen. Nurwan-Pascha stellte ihn vor:
    »Mein erster Lieutenant Ali-el-Hakemi-Ebn-er-Rumi-Ben-Hafis-Omar-en-Nasafi, der den ›Tiger‹ führt, wenn ich nicht an Bord bin. Er wird dies auch jetzt thun, denn ich begleite Sie natürlich an Bord der drei Prisen, um Ihnen an die Hand zu gehen, wenn Sie erlauben.«
    »O, ich bitte darum. Kommen Sie!« – –
    Es war eine Woche später. In dieser Woche war viel, sehr viel geschehen. Die Vertreter der Wahlbezirke saßen in der Residenz bei der Berathung der Konstitutionsvorlage; Tremona befand sich in
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