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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer
Autoren: Karl May
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möglich?«
    »Schweige jetzt. Bhowannie hat ihm seine Minuten gezählt, und ich muß schnell machen, ehe er stirbt. Herzog von Raumburg hast Du Deine volle Besinnung und hörst Du jedes Wort, welches ich rede?«
    »Ja,« antwortete er mit hörbarer Anstrengung.
    »Du hast gewußt, daß Katombo Dein Bruder ist und erkennst ihn an?«
    »Ja!«
    »Weiter! Ich zog zu ihm und lebte bei ihm, ich erfuhr alle seine Geheimnisse. Aber er brach mir seine Schwüre, und ich wollte mich an ihm rächen. Er trachtete nach der Krone von Norland. Die Königin und die Fürstin von Sternburg waren Freundinnen. Sie hatten einander lieb und wohnten im Schlosse beisammen, die eine rechts und die andere links. Die Göttin der Vorsehung fügte es, daß beide gleiche Hoffnung bekamen und fast zu gleicher Stunde gebaren, die Königin einen Sohn und die Fürstin eine Tochter, die Fürstin starb bei der Geburt, und der Fürst war im Auslande.«
    »Das stimmt!« rief Sternburg. »Weiter, rasch!«
    »Der Herzog durfte nicht leiden, daß der König einen Thronfolger habe, er bestach die Hebamme, und diese wechselte die Kinder gegenseitig aus. Die Königin bekam das Mädchen und der Knabe kam zu einer Amme, welche die Tochter der Hebamme war, aber von dem Tausche nichts wußte.«
    Jetzt kam die Reihe zu erschrecken an den König.
    »Weib, weißt Du auch, was Du sagst? Kannst Du Alles beweisen? Dann wäre ja hier der Kommodore von Sternburg mein Sohn!«
    »Majestät hören Sie weiter! In der Eile wurde die Wäsche der Kinder nicht mit umgewechselt, und so erhielt die Amme lauter solche, welche mit dem königlichen Wappen versehen war. Sie lebt noch. Sie ist die Frau des Lohnkutschers Beyer bei der Irrenanstalt, und wenn die Herrschaften hingehen, werden sie dort mein Bild finden, welches ihr Sohn gezeichnet hat.«
    »Das ist so,« stimmte Max bei. »Ich war einmal dort und erinnere mich ganz genau, daß die Frau mir von diesen Dingen erzählt hat. Weiter, Zarba!«
    »Das Mädchen starb und später auch die Königin. Der Herzog wußte, daß ich alles kannte; er traute mir nicht mehr und glaubte, ich würde ihn verrathen, darum trachtete er dem Knaben nach dem Leben. Ich rächte mich an ihm, indem ich das Kind rettete. Ich ging sehr oft zu der Frau des Hofschmiedes Brandauer. Sie wußte, daß die Göttin mir die Gabe verliehen hatte, in die Zukunft zu blicken, und als sie eines Knäbleins genas, bat sie mich, ihm zu weissagen. Die Amme, welche den königlichen Prinzen säugte, wohnte damals neben der Schmiede –«
    »Das stimmt!« rief Brandauer.
    »Ich brachte sie so weit, daß ich auch ihrem Pflegekind die Zukunft vorhersagen sollte. Ich sagte zu ihr und der Frau des Schmiedes, daß ich mit dem Kinde eine halbe Stunde ganz allein im Garten sein müsse. Sie vertrauten mir, ohne dies von einander zu wissen, die Kinder an, ich nahm sie mit einander in den Garten, kleidete sie um und verwechselte sie. Die Amme erhielt den Schmiedesohn, und die Frau des Schmiedes erhielt den Sohn des Königs. Ich sagte dem Herzoge, daß ich den Prinzen wieder verwechselt hatte, das war meine Rache, aber wohin ich ihn gethan hatte, das hat er nie erfahren.«
    »Weib, Zarba, sprich, lügest Du nicht?« frug der König fast außer sich vor Erregung.
    »Fragt ihn selbst! Die Schmerzen haben ihn gebrochen; er will Alles gestehen. Herzog von Raumburg, habe ich gelogen?«
    »Nein!« röchelte er.
    »Beschwörst Du dies bei Deinem Gotte, vor dem Du in einer Viertelstunde erscheinen wirst?«
    »Ja!«
    »Majestät, Sie hören es! Max Brandauer ist Ihr Sohn. Meister Brandauer, der Prinz von Sternburg ist Ihr Sohn!«
    »Brandauer, höre mich!« rief der Pascha. »Frage den Prinzen, ob es nicht wahr ist. Als er auf meine Yacht sprang und ich ihn zum ersten Male erblickte, habe ich ihn bei Deinem Namen gerufen. Er sieht ganz so, wie Du sahst, als Du in seinem Alter warst.«
    Es war eine ungeheure Erregung und Bewegung, welche diese Enthüllungen hervorbrachten. Max und der König lagen sich ebenso in den Armen wie Arthur und Brandauer, dann flog Max wieder an das Herz des Schmiedes und Arthur an dasjenige des Fürsten.
    »Und ich habe nun kein Kind!« klagte dieser.
    »Vater, Du behältst mich!« rief Arthur. »Ihr seid Beide meine Väter!«
    Als sich der Sturm einigermaßen gelegt hatte, fuhr Zarba fort:
    »Auch mein Kind, meinen Knaben verfolgte er bis in das Irrenhaus; der Herr Doktor Brandauer, der Sohn des Königs, rettete ihn. Hier steht er. Herzog von Raumburg, ist der Major
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