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Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)

Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)

Titel: Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)
Autoren: Michael Borlik
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anfassen nein. Nur wer zum Teufel hatte dann in der Vitrine Staub gewischt?  
    Ein bohrendes Gefühl im Nacken trieb mich in die Küche. Im Vorratsschrank, verborgen hinter den Fertigsuppen, befand sich Mums »Erste-Hilfe-Kästchen«. Neben Heiltränken enthielt es ein münzförmiges Amulett. Es war in eine giftgrüne Aura gehüllt, als ich es herausholte. Mein Magen krampfte sich zusammen. Das Amulett reagierte auf fremde Magie. Vermutlich ein Aufräumzauber. Darum wirkte selbst die Vitrine wie auf Hochglanz poliert. Plötzlich rauschte mir das Blut in den Ohren. Es war also doch jemand ins Haus eingedrungen. Mein Blick huschte durch die Küche, als erwartete ich, Hexen in den schattigen Ecken zwischen den Schränken und Vorratsregalen lauern zu sehen.  
    Natürlich war da niemand.  
    Entspann dich, Tara!
    Ich atmete mehrmals tief ein und aus, dann wischte ich mir die schwitzigen Hände an der Jeans ab und kramte mein Handy hervor. Kaum hatte ich gewählt, meldete sich auch schon eine sachliche Frauenstimme auf der anderen Seite der Leitung.  
    »Polizeirevier East Side ...«  
    Ich hatte schon wieder aufgelegt, noch bevor sie aussprechen konnte. Dumme Idee. Wenn ich ihr erklärte, was passiert war, musste ich ihr auch sagen, wer ich bin. Wer ich wirklich bin. Wie sollte sie sonst den Ernst der Situation begreifen? Die Frage war nur, ob ich das Risiko eingehen wollte. Ich musste nachdenken. Das funktionierte am besten, wenn ich mich bewegte.  
    Ich lief vor den Vorratsregalen auf und ab. Dumpf hallten meine Schritte vom gefliesten Küchenboden wider. Hunderte von Fragen geisterten mir zugleich durch den Kopf. Was wollten die Hexen von meinen Eltern? Waren Mum und Dad geflohen oder entführt worden? Blut hatte ich nirgendwo entdeckt. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Hatte der Rat der Nox sie geschickt? Aber das konnte nicht sein. Der Rat hatte das Kopfgeld, das auf mich ausgesetzt war, schon vor Jahren aufgehoben.  
    Ich blieb abrupt stehen und starrte aus dem Küchenfenster. Die Abenddämmerung setzte ein und überzog den Garten mit seinen Rosen, Ginsterbüschen und dem kleinen Kräutergarten mit einem Schleier aus Grau. Ich presste die Lippen zusammen. Der Vorfall im Internat. Jemand hatte bewusst Informationen über meine Vergangenheit unter meinen Mitschülern gestreut, um meinen Rauswurf zu provozieren. Und warum? Ganz klar. Hier war es sehr viel leichter, an mich heranzukommen, als wenn ich von ein paar Hundert Jugendlichen umgeben war.  
    Schlagartig wurde mir flau im Magen. Ich war in eine Falle getappt. Raffiniert eingefädelt – immerhin hatte ich sie nicht durchschaut. Die halbe Kindheit auf der Flucht zu sein, war eine harte Schule gewesen und hatte Spuren hinterlassen. Möglicherweise war ich jedoch in den letzten Jahren zu sorglos geworden. Vielleicht auch deshalb, weil ich einfach nur vergessen wollte.  
    Ich ging im Haus umher und schaltete überall das Licht ein. Dunkle Zimmer machten mich nervös. Außerdem erschien es mir zwecklos, so zu tun, als wäre ich nicht daheim. Bestimmt hatten sie das Haus beobachten lassen und wussten längst, dass ich zurück war. Mir fiel der Typ auf der anderen Straßenseite ein. Ich lief zur Tür und starrte durch den Spion.  
    Er war weg.  
    »Fuck!«
    »Fluchen befreit«, sagt Dad immer. Und es stimmt. Man fühlt sich danach nicht unbedingt besser, aber leichter. Also fluchte ich erst einmal kräftig und tatsächlich ließ der Druck im Inneren ein wenig nach. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Haustür und schloss für einen Moment die Augen. Es gab nur zwei Dinge, die ich jetzt machen konnte: Entweder wartete ich darauf, dass die Hexen auch noch mich holen kamen, oder ich machte mich aus dem Staub. Mum und Dad hätten sich für die dritte Möglichkeit entschieden: den Kampf. Sie hätten ausgeharrt und den Hexen eine besondere Willkommensüberraschung bereitet. Nur war ich nicht wie die beiden. Mir fehlte die Erfahrung, zudem war ich alleine. Mein ganzes Leben lang war ich schon alleine.  
    Jetzt nur nicht schwach werden, Tara!  
    Ich straffte die Schultern, stieß mich von der Tür ab und kehrte zurück ins Wohnzimmer. In der hässlichen blauen Vase über dem Kamin befand sich eine Waffe mit Silberpatronen, die bei Hexen, Vampiren und Werwölfen gleichermaßen wirkten. Eine Sicherheitsvorkehrung. Dad hatte mir das Schießen beigebracht. Aber es lag schon so lange zurück, dass ich es bestimmt wieder verlernt hatte. Trotzdem würde ich mich
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