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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Gerichtsmedizin, in einer Villa oder an einem anderen Ort in Erscheinung treten würde. Hap Judd war ebenfalls nicht mehr am Leben. Er hatte zwar nach Kräften versucht, seine nekrophilen Neigungen und Verbrechen zu vertuschen, aber eine große Anzahl von DNA-Spuren hinterlassen. Zum Beispiel auf der BioGraph-Uhr, die Toni im Rahmen eines von den Chandonnes finanzierten Forschungsprojekts namens Caligula, an das sie durch Vermittlung ihres am MIT ausgebildeten Gangstervaters geraten war, getragen hatte. Außerdem in ihrer Vagina, da Latexhandschuhe nicht so dicht waren wie Kondome. An dem roten Schal um ihren Hals. Auf zusammengeknüllten Papierhandtüchern, die Marino aus ihrem Mülleimer gefischt hatte. Vermutlich hatte Hap sie benutzt, als er versucht hatte, sämtliche Beweise dafür, dass er je in ihrer Wohnung gewesen war, zu beseitigen. Außerdem befand sich seine DNA auf den beiden Gruselschockern in ihrer Nachttischschublade. Es wurde allgemein angenommen, dass Hap auch die Person auf den Überwachungsvideos war. Sein letzter Auftritt.
    Er hatte Tonis Parka und ein Paar Turnschuhe angezogen, die ihren ähnelten, allerdings die falschen Handschuhe erwischt, weil sie seit einiger Zeit Skifäustlinge trug – und zwar die olivgrünen und braunen von Hestra auf dem Beifahrersitz des Lamborghini. In einem davon steckte noch ein drahtloses, an der Fingerspitze anzubringendes Messgerät zur Bestimmung des Sauerstoffgehalts im Blut. Hap hatte der Toten den Hausschlüssel abgenommen, sich damit Zutritt zum Gebäude verschafft und ihr den Schlüssel anschließend wieder in die Tasche geschoben. Allerdings konnte Scarpetta sich nicht erklären, was er in der Wohnung gewollt hatte, und sie vermutete, dass es eine Reihe von Motiven gab. Bestimmt war seine Absicht gewesen, alles verschwinden zu lassen, was auf einen Kontakt zwischen ihm und Toni hindeutete, und das war eine ganze Menge gewesen. Man hatte ihr Mobiltelefon, den Laptop, ihre Brieftasche und verschiedene andere Gegenstände aus ihrem Besitz in seiner Wohnung in TriBeCa entdeckt, auch Ladegeräte, was hieß, dass sie ihn häufig dort besucht hatte. Aus den Datenspeichern ging hervor, dass sie ihm Hunderte von SMS geschrieben hatte. Er hatte ihr per E-Mail einige seiner beängstigenden Drehbücher geschickt, alles säuberlich gespeichert auf ihrer Festplatte. In seinen Nachrichten an sie hatte er betont, dass ihr Verhältnis wegen seiner Prominenz geheim bleiben müsse. Toni hatte ganz sicher nicht geahnt, was sich in den sexuellen Phantasien ihres berühmten Freundes abspielte und dass ihr das gleiche Schicksal bevorstand wie den Frauen in den Texten, die er schrieb und las.
    Inzwischen fahndete das FBI nach den Personen, die mehr über die Chandonnes, ihr Netzwerk und die Hintergründe der Ereignisse würden verraten können. Dodie Hodge und ein desertierter Marineinfanterist namens Jerome Wild würden bald ganz oben auf der Liste der zehn meistgesuchten Personen stehen. Carley Crispin, deren Fingerabdrücke auf Scarpettas BlackBerry entdeckt worden waren, hatte sich einen Prominentenanwalt genommen und war nicht mehr auf Sendung. Vermutlich war ihre Fernsehkarriere damit zu Ende, jedenfalls bei CNN. Die Haushälterinnen Rosie und Nastya wurden verhört, und es kursierten Gerüchte, dass Rupe Starr exhumiert werden sollte. Scarpetta hoffte, dass es nicht dazu kommen würde, denn es würde sicher nicht sehr hilfreich sein und der Sensationspresse nur neuen Stoff liefern. Laut Benton war die Liste der Helfer, die Chandonne angeheuert hatte, ellenlang, weshalb es eine Weile dauern würde, festzustellen, wer eine tatsächlich existierende Person wie Freddie Maestro oder nur eine Erfindung von Jean-Baptiste war. Zum Beispiel der französische Wohltäter namens Monsieur Lecoq.
    »Braver Junge«, lobte Scarpetta Mac und bedankte sich überschwänglich für sein Häufchen.
    Nachdem sie es in einen Plastikbeutel geschaufelt hatte, kehrten sie und Benton zur Tenth Avenue zurück. Der Abend dämmerte bereits. Die kleinen Schneeflocken blieben zwar nicht liegen, aber wenigstens waren sie weiß, wie Benton anmerkte, und das sei an Weihnachten ein Zeichen.
    »Wofür?«, erkundigte sie sich. »Dass wir von unseren Sünden reingewaschen werden? Du kannst diese Hand nehmen. Nur nicht die andere.«
    Sie reichte ihm die Hand ohne Plastikbeutel und läutete dann an der Tür des zweiten Reviers.
    »Was bliebe ohne unsere Sünden von uns übrig?«, fragte Benton.
    »Nichts
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