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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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nicht für alle reichte. Scarpetta hatte zu viel Essbares mitgebracht.
    Pappardelle mit Spinat und Eiern, Maccheroni, Penne und Spaghetti standen in riesigen Schüsseln auf dem Tisch. Auf dem Herd köchelten Töpfe mit Saucen. Ein Ragout mit Steinpilzen, eine Hackfleischsauce und eine mit Parmaschinken. Außerdem noch eine schlichte Sauce aus Wintertomaten, weil Marino sie so gern zu seiner Lasagne aß, die er sich gewünscht hatte, und zwar mit extra viel Fleisch und Ricottakäse. Benton hatte für in der Pfanne gebratene Kalbsschnitzel mit Marsalasauce optiert, während Lucy ihren Lieblingssalat mit Fenchel bevorzugte. Berger war mit Huhn in Zitronensauce zufrieden. Der würzige Duft von Parmesankäse, Pilzen und Knoblauch lag in der Luft, und Lieutenant Al Lobo befürchtete schon, den Ansturm der Massen nicht bändigen zu können.
    »Das gesamte Revier wird aufkreuzen«, sagte er, während er nach dem Brot sah. »Oder gleich ganz Harlem. Ich glaube, es ist fertig.«
    »Es muss beim Draufklopfen hohl klingen«, erwiderte Scarpetta, wischte sich die Hände an der Schürze ab und blickte in den Backofen, aus dem eine köstlich riechende Dampfwolke aufstieg.
    »Für mich klingt es hohl genug.« Lobo leckte sich den Finger ab, mit dem er das Brot getestet hatte.
    »So macht er es auch mit den Bomben.« Marino kam in die Küche, gefolgt von Mac, dem Boxer, und Jet Ranger, Lucys Bulldogge. »Er klopft drauf, und wenn sie nicht in die Luft fliegt, kann er früher Feierabend machen. Kriegen sie auch was ab?« Marino meinte die Hunde.
    »Nein«, rief Lucy aus dem Gedenkraum. »Kein Essen für Menschen.«
    Jenseits der Tür waren Berger und sie damit beschäftigt, weiße Lichterketten auf den Vitrinen zu drapieren, die die Andenken an Joe Vigiano, John D’Allara und Mike Curtin enthielten, die Kollegen aus dem zweiten Revier, die bei den Anschlägen des 11. September ihr Leben verloren hatten. Ihre Ausrüstung, eine Sammlung aus Handschellen, Schlüsseln, Halftern, Bolzenschneidern, Taschenlampen, Edelstahlhaken zur Sicherung von Leinen und Klemmen von Haltegeschirren, gerettet aus den Ruinen, war auf Regalen angeordnet. Auf dem Boden lag ein Teil einer Strahlstrebe vom World Trade Center. Fotos der drei und weiterer Kollegen vom zweiten Revier, die im Dienst gestorben waren, hingen an den mit Ahornholz getäfelten Wänden. Über Macs Hundekorb war eine von Schülern angefertigte Steppdecke mit dem Muster der amerikanischen Flagge angebracht. Weihnachtslieder spielten, untermalt von Gemurmel aus dem Polizeifunk. Scarpetta hörte Schritte auf der Treppe.
    Benton war mit Bonnell losgefahren, um das restliche Essen zu holen: eine gefrorene Mousse aus Schokolade und Pistazien, einen butterfreien Sandkuchen, luftgetrocknete Würste und verschiedene Käsesorten. Scarpetta hatte nicht mit den Vorspeisen gegeizt, denn es gab nichts Besseres als die Reste eines Festmahls, wenn Polizisten im Revier herumsaßen oder in der Garage Wartungsarbeiten durchführten und auf einen Einsatz warteten. Es war der Nachmittag des Weihnachtstages. Das Wetter war kalt, und hin und wieder schneite es. Lobo und Ann Droiden waren vom sechsten Revier gekommen, und es würden sich alle im zweiten Revier versammeln, denn Scarpetta hatte beschlossen, das Weihnachtsessen mit den Menschen zu teilen, die in letzter Zeit so viel für sie getan hatten.
    Benton erschien mit einem Karton in der Tür. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet.
    »L. A. sucht noch einen Parkplatz. Nicht einmal Polizisten können hier problemlos ihr Auto abstellen. Was soll ich damit machen?« Er trat ein und sah sich um, konnte aber kein freies Eckchen auf der Arbeitsfläche oder dem Tisch entdecken.
    »Hier«, antwortete Scarpetta und schob einige Schüsseln beiseite. »Die Mousse kommt erst mal ins Gefrierfach. Ach, du hast Wein mitgebracht. Nun, du musst heute bestimmt nicht mehr zu einem Notfall ausrücken. Ist Wein hier erlaubt?«, rief sie in Richtung Gedenkraum, wo Lobo, Droiden, Berger und Lucy saßen.
    »Nur wenn er einen Schraubverschluss hat oder aus dem Karton ist«, erwiderte Lobo.
    »Alles, was mehr als fünf Dollar die Flasche kostet, fällt unter das Betäubungsmittelgesetz«, fügte Droiden hinzu.
    »Ist hier jemand im Dienst?«, fragte Lucy. »Ich nicht und Jaime auch nicht. Ich glaube, Mac muss mal Gassi.«
    »Furzt er wieder?«, erkundigte sich Lobo.
    Der gestreifte Boxer war genauso alt und arthritisch wie Jet Ranger und ebenfalls ein Findelkind. Scarpetta
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