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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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durchgab. Dabei benutzte sie Codenamen, die die beiden sich offenbar für sich selbst und für Lucy ausgedacht hatten. Lucy war der rauchende Colt. Bonnell traute ihr nicht und vermittelte Marino auch nicht, dass sie alle in Sicherheit waren. Stattdessen tat sie genau das Gegenteil.
    »Ist der rauchende Colt bei Ihnen?«, erkundigte sich Marino. »Was ist mit dem Adler?«
    »Bestätige beides.«
    »Ist sonst noch jemand dabei?«
    Bonnell betrachtete Nastya. »Haselnuss«, entgegnete sie. Noch ein Spitzname.
    »Sagen Sie ihm, dass ich das Garagentor aufgemacht habe«, wies Lucy sie an.
    Bonnell gab die Botschaft weiter, während Berger zurückkehrte. Sie überprüfte ihr BlackBerry, wo, begleitet von rasch aufeinanderfolgenden Signaltönen, verschiedene Nachrichten eingingen. Frühere Anrufe von Marino, Scarpetta und Benton. Außerdem mindestens fünf von Lucy, nachdem sie erkannt hatte, dass Berger völlig ahnungslos und auf dem Weg hierher war. Immer wieder hatte Lucy angerufen und hatte von Mal zu Mal ängstlicher geklungen. Offenbar hatte sie sich noch nie im Leben so gefürchtet.
    »Wie ist Ihr Zwanzig?« Marino wollte von Bonnell wissen, ob alles in Ordnung war.
    »Wir sind nicht sicher, wer sonst noch im Haus ist, und hatten Probleme mit den Funkgeräten«, erwiderte Bonnell.
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie rauskommen?«
    »Sagen Sie ihm, er soll das Haus durch die Garage betreten und die Rampe hinauf in die obere Ebene des Kellergeschosses gehen«, sagte Lucy.
    Bonnell erledigte das und wandte sich dann an Lucy. »Alles bestens.« Das sollte heißen, dass sie nicht etwas Schwachsinniges tun würde, wie die Waffe zu ziehen und Lucy zu erschießen.
    Lucy ließ die Glock zwar sinken, steckte sie aber nicht in das Knöchelhalfter. Danach schlenderte sie mit Berger durch die Garage und zeigte ihr das gelbe Checker-Taxi und den Schmutz an den Reifen und auf dem Fliesenboden, jedoch ohne etwas zu berühren. Sie öffneten die Wagentüren nicht, sondern spähten nur durch die Heckfenster und betrachteten den zerrissenen und verwitterten Bodenbelag, die mit fleckigem schwarzem Stoff bezogenen Polster und den hochgeklappten Notsitz. Auf dem Boden lag ein Mantel. Grün. Offenbar ein Parka. Der Zeuge Harvey Fahley hatte ausgesagt, er habe ein gelbes Taxi gesehen. Doch falls Taxis nicht sein Hobby waren, hatte er vermutlich nicht erkannt, dass es sich um ein etwa dreißig Jahre altes Modell mit der unverkennbaren Bordüre im Schachbrettmuster an den Seiten handelte, die bei modernen Taxis fehlte. Ein normaler Mensch hätte beim Vorbeifahren in der Dunkelheit nur die chromgelbe Farbe, das bullige Chassis von General Motors und das Schild auf dem Dach wahrgenommen, das laut Fahley abgeschaltet gewesen war, was bedeutete, dass ein Fahrgast im Wagen saß.
    Lucy fasste kurz zusammen, was Scarpetta ihr während ihrer Fahrt mit Marino hierher am Telefon erklärt hatte. Außerdem habe sie Angst gehabt, dass etwas Schreckliches geschehen sein könnte, weil Berger und Bonnell weder ans Funkgerät noch ans Telefon gegangen seien und deshalb nicht wissen konnten, dass Toni Darien am späten Dienstagnachmittag zu diesem Haus gejoggt und im Keller gestorben war. Womöglich gebe es noch weitere Opfer. Während Lucy und Berger miteinander sprachen und auf Marino warteten, sahen sie sich um. Lucy entschuldigte sich immer wieder, bis Berger sie bat, damit aufzuhören. Sie beide hätten die Situation durch ihre Heimlichtuerei und mangelnde Offenheit selbst herbeigeführt, meinte Berger, als sie vor den Werkbänken verharrten. Zwei davon bestanden aus Plastik und verfügten über Schubladen und Fächer zur Aufbewahrung kleiner Gegenstände. Werkzeuge, verschiedene Ersatzteile, Kühlerfiguren, Ventile, Manschetten aus Chrom, Schrauben und Muttern waren darauf verstreut. Der große Stahlknauf eines Schaltgetriebes war mit Blut, vielleicht auch mit Rost, verschmiert. Sie fassten es nicht an und ließen ebenfalls die Finger von den Spulen mit dünnem Draht und den winzigen Schalttafeln, die Lucy als Aufnahmemodule erkannte. Daneben lag ein Notizbuch. Der Einband war schwarz und mit gelben Sternen verziert. Lucy klappte es mit dem Lauf ihrer Pistole auf. Das Buch enthielt Zaubersprüche und Rezepte für Tränke, um jemanden zu verhexen, zu schützen oder ihm zum Sieg oder zu Glück zu verhelfen. Alles war in ordentlicher Handschrift eingetragen. Gotham, so präzise wie gedruckt. Außerdem befanden sich kleine Beutel aus goldfarbener Seide auf
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