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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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aus Betonbausteinen prallte. Die lange Tasche mit dem LABRADOR verkeilte sich waagerecht im Türrahmen, und Scarpetta dachte zunächst, dass er sie deshalb losließ und vor ihren Füßen zu Boden stürzte. Eine Blutlache bildete sich auf der Rampe. Benton kam hinter dem weißen Transporter hervor und zielte mit einem Gewehr auf den Mann. Scarpetta wich von seinem reglosen Körper zurück.
    Blut quoll aus einer Wunde an seiner Stirn, durch die das Geschoss, das den Hinterkopf getroffen hatte, wieder ausgetreten war. Am Türrahmen, nur wenige Zentimeter von der Stelle, wo Scarpetta gerade noch gestanden hatte, befanden sich Blutspritzer. Ihr Gesicht und ihr Hals fühlten sich kalt und feucht an, und sie wischte sich Blut und Hirnmasse ab. Als sie ihre Taschen auf den weißen Fliesenboden fallen ließ, erschien eine Frau, die eine schussbereite Pistole in beiden Händen hielt. Beim Näherkommen senkte sie die Waffe.
    »Er ist tot«, stellte sie fest, und Scarpetta überlegte, ob vielleicht noch jemand erschossen worden war. »Die Verstärkung ist unterwegs.«
    »Vergewissern Sie sich, dass sich hier draußen niemand mehr herumtreibt«, wies Benton die Frau an und tat einen großen Schritt über die Blutlache auf der Rampe hinweg. »Ich sehe drinnen nach dem Rechten. Bist du jemandem begegnet?«, fragte er Scarpetta und blickte sich dabei in alle Richtungen um. »Weißt du, ob noch jemand im Gebäude ist?«
    »Wie konnte so etwas geschehen?«, erwiderte sie.
    »Bleib in meiner Nähe«, sagte er.
    Benton ging voraus, überprüfte die Flure und das Büro und stieß die Türen zur Herren- und zur Damenumkleide mit dem Fuß auf. Dabei erkundigte er sich immer wieder nach Scarpettas Befinden. Er erklärte ihr, im Haus der Starrs habe man in einem Kellerraum Kleidungsstücke sichergestellt, die den Uniformen von OCME SECURITY ähnelten. Offenbar sei es von langer Hand geplant gewesen, sie hier zu entführen. Und dass Berger ihm so dicht auf den Fersen gewesen sei, habe ihn vermutlich dazu gebracht, jetzt zuzuschlagen. Er habe seine Methoden gehabt, den Aufenthaltsort aller beteiligten Personen zu ermitteln. Benton konnte gar nicht mehr aufhören, über ihn zu sprechen und sie zu fragen, ob sie verletzt und ob alles in Ordnung sei.
    Marino hatte Benton telefonisch über die Kleidungsstücke informiert und den Verdacht geäußert, wofür sie bestimmt waren. Bei ihrer Ankunft hatten Lanier und Benton das offene Rolltor bemerkt und waren sofort aktiv geworden. Sie standen noch auf der Thirtieth Street, als Hap Judd aus der Dunkelheit erschien und die Einfahrt betrat, um in den Transporter zu steigen. Er hatte sie gesehen und sofort die Beine in die Hand genommen. Während Lanier sich an die Verfolgung gemacht hatte, hatte Jean-Baptiste Chandonne Scarpetta durch die Zwischentür gezerrt.
    Benton folgte dem weiß gekachelten Flur und warf einen Blick in den Vorraum und den Autopsiesaal. Hap Judd sei bewaffnet gewesen, sagte er. Nun sei er tot. Bobby Fuller, Bentons Ansicht nach Jean-Baptiste Chandonne, sei ebenfalls nicht mehr am Leben. Am Ende des Flurs jenseits des Aufzugs, mit dem die Leichen zur Aufbahrung gebracht wurden, entdeckten sie Blutspritzer auf dem Boden. Sie führten zur Tür des Treppenhauses. Auf dem Treppenabsatz lag Filene. Neben ihr befand sich ein blutiger Hammer, wie sie zum Zusammennageln der Kisten aus Fichtenholz benutzt worden waren. Offenbar war die Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes hierher geschleppt worden. Scarpetta kniete sich neben sie und hielt ihr die Finger seitlich an den Hals.
    »Verständige einen Krankenwagen«, rief sie zu Benton.
    Sie ertastete eine Verletzung rechts an Filenes Hinterkopf. Die geschwollene Stelle war nachgiebig und blutig. Als sie Filenes Augenlider öffnete, um die Pupillen zu untersuchen, war die rechte geweitet und unbeweglich. Ihr Atem ging stoßweise, ihr Puls war beschleunigt und unregelmäßig. Scarpetta befürchtete, der untere Hirnstamm könnte zu stark unter Druck geraten.
    »Ich bleibe hier«, sagte sie zu Benton, während dieser Hilfe herbeitelefonierte. »Vielleicht übergibt sie sich oder bekommt einen Krampfanfall. Ich muss dafür sorgen, dass sie nicht erstickt. Ich bin bei Ihnen«, wandte sie sich an Filene. »Alles wird gut. Der Krankenwagen ist schon unterwegs«, fügte sie hinzu.

Sechs Tage später
    Im Gedenkraum des zweiten Reviers waren neben dem Colaautomaten und dem Waffenschrank Bänke und Stühle aufgestellt worden, weil der Platz in der Küche
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