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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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auf einer Bank nieder.
    „Und nun sollen unsere Gäste mal sehen“, verkündete er, „wie wir mit solchem Gesindel fertig werden. Jetzt gibt es ein Recht in diesem barbarischen Land. Das habt ihr wohl nicht erwartet, ihr Schufte?“
    Ringsum war es still geworden. Nur aus der Ecke, wo die Wärter mit dem Getier hockten, grunzte und krächzte es hin und wieder. Als seien sie aus einem Rausch erwacht, standen die Spielleute trübsinnig, mit verschreckten Mienen herum. Zu sitzen wagte jetzt niemand mehr. Verstohlen hatten sie ihre noch feuchten Kleidungsstücke zusammengesucht und sich bedeckt. Sie bereuten jetzt wohl ihren Leichtsinn. Das Wort „Obrigkeit“ hatte sie zur Besinnung gebracht.
    „Du … das Huhn, das Mancusen legt … hierher!“
    Tullius, jetzt mit einer durchlöcherten Hose bekleidet, kam näher. Er war der Einzige, der keine Demut zeigte, sondern eher feindselig und herausfordernd blickte. Vorgebeugt, wie zum Sprung bereit stand er da, das breite Froschmaul halb offen.
    „Wo habt ihr das Gold her, Kerl?“
    „Verdient!“
    „Wo denn verdient?“
    „Überall auf der Welt.“
    „Wen habt ihr bestohlen?“
    „Herr Jesus Christus! Niemand bestohlen!“
    „Vorgestern seid ihr über den Fluss. Ich selbst habe euch hinüber gebracht. Warum kommt ihr zurück?“
    „Nichts los da. Arme Leute in Sachsen. Wollen nichts geben für Possen.“
    „Als ihr übergesetzt seid, habt ihr kein Gold gehabt.“
    „Doch, hatten wir. Zeigen nicht jedem.“
    „Heute habt ihr es gezeigt.“
    „Schlechtes Wetter. Fluss gefährlich. Aber Fährleute kommen, wenn Gold sehen.“
    „Und warum hast du das Huhn mit den goldenen Eiern gemacht?“
    „Hab geübt. Neuer Trick. Gaukler muss immer Neues machen.“
    „Woher kommt ihr?“
    „Pompaelo.“
    „Und wohin wollt ihr?“
    „Pompaelo.“
    „Habt es wohl verdammt eilig dorthin.“
    „Ja, eilig. Hier trauriges Land, immer nur Wolken und Regen. Gaukler will blauen Himmel sehen.“
    „Aber nur noch mit einem Auge!“, rief Bozo und schlug zur Bekräftigung mit der Faust auf den Tisch. „Ihr Schufte habt dieses Gold stibitzt. Wem? Dem Herrn Grafen? Oder dem edlen Herrn Gozbert? Weiter könnt ihr ja nicht gekommen sein. Vielleicht habt ihr es auch dem Kaufmann Ratbold genommen. Ein hergelaufener Lump, der stiehlt, verliert ein Auge! So steht es im Kapitular des Herrn Königs. Du da … du hast nur noch eins, hast schon früher gestohlen, dir wird die Nase abgeschnitten! Schuldig sind nur die Männer, die Frauen, Kinder und Zwerge sind freigesprochen. Das Gold ist beschlagnahmt. Schweikert! Hug! Die Kerle fesseln. Morgen wird das Urteil vollstreckt. Dann könnt ihr weiterziehen in euer dreckiges Pompa … Pampa …oder wohin ihr wollt. Dankt Gott und mir, euerm Richter! Einäugig werdet ihr Schufte noch komischer sein!“
    Er lachte selbstgefällig und blickte Beifall heischend zu uns herüber. Knechte stürzten mit Stricken herbei. Wieder war es nur Tullius, der sich wehrte. Die anderen Männer der Truppe ließen sich fast ohne Widerstand binden. Ein paar Flüche in der Sprache ihrer spanischen Heimat waren ihr ganzer Protest. Die Weiber heulten, die Kinder plärrten.
    Die bucklige Alte schrie: „Fluch über dich, Tullius! Hast Gott betrogen in seinem Hause! Wirst uns alle verderben! Alle!“
    „Was höre ich da?“, rief Bozo. „Gott betrogen? In seinem Hause? So war es also, jetzt ist es heraus. Eine Kirche habt ihr bestohlen, ihr Heiden!“
    „Nicht Kirche bestohlen!“, keuchte Tullius, dem die Stricke den schmalen Brustkorb einschnürten.
    Bozo erhob sich mit triumphierender Miene.
    „Wie gut, dass ich das noch erfahre! Eine Kirche bestehlen … das ist etwas anderes. Dafür werdet ihr hängen! So will es in Sachsen das Gesetz. Dafür hängen hier sogar edle Herren!“
    „Nein!“, schrie Tullius. „Nicht Kirche bestohlen! Graf hat uns gegeben … Mancusen und Solidi.“
    Bozo stieß ein höhnisches Lachen aus.
    „Der Graf? Der Herr Volz? Der hätte euch Schnorrern Gold gegeben? Hat man je so freche Lügen gehört?“ Bozo drehte sich um. „Was sagt Ihr dazu, edle Herren? Dafür werden sie zusätzlich Peitschenhiebe beziehen. Damit sie begreifen, wo sie sind!“
    Er trat näher, beugte sich vor uns nieder und dämpfte vertraulich die Stimme.
    „Dieses Gesindel hat wahrscheinlich geglaubt, dass hier in Sachsen noch alles beim Alten ist. Heidnische Gräuel, Unzucht, Gesetzlosigkeit. Hat nicht damit gerechnet, dass der Herr König Karl inzwischen
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