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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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irgendwann einsammeln. Zwanzig bis dreißig Solidi pro Mann … das lohnt sich. Der vornehme Gozbert ist natürlich beteiligt.“
    „Und Volz? Der Graf?“
    „Vielleicht ist das der vierte und dickste Mistkäfer. Oh! Was sehe ich? Da naht unsere sächsische Freya mit einem Arm voller Fuchsfelle. Will sie uns ein Götterlager bereiten?“
    Die blonde Hausfrau lächelte wieder herüber und unterbrach damit das Gespräch, das Odo nun nicht mehr fortsetzen wollte. Er ließ sich noch einmal den Becher füllen – es war schon der fünfte oder sechste – und geruhte in halb liegender Stellung, den Ellbogen auf die Bank gestützt gleich einem römischen Konviven, dem Wirt ein paar Fragen zu stellen: nach der Tiefe des Flusses, dem Zustand der Straße am anderen Ufer, der Anzahl der christlichen Seelen im nächsten Dorf. Bozo stand vor ihm und antwortete beflissen.
    Es war also an mir zu entscheiden, was mit den Goldmünzen werden sollte. Ich steckte sie erst einmal in die große Tasche meiner Kutte. Nach kurzer Überlegung erhob ich mich von der Bank und ging zu den Gauklern hinüber. Odos Vermutungen schienen mir einerseits schlüssig zu sein. Andererseits: Hatte er selbst nicht festgestellt, dass Diebe ihr gestohlenes Gut nicht öffentlich vorzeigen würden?
    Die Spielleute in ihrer Ecke hockten und lagen auf dem Boden, die schlafenden Kinder und das Getier in der Mitte. Der Zwerg hielt noch immer den toten Affen. Die Frauen tuschelten miteinander. Die Männer schwiegen und starrten mir ängstlich und misstrauisch entgegen. Nur Tullius sprang auf. Die Schultern zusammengezogen, das Froschmaul heruntergeklappt, mit einem schiefen, lauernden Blick, der aber auch Dankbarkeit und Ergebung ausdrücken sollte, wartete er auf Befehle.
    „Hab keine Angst, mein Sohn“, begann ich. „Es soll euch nichts geschehen, denn wir vermuten, dass ihr kein Unrecht getan habt. Doch sind wir davon noch nicht ganz überzeugt. Deshalb zögern wir noch, euch die Münzen zurückzugeben.“
    Tullius machte eine verzweifelte Bewegung und rief ein paar Heilige an. Ich unterbrach ihn.
    „Beantworte meine Fragen. Und untersteh dich, wieder zu lügen!“
    „Ich lügen? Heiliger Michael, heiliger Zeno …“
    „Mal hast du behauptet, ihr hättet das Gold schon gehabt, als ihr hierher kamt … dann aber, ihr hättet es vom Grafen erhalten. Einmal wollt ihr es verdient haben, dann wieder empfingt ihr es als Mitleidsgabe. Was ist nun richtig?“
    „Alles richtig. Nur vorher wir hatten nicht Gold, nur argentum … Silber.“
    „Ein beträchtlicher Unterschied. Aber wir wollen das gelten lassen. Dann hättet ihr also das Gold vom Grafen, teils erbettelt, teils verdient. Wofür denn verdient?“
    Tullius schwieg verlegen. Sein Blick suchte den der Gefährten, fand dort aber nur Ratlosigkeit.
    „Nun?“, drängte ich.
    Das Froschmaul schnappte ein paarmal nach Luft, brachte jedoch keinen Ton heraus. Ich starrte an ihm vorbei in die Dunkelheit.
    „Wo ist das Weib, das geschrien hat? Was heißt das: ‚Gott im eigenen Hause betrogen´?“
    „Sie meinte Auftritt!“, sagte jetzt Tullius rasch. „Vorstellung, Gaukelspiel.“
    „In der Kirche?“
    „Ja, in Kirche.“
    „Auf dem Salhof des Grafen?“
    Tullius nickte.
    „Das ist ungewöhnlich. Was habt ihr dort dargeboten?“
    „Darf ich nicht sagen.“
    „Für läppische Possen gibt man kein Gold.“
    „Ich nicht reden. Graf hat verboten. Sonst …“
    „Sonst?“
    Wieder irrte der Blick des Gauklers umher. Schließlich murmelte er nur trotzig:
    „Ehrlich verdient … Mancusen und Solidi.“
    Einen Augenblick lang wusste ich auch nicht weiter. Sicher war, dass die Leute Angst hatten. Umso mehr nach dem, was gerade geschehen war. Natürlich konnte ich versuchen, ihnen klarzumachen, dass königliche Kommissare dem Grafen übergeordnet sind, dass sie jede seiner Anordnungen außer Kraft setzen können. Aber würden sie uns, die wir – vom Geiz des königlichen Kämmerers gestraft – mit einem lächerlich kleinen Gefolge reisten, so viel Macht zutrauen? War es andererseits klug, eine gräfliche Anweisung, mochte sie noch so verdächtig erscheinen, aufzuheben, ohne den Grafen gehört zu haben?
    Schließlich hatte ich einen Einfall, der mir erfolgversprechend schien.
    „Ihr habt euch also zum Schweigen verpflichtet. Nun, wir wollen euch nicht dazu verleiten, es zu brechen. Es handelt sich zweifellos um ein Mysterium, das ihr zu einem guten, christlichen Zweck mit Leben erfüllt habt. Ist es
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