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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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Gauklergesellschaft über tausend fränkische Denare besaß? War es das Gold, das sie verwirrte und übermütig machte? Aber wie hatten sie es verdient?
    Diese Frage schien ich mir nicht allein zu stellen. Vom Beifall seiner Leute angespornt, machte Tullius weiter und merkte nicht, dass sich ein breiter Schatten zwischen ihn und das verglimmende Herdfeuer schob. Wieder gackerte er und bückte sich. Als er nun aber hinter sich langte, um das Goldstück hervorzuzaubern, schloss sich eine Faust um sein Handgelenk.
    Sein Arm wurde heftig nach oben gerissen. Er stürzte vornüber. Die Münze entfiel seiner Hand.
    Es war der Fährmann, der sie auffing. Er tat es mit der Linken, während er mit der Rechten noch immer das Handgelenk des Gauklers umklammerte.
    „Du bist mir noch den Lohn schuldig, Kerl!“, sagte er.
    Aus der Nähe sah ich nun, dass der Hausherr ein gedrungener, starker Bursche war, mit fliehender Stirn und flinken Augen. Sein dichter Bart ließ ihn älter erscheinen, als er wohl war. Seine Aussprache war fränkisch, er musste vom mittleren Rhein stammen.
    „Lass ihn los, Bozo, tu ihm nicht weh!“, rief die Hausfrau.
    Der Mann gab Tullius noch einen Stoß, so dass er vom Tisch stürzte. Aber der Gaukler war geschmeidig genug, um nicht hart zu fallen. Schon hatte er sich wieder aufgerappelt.
    „Gebt den Mancusus wieder!“, heulte er. „Ist zuviel! So viel könnt Ihr nicht von uns verlangen!“
    „Warum bist du so geizig?“, höhnte Bozo. „Wie man sieht, legst du Mancusen wie Eier. Du hast doch noch mehr davon. Her damit!“
    Ein Entsetzensschrei kam aus den Mündern der Gaukler.
    „Herunter mit dem Pelz!“, befahl Bozo. Er winkte ein paar Knechten. Sie stürzten sich auf Tullius und es nützte ihm nichts, dass er sich ihnen zu entwinden suchte, um sich schlug und sie gegen die Beine trat. Sie zerrten ihm den Fischotterpelz von den Schultern. Nackt und jämmerlich stand er da.
    „Zieh deine Hose an, du schamloser Strolch!“, befahl der Hausherr. „Und du, Frau, nimm den Pelz und sieh nach! Bin gespannt, wieviel sie gestohlen haben.“
    Unter den Gauklern erhob sich Protest. Durcheinander redend beteuerten sie, dass es sich um ehrlich verdientes Geld handelte. Einem der Musikanten, der ihn bedrängte, stieß Bozo die Faust vor die Brust. Der magere Bursche krümmte sich.
    Mir schien, dass es nötig war einzugreifen. Wenn die Gaukler das Geld gestohlen hatten, konnte dies festgestellt werden, ohne ihnen Gewalt anzutun. Ich wollte aufstehen, aber da legte sich mir von hinten eine Hand auf die Schulter und drückte mich auf die Bank zurück. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Odo wieder hereingekommen war.
    „Warte noch!“, sagte er leise.
    „Aber können wir das mit ansehen?“
    „Warum nicht? So wird der Abend noch kurzweilig. Ich glaube nämlich, es kommt noch besser!“
    Acht Goldstücke brachte die Untersuchung des Pelzes hervor. Matt schimmernd lagen sie auf dem Tisch.
    „Sieh einmal an, das lohnt sich ja!“, rief Bozo. „Ich wusste doch gleich, das ist eine Diebesbande! Die ehrenwerten Herren mögen entschuldigen“, wandte er sich an uns, „dass ich vorhin dieses dringenden Geschäfts wegen nicht umkehren konnte. Der Lümmel dort war so dreist, mir mit dem Gold vom anderen Ufer aus Zeichen zu geben. Natürlich wusste ich gleich Bescheid. Die Bande schnappst du dir, dachte ich, ehe sie es sich anders überlegen. Es war meine Pflicht, ich bin hier so etwas wie ein Zentgraf, vertrete die Obrigkeit. Wie ich höre, hat meine Frau Euch bewirtet. Wart Ihr zufrieden? Auch das Nachtlager wird Euren Ansprüchen genügen. Ihr seid hier auf einer fränkischen Insel in diesem elenden Sachsen. Davon gibt es nicht viele. Lasst es Euch also wohl sein! Morgen früh werde ich Euch sicher ans andere Ufer bringen.“
    Bozo fragte nicht einmal nach unseren Namen. Wir sahen aus wie beliebige Reisende, die abends erschöpft und von Wind und Wetter gebeutelt um ein Herdfeuer hockten. Er blickte auch keinen von uns genauer an, nicht einmal Odo, der allerdings in einer dunklen Ecke saß und sich halb abgewandt hatte.
    Ich gab dem Wirt durch ein Handzeichen zu verstehen, dass wir seinen Worten zustimmten. Der Mann war zwar grob und nicht sehr vertrauenerweckend, doch gehörte er zu den unternehmenden Franken, die den Mut hatten, sich hier niederzulassen. Solche mussten wir als unsere Verbündeten ansehen.
    Bozo wandte sich wieder den Gauklern zu. Die acht Goldmünzen in Reichweite vor sich, ließ er sich breit
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