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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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augenzwinkernd.
    „An Petrissa, vermute ich. Deine letzte Eroberung, auch eine Schankwirtin.“
    „Ach, schweig, die habe ich schon vergessen. Diese erinnert mich an meine Braut, Prinzessin Rotrud! Die Augen, die Lippen, die blonden Löckchen … Natürlich kann man die beiden so wenig miteinander vergleichen wie ein Gänseblümchen mit einer Rose. Aber im Augenblick heißt es bescheiden sein. Solange der Rosengarten des Alten unseren Blicken entzogen ist …“
    „Versuch lieber nicht, dort einzudringen“, sagte ich seufzend. „Du weißt doch, er gibt seine Töchter nicht her.“
    „Ich halte um Rotrud an, sobald wir zurück sind!“
    „Du wirst nur bei ihm in Ungnade fallen.“
    Odo lachte.
    „In Ungnade? Aber das bin ich doch längst! Würde ich sonst mit dir sauertöpfischem Kuttenträger durch diese Einöde ziehen? Nun, ich werde dem Alten nichts nachtragen … vorausgesetzt, er gibt mir nach unserer Rückkehr die Grafschaft, die ich beanspruchen kann. Vergiss nicht, ich bin ein Nachkomme Chlodwigs, des Reichsgründers!“
    Ich schwieg dazu lieber. Was sollte ich antworten? Es war sinnlos, ihn von seinem hohen Ross herunterholen zu wollen. Er glaubte nun einmal fest daran, zu den höchsten Ämtern und zum Schwiegersohn des Königs berufen zu sein. Dass er ein Merowinger ist, ein später Spross des alten Königsgeschlechts, wäre immerhin möglich. Doch wenn es stimmt, wird dann unser Herr Karl, dessen Vater den letzten Merowinger vom Thron stieß und in ein Kloster steckte, auf seine Erhebung Wert legen? Kaum. Und Odo weiß das natürlich. Trotzdem trägt er seine Nase, dieses prächtige Stück, so hoch, dass ich fürchte, er wird eines Tages ein Loch übersehen und hineinfallen.

2. Kapitel
    Wie ich vorausgesagt hatte, dämmerte es, als die Fähre zurückkam. Gleich darauf stürmte unter Geschrei jener bunte Haufen herein, den wir am anderen Ufer bemerkt hatten. Mit der Gemütlichkeit war es aus.
    Es handelte sich um eine Gauklertruppe – dieselbe, die sich uns nach der Rheinüberquerung ein paar Tagereisen lang angeschlossen hatte, dann aber, als uns der Tod des Zentgrafen und seiner Tochter aufhielt, weitergezogen war.
    Man kennt dieses Volk von allen Märkten und Festplätzen: ein paar junge Kerle mit Trommeln und Pfeifen, ein zierliches Mädchen, das auf dem Seil tanzt, ein fetter Kraftmensch, ein Krüppel, ein Zwerg, eine bucklige Alte. Wozu alle aufführen? Mit den Kindern waren es an die zwanzig, mit dem Papagei, dem Tanzbären, einem todkranken Äffchen, das noch am selben Abend eingehen sollte, und anderem possierlichem Viehzeug doppelt so viele. Der große Raum war augenblicklich gefüllt. Ungeniert warfen die Ankömmlinge ihre durchnässten Kleider ab. Sie grüßten uns lärmend in verschiedenen Sprachen und zwängten sich neben uns auf die Bänke um das Feuer.
    Was blieb uns übrig als zusammenzurücken! Odo zog seine Stiefel an, erhob sich schnaufend und ging beiseite. Sein Blick sagte alles: Wie konnte der Schuft von einem Fährmann uns abweisen, um dieses Pack herüberzuholen? Denn wahrhaftig, diese Gesellschaft! war lästig! Kaum saßen sie, sprangen sie wieder auf, um sich mit Näpfen und Löffeln zu versorgen. Dann drängte alles an den Herd. Ein kleiner hagerer Kerl mit einem Froschmaul, der seinen neuen Fischotterpelz nicht abgelegt hatte, dafür jedoch seine Hose, tauchte eine Kelle in den Kessel und gab Suppe aus. Unter Geschnatter und Gezänk kämpfte jeder um seinen Anteil, wobei das meiste verschüttet wurde. Der Hagere, den sie Tullius riefen, schrie am lautesten. Er schien der Anführer der Truppe zu sein, was er auf plumpe Weise herauskehrte. Dem einen verweigerte er das Essen, dem anderen spuckte er in den Napf und das bucklige Weib schlug er mit der Kelle. Es war abstoßend.
    Das Benehmen der Gaukler verwunderte mich noch mehr als es mich empörte. Im Allgemeinen verhalten sich Spielleute eher unauffällig, sie machen nur Lärm, wenn sie ihre Kunststücke vorführen. Da sie immer gewärtig sein müssen, geprügelt, verjagt, eingesperrt oder sogar aus nichtigem Anlass (und meist folgenlos für die Täter) getötet zu werden, besitzen sie die Tugend der Vorsicht. Wenn man sie überhaupt irgendwo einlässt, drängen sie sich scheu in Ecken herum und vermeiden Zusammenstöße. Auch diese hatten sich an den gemeinsamen Reisetagen bescheiden am Ende des Zuges gehalten, hatten Aufmerksamkeit vermieden. Jetzt aber taten sie seltsamerweise das Gegenteil. Sie waren so übermütig
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