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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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wenn ich anrufe, erwartest du jemand anderen.«
    »Anselm! Wo bist du?«
    »Wir sind auf der deutschen Station GARS O’H iggins. Aber nur heute. Dann geht es weiter zur Neumayer-Station. Ich muss mich kurz fassen, kann nicht lang reden. Wie geht es Tante Leni?«
    Verdammt! Anselm wusste ja noch gar nicht, dass sie tot war. Agnes schluckte.
    »Tante Leni ist tot, ermordet«, krächzte sie ins Telefon.
    »Scheiße! Wer bringt denn Tante Leni um?«
    »Keine Ahnung. Die Polizei weiß es auch nicht. Ich habe heute einen Privatdetektiv engagiert, der es herausfinden soll.«
    »Das ist gut.«
    Anselm hatte leicht reden. Er bezahlte den Schnüffler ja nicht.
    »Und wie geht es dir?«
    »Na ja, hier beginnt jetzt der Winter und die ewige Dunkelheit, Temperaturen bis minus siebzig Grad, Schneestürme. Aber ich bin gesund und freue mich auf die Arbeit.«
    »Herrgott, Anselm, warum machst du das? Musst du dir irgendwas beweisen?«
    »Kann schon sein. Außerdem zahlen sie hier sehr gut. Damit kann ich den Großteil meiner Schulden abstottern. Und du weißt ja selbst, wie’s zu Haus auf dem Arbeitsmarkt ausschaut. Also, ich muss aufhören. Halt die Ohren steif, Agi! Die anderen wollen auch alle noch zu Hause anrufen. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich kann. Tschü-üss!«
    Bevor Agnes den Gruß erwidern konnte, war die Verbindung unterbrochen. Mein Gott, Anselm. Du bist mir wieder mal eine echte Hilfe!
    Agnes hatte keine Ahnung, was ihr Bruder in der Antarktis zu suchen hatte. Er war dort für alle möglichen Hilfstätigkeiten zuständig. »Da kommt mir endlich zugute, dass ich so viele verschiedene Interessen habe«, hatte Anselm erklärt.
    Endlich etwas, wo man Leute, die hundert Sachen anfangen, aber nichts fertig machen, brauchen kann, dachte Agnes bei sich. Egal, immerhin war Anselm dort momentan in relativer Sicherheit. Dort wurden keine hilflosen alten Damen ermordet. Oder doch, nur dass man es hierzulande nicht erfuhr? Sie seufzte. Irgendwie schien ihr Leben im Moment nur aus Problemen zu bestehen.
    Und nur so ganz nebenbei hätte ihr verdammter Bruder jetzt eigentlich heimkommen und ihr zur Seite stehen können! Woran der natürlich gar nicht dachte. Und es wahrscheinlich auch gar nicht konnte, gestand sie sich ein. Er hatte sich für ein volles Jahr verpflichtet.

6
    Wolfgang Schatz, von seinen Freunden Lupo genannt, hatte von Agnes Schneider alles erfahren, was sie über den Mord an Leni Dürauer wusste. Er selbst hatte sich auf die Suche nach Informationen über das zweite Mordopfer in der Gegend gemacht und war fündig geworden. Eine Gemeindesekretärin aus der Umgebung hatte einen Waldarbeiter tot aufgefunden. Jetzt war Lupo auf dem Weg zu ihr. Er wollte, dass sie ihm zeigte, wo der Tote gelegen hatte.
    Als er seinen altersschwachen Polo vor dem Amtshaus abstellte, pfiff ein strammer Wind über den Parkplatz. Richtig ungemütlich. Er beeilte sich, die wenigen Meter bis zum Eingang möglichst schnell hinter sich zu bringen.
    Er klopfte an die Tür mit der Aufschrift »Sekretariat« und trat ein. Drinnen stand eine blonde junge Frau im Durchgang zu einem Nebenraum. Statt einer Frisur trug sie ein Storchennest auf dem Kopf und im Gesicht ein halbes Kilo Verputz. Dazu einen eng anliegenden Pulli mit Ausschnitt bis in die Magengegend, einen Rock, der wohl aus einem zu kleinen Stoffrest geschneidert worden war, denn er endete gerade noch unter dem Rand der Unterwäsche, falls sie so etwas überhaupt trug. Ihre Füße steckten in Schuhen mit Wahnsinnsabsätzen. Die reinen Mordwaffen. Das war die Frau, die den toten Waldarbeiter gefunden hatte? Nie im Leben.
    »Hallo, Fremder«, quietschte ihn die Königin von Tussitanien in den höchsten Tönen an, »was führt Sie zu uns?«
    »Ich möchte mit der Frau sprechen, die den Herrn Grebenzer gefunden hat.«
    »Die Winzling hat heut einen freien Tag.«
    Das Interesse der Dorfschönen an ihm war schlagartig erloschen.
    »Und wo kann ich sie finden?«
    »Na, zu Haus.«
    »Und wo ist das?«
    Blondchen stöckelte missmutig in seine Richtung. Sie deutete zum Fenster hinaus.
    »Wenn S’ da draußen nach links gehen, kommen S’ nach hundert Metern zu einem winzigen Haus mit Vorgarten. Wenn dort ein Riesenvieh von einem schwarzen Hund sitzt, dann sind S’ richtig.«
    Sie schnappte sich eine dicke Mappe und verschwand mit wackelndem Hintern in dem Raum, in dessen Türe sie bei seinem Eintritt schon gestanden hatte. Der einzige Schönheitsfehler bestand darin, dass sie auf den
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