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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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Nähe? Blödsinn! Der Kopf und sein Besitzer mussten seit Langem tot sein. Polizei! Er musste die Polizei verständigen.
    Schnell ließ er den Deckel wieder auf die Blechtonne fallen und eilte würgend in sein Büro. Er konnte seinen Mageninhalt im letzten Moment daran hindern, das Licht der Freiheit zu erblicken. Er schluckte ein paarmal schwer. Dann nahm er einen langen Zug aus der Schnapsflasche, die ihm der Huberbauer neulich vorbeigebracht hatte. Wischte sich mit dem Ärmel über Mund und Stirn. Danach wählte er die Nummer des Notrufes. In seiner Aufregung landete er bei der Feuerwehr. Verdammt, warum konnte er sich das nie merken, dass die Notrufnummern alphabetisch ansteigend waren? Feuerwehr 122, Polizei 133 und Rettung 144.
    Der Mann in der Einsatzzentrale beruhigte ihn. So etwas käme öfter vor, dass jemand in der Aufregung die falsche Nummer erwischte. Er leitete den Anruf einfach weiter.

8
    Dorli fasste soeben den »Hirtenbrief« zusammen. So nannte sie bei sich das Pamphlet, das der Bürgermeister jeden Monat auf seine wehrlose Gemeinde losließ. Dabei musste sie sich besonders darauf konzentrieren, dass sie die süffisanten Abwandlungen, die ihr durch den Kopf schossen, nicht zu Papier brachte.
    »Der heurige Feuerwehrball war wieder ein voller Erfolg.« Hieß im Klartext: Die meisten waren so sturzbetrunken, dass es einige nicht ins eigene Bett schafften und damit ein Eifersuchts-Roulette ins Drehen brachten. Bei so mancher Familie hing zwei Wochen später immer noch der Haussegen schief.
    Nächster Punkt: Der Auftrag für die Kanalsanierung in der Mondscheingasse war an die Firma Schnorrer vergeben worden, weil sie nebenbei für den Sohn des Bürgermeisters einen Swimmingpool von olympischen Ausmaßen baute. Gratis, verstand sich. Verrechnet wurden bestenfalls die Materialkosten. Schreiben musste sie allerdings: »Den Zuschlag erhielt der Niedrigstbieter, die Firma Schnorrer aus Langebichl.«
    Ausgerechnet in diesem Moment klappte die Eingangstür. Die Schöne war wieder mal nicht auf ihrem Platz. Vermutlich musste eine Strähne ihrer Heustadlfrisur frisch einzementiert werden. Es blieb Dorli daher nichts anderes übrig, als sich selbst um den Neuankömmling zu kümmern.
    Sie blickte kurz auf. Der Besucher war ihr unbekannt, groß, nicht ganz schlank, etwa in ihrem Alter, so um die vierzig, plus/minus ein paar Weihnachten. Er trug schmutzige Hosen und lehmige Schuhe mit schief gelaufenen Absätzen. Dunkles, zu langes Haar, zerrauft und formlos, Dreitagebart oder eher einfach nur unrasiert, die Lederjacke speckig und an einem Ärmel zerrissen.
    »Die Anträge für Notstandshilfe liegen dort drüben.«
    Sie wies in die Richtung und wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu. Der Mann blieb reglos vor ihr stehen, und sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht.
    »Was?«, raunzte sie ihn ungnädig an.
    »Ich suche Frau Wiltzing.«
    Herr im Himmel. Konnte der das Formular nicht allein ausfüllen?
    »Und warum?«
    »Wegen ihres umwerfenden Charmes«, entgegnete der Besucher und nickte grinsend Richtung Namensschild, das sie auf der Brust trug.
    Sehr witzig! Das verdammte Ding. Sie hatte vergessen, es abzumontieren, nachdem der Landeshauptmannstellvertreter heute seinen Kurzbesuch in der Gemeinde beendet hatte.
    Resigniert wandte sie sich vom Bildschirm ab und dem Besucher zu. »Und was wollen S’ wirklich von mir?«
    »Ich habe gehört, dass Sie ein affines Verhältnis zu Leichen im Wald pflegen.«
    Der Kerl hatte mehr als nur eine Schraube locker. Wer redete denn so?
    »Wenn S’ damit andeuten wollen, dass ich neulich eine Leiche g’funden habe, dann stimmt das. Ich geb aber keine Interviews.«
    »Sehr vernünftig.« Der Kerl grinste schon wieder. Ob sie den Gemeindearzt anrufen und ihm sagen sollte, dass hier ein entsprungener Irrer herumlungerte?
    »Ich bin kein Journalist. Mein Name ist Schatz. Privatdetektiv aus Wien.«
    Solche Schätze gehörten vergraben. Ohne Hinweis in irgendwelchen Karten, damit sie nicht so bald gefunden wurden.
    Dorli schluckte ihren Ärger hinunter. »Und was kann ich für Sie tun?«
    »Sie haben einen Toten gefunden. Unweit der Stelle, wo die Tante meiner Auftraggeberin ermordet wurde. Ich glaube nicht an Zufälle, sondern vielmehr, dass beides miteinander zu tun hat.«
    Das erste vernünftige Wort aus dem Mund des abgerissenen Kerls. Die Geschäfte des Herrn Detektiv konnten nicht gerade üppige Erträge abwerfen, so wie der sich kleidete. Oder er legte auf sein Äußeres
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