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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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warten, bis die nächsten vier Tage um sind. Das ist doch schon mal was.«
    »Makabre Spekulation?«
    Valentina zuckte mit den Schultern. »Mehr habe ich noch nicht. Aber ich spüre, dass es sich verdichtet.«
    »Solche metaphysischen Fakten liebt der Staatsanwalt.«
    »Ich mache noch ein paar Fotos, dann kann der Tatort gesäubert werden.« Valentina zog eine Digitalkamera aus ihrer Outdoorjacke, um sich den Frauenkopf und die Räumlichkeiten als Bilddateien zu sichern. Zwar war das der Job der Spurensicherer, aber bei all den Knüppeln, die ihr in diesem Fall bereits zwischen die Beine geworfen worden waren, wollte sie auf ihr eigenes Material Zugriff haben.
    Während sie die Fotos schoss, merkte sie, wie sich mit dem dritten Frauenkopf eine innere Logik zusammenfügte. Wie in einer zu ergänzenden Zahlenreihe, die man in Eignungstests fortzusetzen hatte.
    Die ersten beiden Fundorte waren Gaststätten gewesen, beide lagen auf der Brünner Straße. Dies war aber keine Gaststätte. Was war es dann?
    Valentina sah sich um. Der Raum war leer. Irgendwann mal ausgebrannt. Trockener Löschschaum haftete an Boden und Wänden. Bis auf die Gipssäule und den Schädel war nichts da, abgesehen von einem Scheißhaufen in der Ecke des Obdachlosen, der den Schädel gefunden hatte. Darum hatten sich ihre Freunde aus der Forensik zu kümmern, dachte Valentina, und sie ertappte sich bei einem leichten Lächeln. Es gefror jedoch gleich wieder, als sie daran dachte, dass auch der Frauenschädel lächelte.
    Warum? Die Frau musste Höllenängste und furchtbare Schmerzen gehabt haben. Aber vermutlich war ihr der Kopf erst abgetrennt worden, als sie schon tot war. Dann hätte sie keine Schmerzen gehabt. Warum aber dieses Lächeln? War es ihr post mortem aufgesetzt worden? Auch bei den beiden anderen Frauen war der Anflug eines Lächelns zu sehen gewesen, aber bei dieser hier war es am deutlichsten. Waren sie vorher mit Drogen vollgepumpt worden? Die Forensik hatte im Blut nichts gefunden. Hatten sie sich etwa auf ihren Tod gefreut? Daran mochte Valentina gar nicht denken. Sie liebte das Leben. Und auch die schönen Frauen, von denen sie bislang nur die Schädel kannte, strahlten im Tod noch Lebensfreude aus.
    Dass sie aber auch noch immer keine Namen hatten! Vermisste denn niemand diese Frauen? Es musste doch Anzeigen geben von Verwandten oder Freunden, denen eine Tochter, Schwester, Frau, Freundin oder sogar Mutter abhandengekommen war. Alle drei Frauen waren um die dreißig Jahre alt und sahen gut aus. So jemand hatte doch ein Netzwerk.
    »Ihr könnt abräumen«, sagte Valentina zu dem Spurensicherer und verließ den Raum.
    Sie überquerte die Brünner Straße, um das Haus aus der Distanz zu betrachten. Es musste seit Jahrzehnten unbewohnt sein. Der Putz war zum größten Teil abgeblättert, teilweise konnte man das Schönbrunner Gelb noch erahnen, mit dem es einmal gestrichen worden war. Nur ein Schriftzug, der sich über der Eingangstür des Hauses befand, stach noch deutlich in aggressivem Rostbraun hervor: »Romane«.
    War es mal eine Buchhandlung gewesen? Oder nur eine kleine Trafik, die Schundheftchen verkaufte? Valentina machte einige Fotos von der Häuserfront, dann zoomte sie den Schriftzug heran und fotografierte auch ihn.
    Alle drei Häuser, in denen die Frauenköpfe gefunden worden waren, hatten an der Fassade auffällige Malereien. An der Front der Pizzeria »Comtessa« prangten drei Musketiere, die ihre Degenklingen zur verschworenen Einheit kreuzten, an der »Bounty« segelte ein Dreimaster durch schäumende Gischt, und hier stand einsam und verloren das Wort »Romane«.
    Der Täter hatte sich diese Orte nicht zufällig ausgesucht. Wer sich die Mühe machte, die Gesichter seiner Opfer so sorgfältig zu schminken, der wusste genau, warum und wo er seine Beute zur Schau stellte. Jedenfalls musste es etwas mit Floridsdorf zu tun haben. Alle drei Fundorte lagen im zweiundzwanzigsten Bezirk: Brünner Straße, Prager Straße und die Pizzeria auf der Donauinsel. Also könnte der nächste Kopf ebenfalls in diesem Bezirk ausgestellt werden, und zwar in einem Haus, das in der Reihe Sinn ergab.
    Valentina biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht bis zu einem vermuteten nächsten Mord hindurch all die Häuser, die ins Profil passten, observieren lassen, so viel Personal hatte sie nicht. Zudem war es nur Spekulation. Aber sie konnte nach einem weiteren Haus mit Fassadenmalerei Ausschau halten.
    Valentina
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