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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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Brücke,
    da klafft mir eine Lücke,
    hab ich ihn nun erstochen,
    oder hab ich nur erbrochen
    all den Fusel, den ich soff,
    der mir aus dem Maule troff,
    war es nur aus Rache,
    längst abgemachte Sache?«
    Valentina lachte über den Text, er gefiel ihr. Sie würde mit ihm und der Melodie experimentieren, bis sie bei Zirner wäre. Am Abend würde sie ihn dann niederschreiben. Es könnte der Refrain einer neuen Ballade sein. Er klang etwas nach Moritat, aber wenn man harte Slash-Akkorde darunterlegen würde, hätte es Charme.
    * * *
    Zirner blickte ungeduldig auf seine Armbanduhr. Valentina hatte gesagt, in einer halben Stunde sei sie hier. Die war längst vorbei.
    Ihm erzählte der Tatort nicht viel. Oder sollte er besser »Fundort« sagen? Denn hier war der Schädel nicht abgetrennt, die Frau nicht ermordet worden, so viel konnte man auf den ersten Blick schon erkennen. Es gab keine Anzeichen von Blut oder Spuren eines Kampfes. Auch die restlichen Teile des Körpers waren nirgendwo zu finden. Das Zimmer hier glich eher einem kargen Ausstellungsraum. Die anderen beiden Köpfe waren in ähnlich verlassenen, kahlen Räumen ausgestellt worden.
    Valentina war bereits eine Viertelstunde über der Zeit, das war er von ihr nicht gewohnt. Zirner nahm sein Handy und wählte ihre Nummer an. Es klingelte direkt hinter ihm. »Hells Bells« von AC/DC hämmerte in sein Ohr. Er drehte sich um.
    »Entschuldige die Verspätung«, sagte Valentina kurz und reichte ihm die Hand zum Gruß.
    »Neues Gewehr?«, fragte Zirner und deutete mit dem Kinn in Richtung Gitarrenrucksack, den Valentina noch immer auf dem Rücken trug.
    »Schnellfeuerwaffe. Damit hänge ich sogar Malmsteen ab«, antwortete sie.
    »Wäre schön, wenn wir damit auch schneller als unser Täter wären. Willst du deine Bazooka erst abstellen?«
    Valentina sah sich um und schüttelte dann den Kopf. »Nein, am Ende verwische ich noch eine Spur damit.«
    »Du hast doch nur Angst, dass sie dir jemand klaut.«
    »Richtig. Wem kann ich hier schon trauen?«
    »Mir.«
    »Ich behalte sie trotzdem auf.«
    »Dann komm mit, ich zeig dir etwas, das dir sehr bekannt vorkommen wird.«
    Valentina folgte Zirner in den hinteren Raum des Gebäudes, wo sich noch immer der abgesägte Frauenschädel befand.
    »Die Spurensicherung ist schon durch. Sie warten nur darauf, dass sie den Kopf mitnehmen können.«
    Valentina erkannte im Unterton Zirners, dass die Kollegen bereits ungeduldig darauf warteten, in die Mittagspause zu verschwinden.
    »Ich beeil mich«, erwiderte sie leicht genervt über die Beamtenmentalität ihrer Kollegen. Zirner war eine Ausnahme, obwohl auch er sich seiner Pension entgegensehnte. Aber auf ihn konnte sie zählen. Er war so etwas wie ein guter Onkel für sie in dem Laden. Ohne ihn hätte sie keine drei Wochen überlebt. Er war ihr einige Male in schwierigen Situationen zur Seite gestanden und hatte manches Fettnäpfchen, in das sie arglos hatte springen wollen, geschickt aus dem Weg geräumt. Zwar war er der Dienstälteste, ordnete sich aber ihrer Leitung unter, im Gegensatz zum Rest der Truppe. Vielleicht erinnerte sie ihn an seine Tochter, die mit ihrer Mutter nach Australien ausgewandert war, vielleicht war es aber auch nur die Rockmusik, die sie beide verband. Valentina liebte die Hardrock-Klassiker, und für Zirner war es die Musik seiner Jugend.
    Vor Valentina, sauber drapiert auf einem Gipsimitat, das eine antike römische Säule darstellen sollte, starrte kalt lächelnd ein hübsch zurechtgemachter Frauenkopf herab. Es war bereits der dritte Schädel innerhalb von anderthalb Wochen. Den ersten hatten sie in der Küche einer Pizzeria, die sich »La Comtessa« nannte, keinen Kilometer vom jetzigen Fundort entfernt, gefunden. Sie hatten die gesamte Restaurantbelegschaft auseinandergenommen. Fehlanzeige. Alle hatten sie astreine Alibis.
    Der zweite Frauenkopf war auf dem Tresen einer verlassenen Spelunke mit dem verwegenen Namen »Bounty« gelegen; das war vier Tage später gewesen. Und jetzt lagen wieder vier Tage dazwischen und prompt der dritte Schädel auf dem Tablett.
    »›Quattro Stagioni‹«, sagte Valentina.
    »Was?«
    »›Vier Jahreszeiten‹. Kennst du nicht? Von Vivaldi? Ist auch eine Pizza.«
    »Ja, ich weiß. Aber warum sagst du das? Hast du Hunger? Frag mal den Spurensicherer draußen. Der erzählt dir was von Schnitzel.«
    »Drei Schädel, immer im Abstand von vier Tagen. Vier Jahreszeiten. Wenn wir einen vierten Schädel wollen, müssen wir nur
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