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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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hohen Absätzen schwankte wie ein Schiff mit schwerer Schlagseite. Das konnte nicht bequem sein. Und wenn man derart dahinwatschelte wie sie, dann sah es nicht einmal gut aus. Warum taten sich Frauen so etwas an? Er würde die Weiber nie verstehen. Kein Wunder, dass er keine Freundin hatte. Zumindest nie lange.
    Das fing ja schon toll an! Hoffentlich war die urlaubende Frau Winzling ein anderes Kaliber als die Wasserstoffblonde mit dem akuten Stoffmangel.
    Lupo fand das Haus. Davor stand ein schweres Motorrad, auf das sich eben jemand mit geschlossenem Visier schwang. Hinter dem Zaun stand ein Berner Sennenhund und sandte einen todtraurigen Blick in Richtung fahrbereiter Maschine.
    »Guten Tag. Können Sie mir sagen, wo ich Frau Winzling finde?«
    Die Gestalt auf dem Motorrad schickte den Hund mit einer Handbewegung zurück zum Haus. Dann wandte sie sich langsam um.
    »Kenn i net!«, quetschte sie unfreundlich unter dem Helm hervor, startete die Kawasaki, die röhrend zum Leben erwachte, und rauschte davon.
    Der Stimme nach war das eine Frau gewesen! Vielleicht sogar die, die er suchte? Aber warum sprach sie nicht mit ihm? Waren in diesem gottverlassenen Nest alle vertrottelt?
    Er bedauerte schon, dass er diesen Fall überhaupt angenommen hatte. Doch ihm blieb keine Wahl. In seiner Kasse herrschte fundamentale Ebbe, er war noch die Miete vom letzten Monat schuldig, und der nächste Erste näherte sich mit Riesenschritten. Er brauchte jeden Auftrag, egal, wie blöd die Umstände waren. Er musste ganz einfach dringend Geld verdienen. Egal, wie.
    Unschlüssig schlenderte er über die Straße, wo zwei ältere Frauen bei einer jungen mit Kinderwagen standen und tratschten.
    »Können Sie mir sagen, wo ich Frau Winzling finde?«
    Die Damen brachen in lautes Lachen aus.
    »Haben S’ sie das so g’fragt?«, beantwortete eine seine Frage mit einer Gegenfrage.
    »Sicher.« Was war so lustig? Die hatten wirklich alle einen Dachschaden. Vermutlich ein Fall von jahrhundertelanger Inzucht.
    »Deswegen is die Dorli so abg’rauscht.«
    Lupo schüttelte ungläubig den Kopf. »Das war die Frau?«
    »Ja.« Eine der erheiterten Damen versuchte ihr Lachen in den Griff zu kriegen, und als sie sich etwas beruhigt hatte, sprach sie weiter. »Sie heißt nicht Winzling, sondern Wiltzing. Und wenn sie jemand Winzling nennt, ist sie einfach nur krampensauer.«
    »Aber … den Namen hat mir die andere Frau auf der Gemeinde genannt!«
    »Die mit dem Komposthaufen am Kopf und dem Ausschnitt bis zu den Knien?«
    Er nickte.
    »Das war Barbara Schöne. Die Trutschen hasst die Dorli. Das hat die sicher absichtlich g’macht!«
    Herrgott! Auf was hatte er sich da eingelassen? Die waren wirklich nicht normal.
    »So was Blödes! Was mach ich denn jetzt?«, sagte Lupo, mehr zu sich selbst als zu den Frauen.
    »Setzen Sie sich beim Kirchenwirt in die Gaststuben. Ist eh fast Mittag. Das Menü ist preiswert und schmeckt gut. Und vom Fenster aus können S’ sehen, wann die Dorli zurückkommt.«
    Die Idee der jungen Mutter hatte was für sich. Lupo hatte ohnehin das Frühstück sausen lassen. Denn erstens hatte sein Kühlschrank ihm aus fast vollständiger Leere nur einen höhnischen, eisigen Blick spendiert, als er hungrig hineinspähte, und zweitens war Bares Rares im Hause Schatz. Doch von Agnes Schneider hatte er einen Vorschuss erhalten. Damit konnte er sein Loch im Magen vorerst stopfen. Und vielleicht kam in der Zwischenzeit diese Dorli wieder zurück. Besser, als nochmals hundert leere Kilometer hin und zurück herunterzuradeln, mit Spritkosten, die er sich eigentlich auch nicht leisten konnte.
    Lupo wählte das Menü und speiste vorzüglich. Doch wer sich nicht blicken ließ, war die harsche Dame auf ihrem Motorrad.
    Nachdem Lupo in weiteren eineinhalb Stunden noch drei Kaffee schlückchenweise inhaliert hatte, gab er auf. Er musste wohl an einem anderen Tag wiederkommen.

7
    Karl Kinaski rollte die leeren Pechfässer zur linken Seite des Hofes. Dort stapelten sie sich so lange, bis der Haslinger sie abholte. Das war sein Spediteur. Heute hatte er wenigstens mal keinen Bus mit neugierigen Pensionisten, die ihm Löcher in den Bauch fragten, aber bei der Antwort gar nicht richtig zuhörten. Die mit uralten Witzen seinen Vortrag über die Waldarbeit der Pecher störten und manchmal bei der Ankunft schon alles andere als nüchtern waren. Aber – und das musste er auch zugeben – sie brachten gutes Geld. Was die Pensionisten aus seiner Produktpalette
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