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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Gruppen gern auf Demonstrationen verwenden. Schon vor zwei Jahren hat es in etwa 30 Kilometern Entfernung massive Zerstörungsaktionen von Hochsitzen gegeben. Einer der Täter wurde gefaßt es handelte sich um eine Gruppe, die sich Die Tierretter nennt und in Dortmund ansässig ist. Der Hauptverantwortliche heißt Rüdiger Abel und wohnt nach wie vor in Dortmund. Ich möchte, daß Sie dem Herrn einen Besuch abstatten. Es geht um eine reine Befragung. Ich will wissen, wer im Moment zur Szene gehört und noch dazu einen Bezug zum Sauerland hat.«
    »Natürlich würde ich gerne daran arbeiten«, erklärte Max. Inzwischen war er ziemlich aufgeregt. »Aber wie Sie vielleicht wissen, bin ich zur Zeit im Streifendienst. Ich weiß gar nicht, ob ich -.«
    »Mit Ihrem Vorgesetzten habe ich bereits gesprochen. Ich bin gerade dabei, das Ermittlungsteam zusammenzustellen, und ich hätte Sie auch längerfristig gerne dabei. Immerhin kennen Sie die Leute hier ganz gut. Im Zweifelsfall verstehen Sie die sauerländischen Eingeborenen besser als ich.«
    »Sie meinen – das ist großartig«, stotterte Max und schob mit einer Hand den Bericht zur Seite, den er vor sich liegen hatte.
    »Ich schicke Ihnen eine Mail mit den wenigen Infos, die wir über die Dortmunder Gruppe haben, außerdem ein Foto vom Fundort, dem Hochsitz sowie ein paar Basics aus den Akten der Spurensicherung.«
    »Wunderbar, kann ich Sie erreichen, wenn ich irgendwelche Fragen habe?«
    »Meine Handy-Nummer füge ich bei. Ansonsten sehen wir uns morgen zur Besprechung. Ort und Zeit schreibe ich Ihnen in die Mail.«
    Max wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Ich bin da«, brachte er schließlich heraus. »Ich bin ganz sicher da.«
    Als er aufgelegt hatte, schmiß er seinen Kuli zwei Meter hoch in die Luft. Ein Mord in Wulfringhausen. Und er war dabei! Konnte man sich etwas Schöneres wünschen?

4
    Ein Mord in Wulfringhausen! Und ich war involviert! Konnte man sich etwas Bekloppteres vorstellen?
    Richard Waltermann verfolgte mich. Ich konnte mir noch so sehr einreden, daß ich mit dem Mordfall nichts zu tun hatte. Trotzdem kehrten meine Gedanken immer wieder zu dem Geschehen zurück. Mit Alexa hatte ich gestern am Telefon noch einmal alles durchgekaut, anschließend hatte ich lange gebraucht, um in den Schlaf zu kommen. Auch heute würde mich das Thema wieder beschäftigen, denn ich hatte eine Einladung bei meinen Schwiegereltern. Und die wohnten nun mal in Renkhausen, einem kleinen Dorf, das nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt lag.
    Schon vor Wochen hatten Alexas Eltern mich eingeladen. Damit ich nicht verhungerte, während meine Frau sich anderorts mit den Kindern vergnügte. Für gewöhnlich war ich gerne in Renkhausen, denn ich liebte den Charme von Großfamilie, gutbürgerlichem Essen und scheinbar heiler Welt.
    Heute allerdings würde sich alles um den Mord drehen. Ob ich das gut fand oder nicht – darüber war ich mir selbst nicht im klaren. Bislang jedenfalls war ich noch verschont geblieben. Meine Schwiegermutter brutzelte eifrig in der Küche, Alexas Vater suchte im Keller nach dem passenden Wein. Ich selbst stöberte derweil in einem Bücherregal herum. Jagdliteratur. Paßte ja zum Thema.
    Fröhlich ist das Jägerleben strahlte mich einer der Titel an. Nicht schlecht die Formulierung, auch wenn mir direkt einfiel, daß Richard Waltermanns Jägerleben wenig fröhlich geendet hatte. Auch Die Brunfthexe hatte einen gewissen Unterhaltungswert, dicht gefolgt von Das Jägerherz hüpft durch die Heid’.
    »Komische Bücher, was?« sagte plötzlich Ommma hinter mir. Ich drehte mich erschrocken um. Ommma war Alexas Oma, die mit im Schnittlerschen Haushalt lebte. Aber Ommma war gleichzeitig die sauerländische Ommma schlechthin. Trocken, spröde und ziemlich direkt. Jetzt holte sie ihre leicht verschmutzte Lesebrille aus der Rocktasche und zog ihrerseits einen Buchband aus dem Regal.
    »Untersuchungen am Darm des Fasans«, gackerte Ommma, nachdem sie den Titel entziffert hatte. »Worum geht’s denn da? Um sanfte Medizin bei Fasanenhämorrhoiden?«
    Ich merkte schon. Ommma war heute in Topform.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich, während ich einen weiteren Knüller in den Händen hielt: Die Altersansprache beim Schalenwild.
    Ommma nahm mir das Buch aus den Händen. »Ich glaub’s ja nicht«, murmelte sie, »den respektvollen Umgang mit älteren Leuten hat mein Sohn bis heute nicht gelernt, aber wie man mit verschalten Wildschweinen umgeht, darüber liest er
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