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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Autoren: Don Winslow
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Arme.
    »Wir sind draußen, Liebste«, sagte er. »Wir haben es geschafft.«
    Aber Solange blieb stumm.
    Leblos lag sie in seinen Armen. Er strich eine Strähne ihres goldenen Haars aus ihren grünen Augen und schloss sie.
    Dann schlug die nächste Bombe ein.

164
    A ls er aufwachte, lag er in einem Bett.
    Sauberes, frisches Bettzeug umhüllte seine Füße.
    Haverford sah auf ihn herunter.
    »Guten Morgen.«
    »Wo …«
    »Sie sind in einem Krankenhaus in Saigon«, sagte Haverford. »Eine Patrouille der Fremdenlegion hat Sie gefunden, als Sie durch das Delta irrten. Sie hatten eine schwere Gehirnerschütterung, einige Verbrennungen zweiten Grades, Granatsplitterwunden und drei gebrochene Rippen.«
    »Solange?«
    »Es tut mir leid«, sagte Haverford.
    Dann erinnerte sich Nikolai.
    Tiefe Trauer überkam ihn.
    »Ich bin nicht in einer Zelle?«, fragte er und sah sich in dem Raum um. Er war unglaublich weiß und sauber.
    »Ach so«, sagte Haverford, »Ihr Name ist René Dazin. Sie sind ein französischer Kaufmann, der von den Viet Minh entführt wurde. Sie hatten Glück, dass Sie sich während des Bombenangriffs befreien konnten, mein Freund, derselbe Bombenangriff übrigens, der Michel Guibert das Leben gekostet hat.«
    »Wer hat sich die Geschichte ausgedacht?«
    »Ich natürlich«, sagte Haverford. »Aber Sie werden das Land wahrscheinlich verlassen wollen, sobald Sie wieder laufen können.«
    »Wann wird das sein?«
    »Könnte noch ungefähr einen Monat dauern«, erwiderte Haverford.
    »Ich habe einen sauberen Reisepass für Sie. Sie erholen sich, dann verschwinden Sie.«
    Nikolai nickte, doch selbst diese geringe Bewegung dröhnte in seinem Kopf. Trotzdem schöpfte er Mut, weil Haverford dachte, er würde den Reisepass brauchen, wo er doch Woroschenins zahlreiche Identitäten sicher bei De Lhandes verwahrt hatte. Der amerikanische Agent, dachte Nikolai, wird glauben, dass er mich an der Leine hat und er wird sich irren. Dann fragte er: »Diamond?«
    »Er hat es geschafft«, sagte Haverford. »Ratten kommen meistens davon.«
    »Gut«, erwiderte Nikolai, erleichtert, dass Diamond nicht durch eine unpersönliche Bombe ums Leben gekommen war. Er würde ihm einen Besuch abstatten und ihn zur Rechenschaft ziehen. Nicht für sich selbst, sondern für Solange.
    Haverford beugte sich zu ihm herab und flüsterte: »Ai Quoc hat es ebenfalls geschafft. Und die Waffen auch.«
    »Sie haben die ganze Zeit mit ihm zusammengearbeitet«, sagte Nikolai. Jetzt sah er es vor sich. Alles. Haverford hatte ein sehr tiefes Go gespielt, und er hatte es gut gemacht.
    »Seit wir zusammen gegen die Japaner gekämpft haben«, erwiderte Haverford. »Für mich ist es ein dreifacher Erfolg – die Sowjets und die Chinesen stehen sich mit fletschenden Zähnen gegenüber, Mao ist geschwächt und Quoc hat die Chance, Saigon zu erobern und den Krieg zu beenden, bevor wir uns einmischen können.«
    »Wissen Ihre Vorgesetzten das?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Haverford. »Mein Chef respektiert einen Sieg. Ich werde befördert, Diamond kommt aufs Abstellgleis. Wer weiß, vielleicht treffen wir beide, Sie und ich, uns irgendwann einmal wieder zum Tee.«
    »Würde mich freuen.«
    »Mich auch, mein Freund«, sagte Haverford. » Sayonara , Hel-san.«
    » Sayonara , Haverford-san.«
    Nikolai sank wieder in sein Kissen und sah aus dem Fenster auf den hübschen Garten im Hof. Silbrige Bindfäden strömten vom Himmel, es war der Beginn der Regenzeit.
    Der Beginn von so vielem.
    Er besaß eine neue Identität, und das war alles, was er brauchte, um Rache zu üben. Außerdem hatte er Zugang zum Vermögen der Iwanows, von dem Geld, das er gegen Bao Dai gewonnen hatte, ganz zu schweigen. Wenn er die Sache mit Diamond und dessen Handlangern geklärt hatte, würde er ein neues Leben beginnen.
    Wenn es das überhaupt gibt, dachte er, ein neues Leben ohne Solange.
    Doch, das gibt es, das muss es geben, weil du am Leben bist, und das ist dein Karma. Und es ist auch dein Karma, dass du jetzt frei bist, wahrhaftig frei.
    Aber frei, um was zu tun?, fragte er sich. Wie willst du deine Freiheit nutzen? Du bist ein Killer, ein Krieger, ein Samurai – nein, kein Samurai, denn du gehörst keinem Meister. Du bist ein ronin , ein Wanderer, ein Einzelgänger. Also, was wird der ronin jetzt tun? Wie wirst du dieses Leben verbringen, das dir erneut geschenkt wurde?
    Als Erstes tötest du Diamond, beschloss er, und dann wirst du die Welt von so vielen Diamonds wie möglich
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