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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Autoren: Don Winslow
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hatten, war es anscheinend ihr Hauptvergnügen, jeden kleinsten Patzer aufs Korn zu nehmen.
    Starr biss ein Ende seiner Zigarre ab, spuckte es auf den Teppichboden, befeuchtete mit gespitzten Lippen die Bruch stelle und setzte die Zigarre mit einem Streichholz, das er am Daumennagel anriss, in Brand. Als »Most Senior Field Operative« – dienstältester Außenagent – hatte er seine Quelle für kubanische Zigarren. Na ja, schließlich war er RHIP, eine right honorable important person .
    Er rutschte tief in seinen Sitz hinein und hängte die Beine über die Lehne des Sessels vor sich; wie früher als Kind, wenn er sich im Lone Star Theater einen Film anschaute. Und wenn dann der Junge vor ihm protestierte, hatte sich Starr gerne bereiterklärt, ihm einen Fußtritt zu verpassen, dass ihm der Arsch zwischen die Schulterblätter rutschte. Und der andere hatte unweigerlich einen Rückzieher gemacht, denn wer in Fiat Rock wohnte, wusste genau, dass T. Darryl Starr ein ziemlicher Rowdy war, der einem die Rippen brechen konnte wie Streichhölzer.
    Das war nun schon viele Jahre und Fußtritte her, doch Starr war ein Rowdy geblieben. Das musste man auch sein, wenn man Most Senior Field Operative der CIA werden wollte. Und Erfahrung brauchte man dazu. Und mit allen Wassern gewaschen musste man sein.
    Und natürlich ein Patriot.
    Starr sah auf seine Armbanduhr: zwei Minuten vor vier. Mr. Diamond hatte diese Vorführung auf vier Uhr angesetzt und würde Punkt vier erscheinen – auf die Sekunde genau. Und wenn Starrs Uhr nicht exakt vier Uhr anzeigte, sobald Diamond den Raum betrat, musste sie wahrscheinlich zum Uhrmacher.
    Abermals drückte er auf die Sprechtaste. »Wie ist der Film geworden?«
    »Gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen wir gedreht haben«, antwortete der Vorführer. »Das Licht im Flughafen Rom ist schwierig … Eine Mischung aus natürlicher Beleuchtung und Leuchtstoffröhren. Ich muss te eine Kombination von CC-Filtern benutzen, die für die Stillstandprojektion ungünstig ist und die Scharfeinstellung problematisch macht. Und was die Farbqualität betrifft …«
    »Ich habe keine Lust, mir Ihre läppischen technischen Problemchen anzuhören.«
    »Verzeihung, Sir. Ich wollte nur Ihre Frage beantworten.«
    »Lassen Sie’s bleiben!«
    »Sir?«
    Die Tür im Hintergrund des Vorführraums flog auf. Starr warf einen kurzen Blick auf seine Uhr: der Sekundenzeiger stand auf fünf Sekunden vor vier. Mit schnellem Schritt kamen drei Herren den Mittelgang herunter. Voran Mr. Diamond, ein drahtiger Endvierziger mit raschen, geschmeidigen Bewegungen, dessen erstklassig geschnittener Maßanzug seine akkuraten Denkgewohnheiten spiegelte. Dicht hinter ihm folgte Mr. Diamonds Erster Assistent, ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der ein wenig an einen Professor erinnerte. Mr. Diamond, der keine Minute seiner Zeit verschwendete, diktierte seine Memos sogar unterwegs zwischen zwei Besprechungen. Der Erste Assistent trug deshalb ein Diktiergerät am Gürtel, dessen kleines Mikrofon am Metallgestell seiner Brille befestigt war. Er hielt sich immer dicht neben Mr. Diamond und setzte sich überall in seine Nähe, den Kopf stets geneigt, damit ihm keine der knappen, monotonen Anweisungen seines Vorgesetzten entging.
    Es entsprach der sprichwörtlichen Steifheit der CIA-Mentalität, dass die Mitarbeiter es als humorvoll betrachteten, auf ein homosexuelles Verhältnis zwischen Diamond und seinem dienstfertigen Assistenten anzuspielen. Zum größten Teil jedoch beschäftigten sich die Witzeleien mit der Frage, was wohl aus der Nase des Assistenten würde, wenn Mr. Diamond plötzlich einmal stehen bliebe.
    Bei dem dritten, der hinterdreintrottete und anscheinend völlig verwirrt war von dem Tempo, mit dem hier gedacht und agiert wurde, handelte es sich um einen Araber, dessen westlich geschnittener dunkler Anzug teuer aussah, aber schlecht saß. Das lag allerdings weniger am Schneider als an der Figur des Arabers, die sich einfach nicht für Kleidung eignete, in der man Haltung und Disziplin wahren musste.
    Diamond wählte einen Sessel am Gang, durch die ganze Breite des Zuschauerraums von Starr getrennt; der Erste Assistent setzte sich unmittelbar hinter ihn, und der Palästinenser, in der Erwartung enttäuscht, man werde ihm einen Platz anweisen, ließ sich schließlich unbeholfen in einer der hinteren Reihen nieder.
    Diamond wandte den Kopf ein wenig, damit das Mikro des Assistenten den
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