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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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sie ganz leise, und er antwortete ebenso leise.
    »Abervest. Man nennt mich Abe.« Und dann so gedämpft, daß sie es kaum verstand: »Ich gehöre zur Flotte.«

zweites kapitel

    Die Flotte. Sassinak hielt an diesem Gedanken während der folgenden Reise fest, die sie mit zwei weiteren neuerworbenen Sklaven zusammengedrängt im Bugraum eines Frachtschleppers verbrachte. Sie fand hinterher heraus, daß man sie damit nicht hatte bestrafen wollen, sondern daß es nicht anders ging; der Schlepper verließ die Kuppel und überquerte die kahle, luftleere Oberfläche des kleinen Planeten, der als Sklavendepot diente. Außerhalb des kleinen isolierten, druckregulierten Raums im Bug – oder der Steuerkapsel, in der Abe relativ bequem fuhr – wäre sie gestorben.
    Ihr Ziel war eine weitere Sklavenbaracke, diesmal eine weit kleinere. Sassinak erwartete dieselbe Art von Routine wie bisher, aber statt dessen wurde sie einer Ausbildungseinrichtung überstellt. Sechs Stunden täglich saß sie vor einem Terminal und lernte die Mathematik, die sie bereits beherrschte, auf Kartierung, Navigation und Geologie anzuwenden. Sie lernte ihre Harisch-Artikulation zu perfektionieren und Chinesisch zu verstehen (wenn auch nicht selbst zu sprechen). Eine weitere Schicht leistete sie manuelle Arbeit ab und erledigte alle Tätigkeiten, die dem Schichtvorarbeiter zufolge gemacht werden mußten. Sie hatte keine regelmäßigen Pflichten, nichts, worauf sie sich verlassen konnte.
    Zu den bedrückendsten Dingen gehörte das schlichte Gefühl, daß sie nicht einmal hinaussehen konnte. Sie war immer in der Lage gewesen, nach draußen zu gehen, in den Himmel zu sehen und für einen Nachmittag mit Freunden in die Hügel zu wandern. Jetzt aber … jetzt verwehrte ihr eine häßliche Leere den Blick, wie mit physischer Gewalt, wohin sie auch schaute. Die meisten Gebäude hatten keine Fenster; draußen gab es nichts zu sehen bis auf die Wand eines anderen vorgefertigten Klotzes. Wenn sie von einem Einsatz zum nächsten durch die schmalen Straßen trottete, lernte sie, daß ein Blick nach oben ihr einen rüden Verweis oder einen Hieb einbrachte. Aber sie konnte über sich ohnehin nichts anderes als den gräulichen Schleier der Kuppel erkennen. Sie hatte keine Anhaltspunkte, wie groß der Mond oder Planet war, wie weit man sie von ihrem ursprünglichen Landeplatz fortgebracht hatte, nicht einmal dafür, wieviele Gebäude den Komplex bildeten, in dem sie ausgebildet wurde. Tag für Tag bekam sie nichts anderes zu Gesicht als die Wände dieser vorgefertigten Bauten, von innen und von außen, überall dasselbe neutrale Sandgrau. Sie versuchte nicht mehr, nach oben zu blicken, lernte schnell, sich selbst genug zu sein, und haßte sich dafür, daß sie diese Anpassung vollzogen hatte.
    Aber je eine Schicht pro Tag hatte sie erstaunlicherweise frei. Sie konnte sie in den Sprachlabors verbringen, am Terminal arbeiten oder lesen … aber besonders gern verbrachte sie ihre Freizeit mit Abe.
    Die Flotte, erfuhr sie bald, war seine Geschichte und sein Traum. Er hatte der Flotte angehört, war als ein gerade qualifizierter Junge rekrutiert worden und hatte sich Stufe um Stufe hochgearbeitet, war zwar einige Male zurückgefallen, wenn der gesunde Menschenverstand einen ordentlichen Streit unumgänglich machte, zumeist aber zielstrebig Rang um Rang aufgestiegen, wie man es von einem guten Raumfahrer erwarten konnte. Klug, aber ohne den Intellekt, der ihm einen Platz in der Akademie gesichert hätte; stark, aber nicht auf die brutale Art; tapfer, doch ohne das Ungestüme des Jungen, der er einmal gewesen war, hatte er sich an die Tugenden des Dienstes geklammert, wie ein Ertrinkender sich an einen Arm oder ein Bein geklammert hätte, das ins Wasser hing. Er mochte in jeder Hinsicht ein Sklave sein, aber er war immer noch ein Angehöriger der Flotte.
    »Sie sind hart«, erklärte er ihr, bald nachdem sie zusammen eingetroffen waren. »Hart wie sonst nur die Sklavenhändler, wenn nicht noch mehr. Sie brechen dich, wenn sie können, aber wenn nicht …« Er verstummte, und sie schaute hinüber und sah seine Augen glänzen. Er blinzelte. »Die Flotte vergißt einen nie«, sagte er. »Niemals. Sie mag spät kommen, sie mag noch später kommen, aber sie kommt auf jeden Fall. Und wenn’s später geschieht, sei’s drum. Wenn dein Name einmal eingetragen ist, bleibt er für immer ins Gedächtnis der Flotte eingebrannt.«
    Im Laufe der nächsten Monate begann Sassinak die Flotte
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