Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
die ergiebigsten Transurane. Sie war sich der Anteilnahme ihrer Kette kaum bewußt, der Sorge um sie, die die anderen bewegte, das sanfte Streicheln einer Hand in den seltenen Pausen, die Art, wie die anderen ihr immer so folgten, daß die Schnüre an ihrem Kragen sich nicht spannten. Der Rest war nacktes Entsetzen, Trauer und Wut. Auf dem Schiff verbrachte ihre Kette später ihre vorgesehene Zeit in der Konditionierung, den Rest in der miefigen Enge der Sklavenquartiere. Ihnen standen keine Drogen und kein Kälteschlaf zur Verfügung, die ihnen die lange Reise erleichtert hätten; sie sollten lernen, was sie waren, ließen die Piraten sie mit kalter Überlegenheit wissen. Sie waren eine Fracht, die überall verkauft werden konnte, wo die FES keinen Einfluß ausübte. Und wie jede Fracht wurden sie in Kategorien eingeteilt: nach Altersgruppen, Geschlecht, spezifischen Fähigkeiten. Wie alle Sklaven entwickelten sie bald Methoden, sich miteinander zu verständigen. So fand Sass heraus, daß Caris noch lebte und der Kette Nummer 18 angehörte. Januk war zurückgelassen worden, noch am Leben, aber rettungslos verloren, weil keine Erwachsenen oder älteren Kinder zurückgeblieben waren, um den Jüngsten zu helfen, die noch nicht reisen konnten. Die meisten Erwachsenen der Stadt waren beim Versuch gestorben, die Stadt gegen die Piraten zu verteidigen; einige hatten überlebt, aber von den Kindern wußte niemand wieviele.
    Die Konditionierung war eine fast willkommene Erholung von der Langeweile und dem Elend des Sklavendaseins. Sass wußte – jedenfalls als erste –, daß dies mit Absicht geschah. Aber mit der Zeit wurde es für sie und ihre Kette immer schwieriger, sich zu erinnern, wie das freie Leben gewesen war. Die Konditionierung war auch mit einer gewissen Reinigung verbunden, weil die Piratenausbilder den Gestank ihrer Sklaven nicht ertragen konnten. Schon aus diesem Grund war sie ihnen willkommen. Die Kette stand auf, setzte sich, streckte die Hände aus, hockte sich hin, drehte sich um, wie eine Reihe Marionetten, die von denselben Schnüren gezogen wurden. Sie lernten die Arbeit am Fließband kennen, setzten sinnlose Kombinationen von Bauteilen zusammen, die andere Ketten in vorausgegangenen Unterrichtsstunden auseinandergenommen hatten. Sie lernten Harisch, einen Dialekt des Neo-Gaesch, den einige der Piraten sprachen, und wurden ins Chinesische eingeführt.
    Das Ende der Reise kam ohne Ankündigung – denn wie Sass inzwischen vermutete, hatten Sklaven kein Recht darauf, ihre Zukunft zu kennen. Es war eine harte Landung, die ihnen einige blaue Flecken einbrachte, aber sie hatten gelernt, daß Beschwerden nur weitere Blessuren zur Folge hatten. Kette um Kette marschierten die Gefangenen unter der Führung der -inzwischen ungepanzerten – Piraten aus dem Schiff und über eine breite, graue Straße zu einer Reihe von Gebäuden. Sass zitterte; sie waren mit Wasser abgespritzt worden, bevor sie das Schiff verließen, und der Wind ließ sie frösteln. Auf dem Planeten herrschte ein seltsamer staubiger und scharfer Geruch, der nichts mit Myriads reichem Salzgeruch gemein hatte. Sie blickte auf und bemerkte, daß sie sich im Innern einer Art Halle befanden – einer Kuppel vielleicht? Eine Kuppel, die groß genug war, um einen Raumhafen und eine Stadt zu umschließen?
    Alles, was sie in den nächsten Monaten von der Stadt zu sehen bekam, waren die Sklavenunterkünfte. Eine endlose Folge von Baracken, Werkstätten, Fabriken, die sich, fünf Geschosse hoch, in alle Richtungen ersteckten. Keine Bäume, kein Gras, nichts Lebendiges außer den menschlichen Sklaven und ihren menschlichen Herren. Einige waren Riesen, viel größer als Sass’ Eltern, und muskelbepackt wie die Meuchelmörder, die Carin Coldae in Das Eiswelt-Dilemma überwältigt hatte.
    Sie lösten die Ketten und schickten jeden Sklaven in eine Testeinrichtung, um herauszufinden, über welche möglicherweise profitablen Fertigkeiten er verfügte. Dann wurde jeder, zur Arbeit, zur Ausbildung oder zu beidem, einer neuen Kette zugewiesen und, wie es ihren Herren beliebte, mal losgemacht, mal an eine neue Kette gefesselt. Nachdem sie all dies hinter sich hatte, stellte Sass zu ihrer Überraschung fest, daß sie sich noch an ihre Studien erinnerte. Als die Aufgaben auf dem Bildschirm erschienen, fiel ihr etwas dazu ein, und sie konnte sich in Mathematik, Chemie oder Biologie vertiefen. Einige Tage verbrachte sie mit einer Schicht im Testzentrum und einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher