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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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weiteren Schicht Hausarbeit in den Baracken, kehrte Fußböden, die zu kahl waren, als daß sie das Kehren benötigten, und putzte die Gemeinschaftstoiletten und -küchen. Daraufhin folgte eine Schicht bei der Montage, die sie genauso sinnlos fand wie beim ersten Mal, und gerade mal sechs Stunden Pause. Sie versank bereitwillig in den Schlaf wie in einen Brunnen.
    Sie hatte keine Möglichkeit, die Tage zu zählen, und keinen Grund dafür. Auch keine Möglichkeit, ihre alten Freunde aufzufinden oder ihre Bewegungen zu verfolgen. Sie knüpfte schnell neue Freundschaften, aber der ständige Wechsel von Kette zu Kette machte es schwer, solche Freundschaften zu vertiefen. Und schließlich, lang nach Abschluß ihrer Tests, als sie drei volle Schichten pro Tag arbeitete, wurde sie losgemacht und in ein Gebäude gebracht, das sie noch nicht gesehen hatte. Hier, wo man sie an eine lange Reihe von Sklaven fesselte, hörte sie den zischenden Singsang eines Auktionators und begriff, das man sie bald verkaufen würde.
    Als sie endlich den Auktionsblock erreichte, hatte sie das Geschwätz oft genug gehört, um sich für seine Konsequenzen taub zu stellen. Mensch, weiblich, körperlicher Entwicklungszustand auf Gilson-Stufe II, allgemeine intellektuelle Befähigung von Grad acht, mathematische Begabung von Grad neun, soundso groß, soundso schwer, Herkunftsplanet, genetisches Abstammungsprofil, Muttersprache und erworbene Sprachen, spezifische Fähigkeiten und so weiter. Sie erwartete den schmerzhaften Ruck, der den Käufern demonstrieren sollte, wie empfindlich und erregbar sie war, und schaffte es, nur leicht zusammenzuzucken. Sie hatte bereits erfahren, daß die Käufer kaum auf Schönheit Wert legten – die ließ sich leicht züchten oder chirurgisch herstellen. Aber Talente und Fertigkeiten waren ein kostbares Gut, und um so kostbarer, wenn sie in Verbindung mit körperlicher Vitalität auftraten. Aus diesem Grund wurden Sklaven von relativ jungen Kolonien bevorzugt.
    Es wurden Gebote in einer Währung abgegeben, die sie nicht kannte und deren Wert sie nicht einschätzen konnte. Schließlich beendete jemand das Wettbieten, jemand anderer drückte seinen Daumen auf den ID-Schirm des Terminals, und wieder ein anderer – diesmal ein Sklave – führte sie am Kragen durch leere Korridore und hakte ihre Leine schließlich in einen Karabiner an der Tür ein. Während all der Zeit gelang es Sass, nicht sichtbar zu zittern oder zu weinen, obwohl sie spürte, wie die Schreie sie von innen zu zerreißen drohten.
    »Wie heißt du?« fragte der andere Sklave, der jetzt Kisten neben der Tür aufstapelte. Sass starrte ihn an. Er war sehr viel älter, ein untersetzter, ergrauender Mann mit Narben, die einen Arm zerfurchten, und einer Rille im Schädel, wo kein Haar wuchs. Er sah sie an, weil ihre Antwort ausblieb, und lächelte mit entblößten Zahnlücken. »Schon gut – du kannst mir antworten, wenn du willst, oder auch nicht.«
    »Sassinak!« Sie brachte es ganz auf einmal heraus, schnell und fast zu laut. Ihr Name! Sie hatte wieder einen Namen.
    »Das kann ich mir leicht merken«, sagte er. »Also Sassinak, ja? Von wo?«
    »M-myriad.« Ihre Stimme zitterte jetzt, und Tränen traten ihr in die Augen.
    »Sprichst du Neo-Gaesch?« fragte er in eben dieser Sprache. Sass nickte, den Tränen zu nah, um etwas zu sagen.
    »Nimm’s leicht«, sagte er. »Du kannst es schaffen.« Sie holte einmal tief und zittrig Luft, und dann noch einmal, diesmal etwas leiser. Er nickte anerkennend. »Du hast deine Möglichkeiten, Mädchen. Sassinak. Deinen Werten nach zu urteilen, bist du mehr als klug.
    Und so wie du dich hältst, hast du den entsprechenden Mumm, der dazugehört. Keine Tränen, keine Schreie. Du bist nur zu oft zusammengezuckt.«
    Diese Kritik, die ausgerechnet ein so freundliches Lob krönte, war zuviel; ihr Temperament ging mit ihr durch. »Ich habe nicht mal Aua gesagt!«
    Er nickte. »Ich weiß. Aber du hast gezuckt. Du kannst das besser.« Wütend starrte sie ihn an, er aber grinste. »Sassinak von Myriad, hör mir zu. Ohne dafür ausgebildet zu sein, hast du nicht einen Pieps von dir gegeben … was meinst du, was wir mit einer Ausbildung aus dir machen könnten?«
    Damit erwischte er sie auf dem falschen Fuß. »Einer Ausbildung? Meinst du etwa …?«
    Aber vom Ende des Korridors näherten sich Stimmen. Er schüttelte nur den Kopf, und stellte sich reglos neben den aufgestapelten Kartons an ihre Seite.
    »Wie heißt du denn?« fragte
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