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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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gibt es eine rege Nachfrage nach jungen Nachwuchspiloten.« Sie wußte, daß er damit die Piraten meinte, und schauderte bei dem Gedanken, daß man sie an ein Piratenschiff zurückverkaufen würde. »Außerdem«, fuhr er fort, »solltest du noch etwas wissen, das ich dir aber erst sagen kann, wenn du dies hier richtig beherrschst. Also mach dich wieder an die Arbeit.«
    Als sie schließlich etwas erreichte, das er für angemessen hielt, war es nicht viel mehr als ihre normale Kraft, die sie schnell erschöpfte. Aber Abe nickte anerkennend und ließ sie fast den ganzen Tag üben. Und während sie übte, lieferte er ihr die anderen Informationen, die er versprochen hatte.
    »Es gibt eine Art Netzwerk der Piratenopfer«, sagte er. »Es bewahrt die Erinnerung, wo sie hergekommen sind, wer sie entführt hat, wer überlebt hat und wie die anderen gestorben sind. Wir sind immer noch der Überzeugung, wenn wir irgendwann alles zusammenfügen könnten, was wir wissen, werden wir herausfinden, wer hinter all dieser Piraterei steckt. Es sind nicht ausschließlich Unabhängige – obwohl ich gehört habe, daß das Schiff, das Myriad überfallen hat, mit Unabhängigen besetzt war oder zumindest mit solchen, die sich mit ihrem Geldgeber überworfen hatten. Es gibt gewisse Hinweise für eine Verschwörung in der FES selbst. Ich weiß nicht, was dort vor sich geht, sonst würde ich mein Leben geben, um die Flotte darüber zu unterrichten, aber ich weiß, daß es Beweise gibt. Und ich kann dich mit dem Netzwerk erst in Verbindung bringen, wenn du deine Reaktionen abschirmen kannst.«
    »Aber wer …?«
    »Sie nennen sich selbst Samizdat – ein altes Wort aus einer Sprache, von der ich nie gehört habe, das Untergrund oder etwas in der Art bedeuten soll. Vielleicht bedeutet es etwas anderes, vielleicht auch nicht. Darauf kommt es nicht an.«
    Lernen, arbeiten, üben mit Abe. Wenn sie darüber nachdachte – was sie selten tat –, war es eine Art Parodie des Lebens, das sie vermutlich zu Hause auf Myriad geführt hätte. Schule, Hausarbeit, die enge Kameradschaft ihrer Freunde. Aber zu Hause durch eine Prüfung zu fallen, brachte einem nur Schelte ein; hier setzte es Prügel. Verschüttete Januk einmal kostbares rationalisiertes Essen – ihre Augen füllten sich mit Tränen, wenn sie sich an den Zucker in dieser letzten Nacht erinnerte –, dann machte ihre Mutter ihm stets bittere Vorhaltungen. Wenn Sass aber ein Fäßchen Samen umkippte und in die Zuchtbeete schleuderte, dann versetzte ihr Vorgesetzter ihr eine Ohrfeige und strich ihr wahrscheinlich eine Mahlzeit. Und statt Freunden in ihrem Alter, mit denen sie über ihre Schulkameraden und Familien tratschen, ihre Scherze und Träume teilen konnte, hatte sie Abe. Die Zeit verging -Zeit, die sie nicht messen konnte, außer durch die unmerklichen Veränderungen ihres eigenen Körpers; ich bin schon ein bißchen größer, dachte sie. Ein bißchen breiter in den Hüften, etwas rundlicher auch, obwohl die Sklavendiät sie schlank hielt.
    Als sie sich schließlich wunderte, warum ihnen solche Freiheiten gelassen wurden, beobachtete sie, daß die Aufseher Freundschaften unter Sklaven gezielt unterbanden. Abe grinste schadenfroh. »Ich bin wertvoll, das habe ich dir schon gesagt. Und sie finden wohl, daß ich ab und zu eine hübsche junge Spielgefährtin brauche …«
    Sass errötete. Hier wurde Mädchen, die jünger waren als sie selbst, die Liebeskunst beigebracht; auf Myriad aber, in der Religion ihrer Familie, durfte man erst dann, wenn man alt genug war, um eine eigene Familie zu gründen, auch erfahren, wie es ging. Obwohl sie sich alle gelegentlich darüber beschwerten, beschäftigte sie das Leben auf einem Pionierplaneten zu sehr, um es zu bedauern.
    »Ich habe ihnen gesagt, daß ich dich selbst einweisen würde«, fuhr Abe fort. »Ich wollte nicht, daß ihr Unterricht mir in die Quere kommt.« Sass starrte auf den Boden, wütend auf ihn und seine Belustigung. »Plustere dich nicht so auf, Mädchen«, sagte er streng. »Ich habe dir eine Menge Ärger erspart. So klug und gutverkäuflich, wie du es als Techniksklavin bist, hätte man es dir nie den ganzen Tag zugemutet, aber trotzdem …«
    »Schon gut.« Es klang mürrisch, und sie räusperte sich laut. »Schon gut. Ich hab’s ja verstanden …«
    »Nein, du hast es nicht verstanden, aber später wirst du es verstehen.« Seine Hand berührte ihre Wange und drehte ihm ihr Gesicht zu. »Sass, wenn du wieder frei bist – und ich
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