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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden
Autoren: Jason Dark
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Rückenlehne hielt sie auf, sonst wäre der Schädel vielleicht schon vorher zerbrochen. So prallte er dagegen, wieder zurück, und die gesamte Gestalt schaukelte für einen Moment mit.
    Bis es zu einer regelrechten Explosion kam. Plötzlich flog die Gestalt auseinander. Grelles Licht flammte auf. Blitze zucken und blendeten uns. Wir alle hörten die wütenden und schrill klingenden Schreie, aber wir wußten nicht, wer sie ausgestoßen hatte.
    Sie erreichten uns aus weiter Entfernung, für die es kein normales Maß gab.
    Sehr schnell fiel das Licht wieder zusammen, und jeder von uns schaute auf den Stuhl.
    Ihn gab es noch, nur die letzte Kilrain-Mutter nicht mehr. Was von ihr übriggeblieben war, konnte man als hellen Staub bezeichnen. Selbst die Hautfetzen waren verschwunden. Auf dem Sessel lagen nur die alten Kleidungsstücke.
    »Sie hat es hinter sich«, sagte Suko. »Die letzte der Kilrains. Der Clan ist zerstört. So einfach geht das oft.«
    Ich schwieg. Auch Bill sagte nichts. Nur Doyle lachte und rieb seine Hände.
    »War das wirklich so einfach?« fragte Bill schließlich.
    »Warum nicht?«
    »Ich bin mir da nicht sicher«, sagte Bill. »Es waren ein Vater, eine Mutter und deren vier Kinder, die gemeinsam in den Tod gingen. Niemand weiß, wie sie sich umgebracht haben, aber sie mußten den Weg gekannt haben, der ihnen ein ungewöhnliches Leben oder eine andere Existenz garantierte. Die Mutter haben wir geschafft, das ist klar, aber ich weiß nicht, was mit den vier Kindern ist. Ich habe sie gesehen. Sie sind auch anders als ihre Eltern.«
    »Geistwesen«, sagte ich.
    »Ja, genau. Ich bin mir zudem sicher, daß sie den Tod ihrer Mutter mitbekommen haben. Ich glaube nicht, daß sie verschwunden sind. Sie beobachten uns, und sie werden sich einen Plan ausdenken, um sich rächen zu können.«
    Was Bill da gesagt hatte, ließ sich zwar nicht beweisen, doch ich hütete mich davor, es einfach abzutun. Hier waren die Dinge aus dem Ruder der Normalität gelaufen, und wir mußten uns auf völlig irrationale Reaktionen einstellen.
    Ohne etwas zu sagen, ging ich auf eines der Fenster zu. Hinter mir redete Harry Doyle auf Bill ein. Er sprach hektisch und flüsternd. Ich verstand kein Wort.
    Die Scheiben waren nicht nur von außen beschmutzt, auch innen klebte der Dreck. Ich wischte ihn so gut wie möglich mit einem Papiertaschentuch weg und bekam so eine etwas bessere Sicht.
    Mein Blick fiel vor das Haus. Die Sonne hatte sich tief in den Westen zurückgezogen, wo sie den Himmel glühen ließ. Erste Schatten legten sich über das Land.
    Die Bewohner von Trimball standen noch vor dem Haus. Sie hatten sich nur ein wenig zurückgezogen, aber sie warteten darauf, daß etwas passieren würde, sicherlich auch mit uns.
    Ich wollte mit ihnen reden und versuchte deshalb, das Fenster zu öffnen. Es war nicht einfach, weil es klemmte, aber schließlich hatte ich es geschafft. Ein Flügel zumindest schwang auf. Die frische Luft tat mir gut. Ich atmete sie tief ein und rief nach dem Wirt und Bürgermeister Averell Clifton.
    »Kommen Sie her!«
    Er kam zögernd. »Was wollen Sie?«
    »Ich weiß nicht, wie gut Sie sich hier im Haus auskennen«, sagte ich, »aber es gibt die letzte Kilrain nicht mehr. Wir haben sie hier als Skelett auf einem Stuhl sitzend gefunden. Das ist vorbei. Dieses Monstrum wurde von uns zerstört.«
    Averell sagte nichts.
    »Haben Sie mich nicht verstanden?« fragte ich laut und deutlich.
    »Ja.«
    »Es ist vorbei. Damit sind auch Sie alle von dem Fluch der Kilrains befreit.«
    Er nickte nur. Dann drehte er sich um und wandte sich an die Leute aus Trimball. »Habt ihr es gehört?« fragte er. »Dieser Fremde hat uns von einem Fluch befreit. Er will es geschafft haben. Was sagt ihr dazu, meine Freunde?«
    Sie sagten nichts. Sie reagierten auch nicht, was mir schon seltsam vorkam. Es vergingen einige Sekunden, bevor das erste harte Gelächter aufklang.
    Zunächst war ich verwundert, denn erleichtert hatte sich dieses Lachen nicht angehört. Und es blieb nicht bei einem Lachen. Dieses erste war wie eine Initialzündung gewesen, denn die anderen begannen ebenfalls zu lachen. Auch Averell Clifton machte mit, so daß ich mir schon vorkam wie ein Idiot, der einfach nur ausgelacht wurde.
    Bill stand plötzlich neben mir. »Sind die denn wahnsinnig?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Es hört sich so an.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    Das Lachen verstummte, denn Averell hatte das Zeichen gegeben. Er drehte sich noch einmal
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