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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden
Autoren: Jason Dark
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sterben können.
    »Wann bist du geboren?«
    »Ich bin sehr alt.«
    Die Antwort konnte Bill zwar nicht zufriedenstellen, dennoch fragte er weiter. »Und was ist mit deinen Kindern? Sind sie auch schon alt?«
    »Ja…«
    »Tot und begraben, wie?«
    »Nicht tot.«
    Da hatte sie recht. Wäre alles normal gewesen, so hätte Bill nicht ihre Stimmen gehört. Aber er hatte sie nicht gesehen. Sie hielten sich außerhalb der normalen Dimensionen auf. Nur ihre Mutter zeigte sich. Sie war so etwas wie die Hüterin des Hauses.
    Harry Doyle war nicht gegangen. Er hatte nur den Raum verlassen. Der offene Durchgang hatte ihn an einen anderen Ort gebracht, und von dort meldete er sich.
    »He, Conolly, he, das gibt es nicht. Da kommen sie.«
    »Wer?«
    »Die Leute aus dem Dorf! Aber sie sind nicht allein, verdammt. Zwei sind noch bei ihnen. Sinclair und der Chinese.«
    »Was?«
    »Ja, ich glaub’s nicht. Komm, die wollen ins Haus. Die anderen aber nicht, Bill.«
    Bill fühlte sich plötzlich wohl. Er dachte an sein Gespräch mit Sheila, und er gratulierte seiner Frau dazu, daß sie so perfekt reagiert hatte.
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Wir warten auf sie, Harry…«
    In manchen Häusern spürte man beim Eintritt den Atem der Geschichte. Das traf bei diesem Haus nicht zu. Sollte es hier je einen Atem gegeben haben, so war er im Laufe der Zeit zu einem kalten Hauch geworden, der sich wie ein Gespinst innerhalb der Wände ausgebreitet hatte. Wir merkten es bei unserem Eintreten, bereits beim ersten Schritt, den wir in das Haus setzten.
    Dicht hinter der Schwelle blieben wir stehen. Die Tür fiel langsam zu, und die Leute aus Trimball blieben ausgesperrt.
    Suko schaute sich nicht um, wie es normal gewesen wäre. Er wandte sich direkt an mich. »Wir sind nicht allein, John.«
    »Wieso?«
    »Ich habe Stimmen gehört.«
    »Echte?«
    Eine weitere Antwort erhielt ich nicht. Suko konnte sie sich auch schenken, denn wir hörten die vorsichtig gesetzten Schritte, die von vorn auf uns zuwehten.
    Ich hatte die Beretta gezogen und war für den anderen wohl besser zu erkennen gewesen als er für mich, denn der Mann, der sich da aus dem Schatten löste, hob beide Hände und sagte: »Ist ja schon gut. Ich bin kein Geist.«
    »Wer sind Sie dann?«
    Bevor er sprach, kam er näher, so daß er mehr im Licht stand. Eine Schönheit war er nicht, und er sah zudem ziemlich ramponiert aus. Wie jemand, der einiges hinter sich hatte. Das Haar war schmutzig, ziemlich lang gewachsen und hing ihm bis in die Stirn.
    »Ich bin Harry Doyle.«
    »Der Irre?« rutschte es mir hervor.
    »Klasse, daß Sie mich kennen, Sinclair.«
    »Ja, ich habe von Ihnen gehört. Dann kann Bill Conolly nicht weit sein – oder?«
    »Nein, ist er auch nicht.«
    »Wo?« fragte Suko.
    »Komm mit.« Doyle hatte seine Hände wieder sinken lassen. Er drehte sich so vorsichtig um wie jemand, der Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat. Auch sein Gang war nicht normal. Er bewegte sich ziemlich langsam und schwankte auch etwas.
    Wir hatten ihn bald erreicht. Suko wollte wissen, was mit ihm passiert war.
    »Ich habe was auf den Schädel bekommen. Bill ebenfalls.«
    »Von wem?«
    »Die Hundesöhne aus Trimball. Die haben uns auf dem verdammten Totenacker erwischt. So eine Scheiße, kann ich euch sagen. Man sollte sie alle verfluchen.«
    Das war aus seiner Sicht verständlich, aber mich interessierte mehr die Gegenwart. Doyle kannte sich aus. Suko und ich hatten nach dem Eintritt einen leeren Raum betreten. Das änderte sich, als wir einen offenen Durchgang passierten.
    Zum Glück war es draußen noch nicht finster geworden. Selbst die verschmutzten Scheiben schafften es nicht, das Tageslicht aufzuhalten. So konnten wir normal sehen, und uns stachen sofort zwei Dinge ins Auge.
    Zum einen sahen wir Bill Conolly. Er hatte sich gedreht und schaute uns entgegen. Auch er sah ziemlich ramponiert und schmutzig aus, aber er grinste schief.
    »Immer zur Stelle, nicht wahr?«
    »Bei dir schon, Alter. Wie ist es?«
    »War schon mal besser, aber ich kann nicht klagen. Schau dir das hier an, John.« Er wies auf die Gestalt auf dem hohen Lehnstuhl, die ich erst jetzt richtig wahrnahm.
    Zwei Schritte ging ich zusammen mit Suko noch näher an sie heran, dann erkannte ich, daß es kein normaler Mensch war, sondern ein halbverwester Leichnam, bei dem schon die Knochen durchschimmerten und der wie verkleidet wirkte.
    »Wer ist das?« fragte ich leise.
    »Eine Kilrain.«
    »Frau?«
    »Ja.«
    »Du weißt gut
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