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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen
Autoren: Karin Slaughter
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ernsthaften Problemen. Und natürlich kamen Polizisten normalerweise nicht freiwillig in ein Krankenhaus, außer es ging um Leben und Tod.
    Sara überflog das Krankenblatt der Frau, als sie durch die Notfallabteilung ging. Otto hatte nicht mehr getan, als die medizinische Vorgeschichte aufzunehmen und die üblichen Bluttests anzuordnen, und die Informationen ließen Sara keine offensichtliche Diagnose erkennen. Faith Mitchell war eine ansonsten gesunde dreiunddreißigjährige Frau ohne Vorerkrankungen und ohne frische Verletzungen. Die Ergebnisse des großen Blutbilds würden ihr hoffentlich einen genaueren Hinweis darauf geben, was eigentlich los war.
    Sara murmelte eine Entschuldigung, als sie gegen eine Krankentrage im Gang stieß. Wie gewöhnlich quollen die Zimmer über, und die Patienten drängten sich in den Gängen, einige in Betten, andere in Rollstühlen, und alle sahen elender aus, als sie es bei ihrer Ankunft vermutlich getan hatten. Die meisten von ihnen waren wahrscheinlich direkt nach der Arbeit hierhergekommen, weil sie es sich nicht leisten konnten, den Lohn eines ganzen Tages zu verlieren. Sie sahen Saras weißen Arztkittel und riefen nach ihr, aber sie ignorierte sie, während sie das Krankenblatt durchging.
    Mary sagte: » Ich komme gleich nach. Sie ist da drin«, bevor sie sich von einer älteren Frau auf einer Pritsche wegziehen ließ.
    Sara klopfte an die offene Tür von Untersuchungszimmer 3. Privatsphäre – das war noch ein Luxus, den man Polizisten zukommen ließ. Eine zierliche blonde Frau saß auf der Bettkante, sie war voll angezogen und offensichtlich ziemlich verärgert. Mary war gut in ihrer Arbeit, aber auch ein Blinder hätte sehen können, dass es Faith Mitchell nicht gut ging. Sie war so bleich wie das Laken auf dem Bett; und auch aus einer gewissen Entfernung sah ihre Haut schweißfeucht aus.
    Ihr Ehemann, der nervös im Zimmer auf und ab ging, schien auch nicht gerade hilfreich zu sein. Er war ein attraktiver Mann, deutlich über eins achtzig groß, mit kurz geschnittenen, sandblonden Haaren. Eine gezackte Narbe zog sich über eine Wange, vermutlich von einem Unfall in der Kindheit, bei dem er mit seinem Gesicht über den Asphalt unter seinem Fahrrad oder über die festgetretene Erde vor einer Home Base geschlittert war. Er war schlank und drahtig, wahrscheinlich ein Läufer, und sein dreiteiliger Anzug zeigte die breite Brust und die kräftigen Schultern eines Mannes, der viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte.
    Er blieb stehen, und sein Blick wanderte von Sara zu seiner Frau und wieder zurück. » Wo ist der andere Arzt?«
    » Er wurde zu einem anderen Notfall gerufen.« Sie ging zum Waschbecken, wusch sich die Hände und sagte dabei: » Ich bin Dr. Linton. Können Sie mich kurz ins Bild setzen? Was ist passiert?«
    » Sie ist ohnmächtig geworden«, sagte der Mann und drehte nervös den Ehering an seinem Finger. Er schien zu merken, dass er ein bisschen hektisch klang, und mäßigte seinen Ton. » Sie ist zuvor noch nie ohnmächtig geworden.«
    Sara drückte die Finger an Faiths Handgelenk und maß ihren Puls. » Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    Sie schaute den Mann an. » Wütend.«
    Sara lächelte, leuchtete mit ihrer Stablampe in Faiths Augen, untersuchte ihren Hals und führte all die üblichen körperlichen Untersuchungen durch, ohne irgendetwas Beunruhigendes zu finden. Sie stimmte mit Krakauers ursprünglicher Einschätzung überein: Faith war vermutlich ein wenig dehydriert. Ihr Herz klang allerdings gut, und es sah nicht so aus, als hätte sie einen Anfall erlitten. » Haben Sie sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen?«
    Sie wollte eben antworten, doch der Mann ging dazwischen. » Es passierte auf dem Parkplatz. Ihr Kopf knallte auf den Beton.«
    Sara fragte die Frau: » Sonst irgendwelche Probleme?«
    Faith antwortete: » Nur ab und zu mal Kopfschmerzen.« Sie schien etwas zurückzuhalten, auch als sie gestand: » Ich habe heute noch fast nichts gegessen. Mir war heute Morgen entsetzlich übel. Und gestern Morgen ebenfalls.«
    Sara öffnete eine der Schubladen auf der Suche nach einem Hämmerchen, um ihre Reflexe zu testen, doch sie fand keinen. » Haben Sie in letzter Zeit Gewichtsverlust oder -zunahme festgestellt?«
    Faith sagte: » Nein«, während der Mann » Ja« sagte.
    Der Mann sah zerknirscht aus, als er in Faiths Richtung hinzufügte: » Also ich finde, es sieht gut aus.«
    Faith atmete tief durch. Sara betrachtete den Mann nun noch einmal und dachte sich,
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