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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen
Autoren: Karin Slaughter
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dass er wahrscheinlich Steuerberater oder Anwalt war. Er hatte sich seiner Frau zugewandt, und Sara bemerkte eine zweite, feinere Narbe auf seiner Oberlippe – offensichtlich kein chirurgischer Schnitt. Die Haut war schief zusammengenäht worden, sodass die Narbe, die zwischen Nase und Lippe verlief, nicht ganz gerade war. Wahrscheinlich hatte er im College geboxt, oder vielleicht war er einmal zu oft auf den Kopf geschlagen worden, weil ihm offensichtlich nicht klar war, dass man aus seinem Loch nur herauskam, wenn man aufhörte zu graben. » Faith, ich finde, das zusätzliche Gewicht sieht wirklich toll aus. Sogar noch ein bisschen mehr könnte nicht scha…«
    Sie brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
    » Nun gut.« Sara klappte die Krankenakte auf und schrieb einige Anordnungen hinein. » Wir müssen Ihren Schädel röntgen, und ich möchte auch gern noch ein paar weitere Tests durchführen. Keine Angst, wir können die Blutprobe von vorher benutzen, im Augenblick haben Sie also keine weitere Nadel zu befürchten.« Sie notierte sich etwas und hakte einige Kästchen ab, bevor sie Faith wieder ansah. » Ich verspreche Ihnen, wir machen das so schnell wie möglich, aber wie Sie sehen, haben wir heute ein ziemlich volles Haus. Beim Röntgen gibt’s einen Rückstau von mindestens einer Stunde. Ich werde tun, was ich kann, um das schnell durchzuziehen, aber vielleicht sollten Sie sich für die Wartezeit ein Buch oder ein Magazin besorgen.«
    Faith antwortete nicht, aber irgendetwas in ihrem Verhalten änderte sich. Sie schaute den Mann an und dann wieder Sara. » Muss ich das da unterschreiben?« Sie deutete auf die Krankenakte.
    Es gab nichts zu unterschreiben, aber Sara gab ihr die Akte trotzdem. Faith schrieb etwas ganz unten auf die Seite und gab ihr die Akte zurück. Sara las die Wörter: Ich bin schwanger.
    Sara nickte, als sie die Röntgenanordnung ankreuzte. Offensichtlich hatte Faith es ihrem Ehemann noch nicht gesagt, aber Sara hatte jetzt eine Reihe anderer Fragen an sie, und die konnte sie nicht stellen, ohne diese Neuigkeit preiszugeben. » Wann wurde bei Ihnen zum letzten Mal ein Abstrich gemacht?«
    Faith schien zu verstehen. » Letztes Jahr.«
    » Dann erledigen wir das doch gleich, solange Sie hier sind«, sagte Sara zu dem Mann. » Sie können draußen warten.«
    » Oh.« Er wirkte überrascht, obwohl er nickte. » Na gut.« Zu der Frau sagte er: » Ich bin im Wartezimmer, falls noch was ist.«
    » Okay.« Faith sah ihm nach, und ihre Schultern entspannten sich sichtbar, als die Tür hinter ihm zuging. Sie fragte Sara: » Was dagegen, wenn ich mich hinlege?«
    » Natürlich nicht.« Sara half ihr, es sich auf dem Bett bequem zu machen, und dachte, dass Faith jünger aussah als ihre dreiunddreißig Jahre. Sie hatte dennoch die typische Haltung eines Polizisten, diese unmissverständliche, leicht aggressive Straffheit der Schultern. Dieser Anwalts-Typ schien nicht so recht zu ihr zu passen, aber Sara hatte schon merkwürdigere Paare gesehen.
    Sie fragte die Frau: » Wie weit sind Sie?«
    » Ungefähr in der neunten Woche.«
    Sara notierte sich das, während sie fragte: » Ist das nur eine Vermutung, oder waren Sie bei einem Arzt?«
    » Ich habe einen dieser frei verkäuflichen Tests gemacht.« Sie korrigierte sich. » Um genau zu sein, ich habe drei dieser Tests gemacht. Ich bin nie überfällig.«
    Sara fügte einen Schwangerschaftstest zu den Anordnungen hinzu. » Was ist mit dieser Gewichtszunahme?«
    » Zehn Pfund«, gab Faith zu. » Seit ich das herausgefunden habe, schiebe ich ein bisschen Panik beim Essen.«
    Saras Erfahrung nach bedeuteten zehn Pfund normalerweise fünfzehn. » Haben Sie noch andere Kinder?«
    » Eins – Jeremy – achtzehn.«
    Sara schrieb auch das in die Akte und murmelte: » Sie Glückspilz. Mitten im schrecklichen zweiten Jahr.«
    » Eher unterwegs in die schrecklichen Zwanziger. Mein Sohn ist achtzehn Jahre alt.«
    Sara schaute Faith erstaunt an und blätterte in Faiths Anamnese.
    » Ich erspare Ihnen das Rechnen«, bot Faith an. » Ich wurde schwanger, als ich vierzehn war. Jeremy bekam ich mit fünfzehn.«
    Es gab nicht mehr viel, was Sara überraschte, aber Faith Mitchell hatte es geschafft. » Gab es bei Ihrer ersten Schwangerschaft irgendwelche Komplikationen?«
    » Außer zur bevorzugten Beute der Sensationspresse zu werden?« Sie schüttelte den Kopf. » Absolut keine Probleme.«
    » Okay«, erwiderte Sara, legte die Akte weg und schenkte Faith nun ihre
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