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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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„Dann komme ich später wieder.“
    Doch das erwies sich als unnötig, denn auf seinem Weg zurück zum Weihnachtsmarkt begegnete Joschi dem Mann mit der Parkwächtermütze im Tordurchgang.
    „Ach, bitte, ich hätte mal eine Frage“, sprach er ihn an.

    Der Mann, dessen Gesicht gerötet war, blieb stehen und setzte eine wichtige Miene auf. „Nur zu! Was möchtest du wissen? Freue mich immer, wenn ich helfen kann.“
    „Es dreht sich um einen grauen Kleinbus, der so gegen zwei Uhr Ihren Parkplatz verließ. Haben Sie gesehen, wer darin saß?“
    „Ein grauer Kleinbus? Welches Fabrikat?“
    „Das weiß ich nicht. Er hatte ein Heckfenster und einen Seiteneinstieg.“
    Der Mann, der vom Glühwein leicht schwankte, runzelte nachdenklich die Stirn. Er schüttelte den Kopf. Er schien sich nicht an einen Kleinbus erinnern zu können. „Was ist denn mit dem?“
    „Sie sind doch der Parkwächter vom Parkplatz hinter der Marienkirche?“
    „Ja, der bin ich“, bestätigte der Mann.
    „Also, da ist kurz nach zwei ein grauer Kleinbus rausgefahren. Sie haben hinter ihm hergeschimpft, weil er zu schnell fuhr“, erläuterte Joschi geduldig.
    „Ja, das habe ich. Jetzt erinnere ich mich! Habe mir doch gleich gedacht, daß mit dem was nicht stimmt. Ist der Bus gestohlen worden? Das wäre das erste Mal, daß mir das passiert, solange ich Parkwächter bin“, ereiferte sich der Mann.
    Joschi zog ihn am Ärmel beiseite, näher an das Gewölbe heran, denn sie standen mitten im Durchgang und blockierten den Passanten den Weg.
    „Nein, gestohlen wurde er nicht, glaube ich. Es geht mir nur um jemand, der vermutlich darin saß. Ein Mädchen in einer schwarzweißen Pelzjacke. Haben Sie sie gesehen?“ fragte Joschi aufgeregt.
    „Ja, ich weiß nicht. Hab nicht darauf geachtet.“
    „Wissen Sie denn, wie der Fahrer aussah?“
    „Rothaarig war er, und einen Schnurrbart hatte er, einen komischen, sah aus wie von Mäusen zerfressen. Ein schmuddeliger Kerl!“ sagte er wegwerfend.
    Joschi zog seine Geldbörse aus der Tasche, klappte sie auf und zeigte dem Mann Sandras Fotografie, die unter einer Folie steckte. „Das Mädchen, das hinter ihm saß — sah sie so aus?“
    Der Mann, der kurzsichtig zu sein schien, schob Joschis Hand zurück, um das Foto besser erkennen zu können. „Hübsches Ding! Ist sie deine Freundin?“
    „Ja. Saß sie in dem Auto?“ fragte Joschi ungeduldig.
    „Kann ich dir beim besten Willen nicht sagen. Da saß eine neben dem Fahrer, aber die war blond und hatte längere Haare. Wer hinten saß, darauf habe ich nicht geachtet.“
    Joschi fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „Haben Sie sich vielleicht die Nummer von dem Bus gemerkt?“
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Sie fing mit L an. Könnte LM wie Limburg gewesen sein, oder LU wie Ludwigshafen. Also, jedenfalls war sie nicht richtig zu lesen, dreckig wie die Karre aussah. Ich hatte keine Veranlassung, die Nummer aufzuschreiben. Die meisten Autofahrer fahren zu schnell, da brauchte ich nichts anderes zu tun“, entschuldigte er sich, denn Joschis Verzweiflung rührte ihn.
    Joschi steckte seine Geldbörse ein. „Ja, dann, vielen Dank auch“, sagte er hilflos.
    „Tut mir leid, daß ich dir nicht helfen konnte.“
    „Ja, da kann man nichts machen.“ Joschi versuchte zu lächeln. Es glückte ihm nicht ganz. „Wiedersehen.“
    „Wiedersehen.“ Der Mann schlurfte, vor sich hinmurmelnd, davon.
    Joschi ging nochmals zum Klassenstand, obwohl er keine Hoffnung hatte, Sandra dort anzutreffen.
    Nun, da er erfahren hatte, daß der Sektenführer mit dem grauen Kleinbus davongefahren war — und daran konnte es nach der Beschreibung, die der Parkwächter ihm gegeben hatte, keinen Zweifel geben — , war er sicher, daß Sandra das Mädchen mit der Kaninchenjacke im Wagen gewesen war.
    Warum tut sie so etwas? dachte er zornig. Weshalb wartete sie nicht auf mich? Immerzu läßt sie sich in Abenteuer ein. Bis sie einmal richtig dick in der Tinte sitzt. Hat sie denn nicht überlegt, wie gefährlich der Kontakt mit einer Sekte werden kann? Frau Klabusch hat doch mehrfach über diese Organisationen mit uns gesprochen. Und wir haben seit Juttas Verschwinden immer wieder darüber diskutiert. Also weiß Sandra, mit welchen Mitteln sich diese Sekten Jugendliche gefügig machen. Und nun fährt sie einfach mit denen mit! Ich fasse es nicht!
    Joschi stampfte, in seine Gedanken versunken, im Gehen so heftig mit dem Fuß auf, daß eine Frau, die sich gerade in der Menge an
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