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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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mysteriösen Diebstählen auf dem Weihnachtsmarkt beteiligt war.
    „Ich bewundere euch“, sagte Sandra in dem Bemühen, den beiden zu schmeicheln und etwaiges Mißtrauen zu zerstreuen. „Ihr werdet ständig verspottet und angegriffen. Trotzdem verliert ihr anscheinend nie den Mut zum Weitermachen. Ich habe euch nämlich schon ein paarmal auf dem Weihnachtsmarkt beobachtet. Jedesmal bekamt ihr Ärger. Entmutigt euch das nicht? Woher nehmt ihr die Kraft, das zu ertragen?“
    „Unsere Lehre befiehlt uns, auch das Leid hinzunehmen. Denn alle Angriffe auf uns sind das Werk Satans. Aber wir fürchten ihn nicht. Wir sind mächtiger als er, denn wir leben im rechten Glauben. Halleluja!“ antwortete Rocho.
    „Halleluja!“ echote das Mädchen.
    Sandra hörte es staunend. „Du hast einen seltenen Namen, Rocho“, sagte sie.
    „Er bedeutet: der Rufer im Streit“, erwiderte der Junge.
    „Und wie heißt du?“ fragte Sandra und beugte sich zu dem Mädchen vor.
    „Debora.“
    „Bedeutet der Name auch irgend etwas?“
    „Die Biene, die Fleißige“, sagte das Mädchen stolz. Sie hielt den Kopf gesenkt. Ihre Hände waren über ihrem Bauch gefaltet. Ihre Gestalt in dem weiten Wollumhang wirkte unförmig. Sandra fragte sich, ob das Mädchen möglicherweise schwanger sei.
    Sandra bemerkte, daß Debora mit Rocho einen raschen Blick wechselte.
    „Du hast uns also auf dem Weihnachtsmarkt beobachtet?“ sagte Rocho und kam auf Sandras Bemerkung zurück. „Was hast du beobachtet?“ fragte er lauernd.
    „Na, wie ihr Prospekte angeboten und deswegen Krach gekriegt habt. Das sagte ich doch schon.“
    „Und wann hast du heute Debora und mich gesehen?“ fragte Rocho.
    „Als ihr zum Parkplatz hinaufgelaufen seid. Weshalb habt ihr die anderen eigentlich im Stich gelassen, als es Ärger gab?“
    Erneut sahen Rocho und Debora einander an.
    „Fahren wir eigentlich noch weit? Ich muß nämlich heim. Ihr bringt mich doch in die Stadt zurück?“ erkundigte sich Sandra, um die beiden abzulenken.
    „Weshalb kommst du nicht mit zu uns? Unsere Familie würde sich freuen“, sagte Rocho.
    „Vielleicht ein andermal“, erwiderte Sandra ausweichend.
    Sie hatten die Innenstadt verlassen und überquerten jetzt die Südbrücke.
    Als der Bus in die Zufahrt zur Bäderstraße einbog, trommelte Sandra mit der Faust auf Rochos Rücken. „Was soll das? Wohin bringst du mich?“
    Rocho antwortete nicht.
    „Ich springe ab, wenn du nicht sofort umkehrst!“ drohte Sandra.
    „Wovor fürchtest du dich? Der Herr ist groß. Bei ihm bist du geborgen. Er geleitet dich sicher nach Hause. Der Herr verläßt seine Kinder nicht“, sagte Rocho.
    Halleluja! dachte Sandra noch bevor Debora es aussprach.
    Sie fuhren einige Kilometer durch Tannenwald.
    Plötzlich setzte Rocho den rechten Blinker, scherte in einen Waldweg ein, stellte den Motor ab und ließ den Bus ausrollen.
    Er verließ den Fahrersitz und stieg zu Sandra in den Wagen-innenraum.
    Er setzte sich neben sie auf die Bank und legte einen Arm um ihre Schulter. „Du bist traurig, nicht wahr? Du hast großen Kummer. Ich sehe es dir an“, sagte er sanft.
    Sandra fühlte sich nicht traurig. Sie war eher wütend über dieses sinnlose In-der-Gegend-Umherfahren. Und sie sorgte sich um Joschi, der auf dem Weihnachtsmarkt auf sie wartete. Sie war auch besorgt darüber, ob Rocho sie tatsächlich in die Stadt zurückbringen oder vielleicht hier aussetzen würde. Und was geschah, wenn er ihre wahren Beweggründe für ihre Kontaktsuche mit der Sekte herausfand? Seine Fragen hatten darauf hingedeutet, daß er ihr mißtraute. Sie besagten aber auch, daß er etwas zu verbergen hatte und eine Entdeckung fürchtete.
    Doch Sandra äußerte ihre Ängste nicht, sondern neigte zustimmend den Kopf.
    „Ich habe einiges von der Welt gesehen. Ich war in Indien, Amerika und England. Ich erkenne es, wenn jemand verzweifelt ist. Du bist es. Ich lese es in deinen Augen. Es war richtig, daß du dich an uns gewandt hast. Möchtest du nicht auch an einer besseren Welt von morgen mitbauen? An einer Welt voll Liebe, Freude, Frieden und Glück?“ rief Rocho mit leuchtenden Augen.
    Weshalb gibt er diese Gemeinplätze von sich? fragte sich Sandra empört. Weshalb erkundigt er sich nicht, was mich bedrückt? Wenn ich jetzt tatsächlich so verzweifelt wäre, wie er glaubt, daß ich es sei, was nützte mir dann das Gerede von einer besseren Welt von morgen? Ich möchte ja, daß mir heute geholfen wird.
    Es war, als hätte Rocho ihre
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