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Sanchas Hofnarr (German Edition)

Sanchas Hofnarr (German Edition)

Titel: Sanchas Hofnarr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Lachen zu verzichten, nahm den Kübel, ging hinaus und entleerte ihn geräuschvoll im Hof.
    „Geht`s besser?“, fragte sie ihn später, während sie sein Hinterteil mit Wasser und einem weichen Mooszopf säuberte.
    „Kein Fieber mehr“, krähte er. „Reich mir mein Wams, es soll dein Schaden nicht sein.“
    Während Grazide nun auch das Schmutzwasser hinaustrug, zählte Falk unauffällig die im Wams eingenähten Münzen. Keine fehlte. Ein gutes Weib, dachte er zufrieden, löste einen Livre aus der Samttasche und überreichte ihn Grazide.
    „Kauf uns Brot, Wein und Käse!“, bat er.
    Sie riss die Augen auf vor Überraschung und wurde ganz rot im Gesicht, als er ihr bedeutete, sie dürfe den Rest behalten. „Das ist viel zu viel, Honigmann!“, rief sie, sich aufgeregt das Tuch zurechtrückend. Dann faselte sie noch etwas von einem bunten Huhn, das sie zu rupfen und zu braten gedachte, und lief los.

    Falk von Hagelstein blieb weitere drei Tage bei Grazide …
    Obwohl er seit Jahren in Treue zu Sancha stand, seiner Herrin, und derzeit wieder als Kundschafter für sie unterwegs war, hatte es natürlich immer auch „richtige Weiber“ in seinem Leben gegeben, wie er sie für sich nannte.
    Meist war er kurze Liebschaften mit jüngeren oder auch älteren Frauen eingegangen, doch stets außerhalb der Schlösser, wo sich die Gräfinnen gerade aufhielten. Denn Sancha war eifersüchtig wie Juno, die Schwester des Zeus. Sie teilte nicht. Sie betrachtete ihn als ihren Sklaven. Er war noch immer der treue Floire für sie. Mit Aufnahme seines Studiums jedoch, hatte er sich ein Stück Freiheit erkauft. Zeit, über die Sancha nicht bestimmen konnte.
    Dass seit kurzem das Herz ihrer Ehrendame Petronilla für ihn schlug, hatte Falk selbst verblüfft. Zwar waren sie sich schon früher zugetan gewesen, doch vor seinem Ritt in die Berge war es mit Petronilla zu mehr gekommen. Sie hatte am nächsten Morgen sogar von Heirat gesprochen. Eine ausweglose Situation für ihn, weil er seinerzeit in Zaragoza, in seinem jugendlichen Leichtsinn und nachdem ihm Sancha wieder zur Freiheit verholfen hatte, einen Blutschwur ablegte, der besagte, dass er eher sterben würde, als Sancha für eine andere Frau zu verlassen. Und da er nicht vorhatte, zu sterben …
    „Über eine Hochzeit will ich unterwegs gründlich nachdenken“, hatte er zu Petronilla gesagt - und sich prompt gründlich krank gedacht.
    Nun aber war Grazide in sein Leben getreten. Grazide, die nett und freundlich, fürsorglich und hilfsbereit wie Petronilla war – aber obendrein eine Kunst beherrschte, von der er wusste, dass Sanchas Dame sie nicht besaß: Grazide verstand es wie keine, ihm Wolllust zu bereiten. Nach den Schauern des Fiebers hatte sie ihm solche der Liebe zugefügt, wie Falk sie noch nie erlebt hatte. Kein Wunder, dass ihm am Abend vor dem Aufstieg zum Gipfel, eine Torheit unterlief: Nach mehreren Bechern warmen Weins hatte er Grazide im Überschwang seiner Gefühle mit allerlei Redeblumen beglückt – und ihr auch noch sämtliche Strophen von „Feil Rosenblümelein“ vorgesungen, worauf Grazide, gerührt, ja, mit Tränen in den Augen, ihn anflehte, für immer bei ihr zu bleiben.
    Bleich vor Schreck hatte er zwar feige genickt, war dann aber auf ein unverfänglicheres Thema ausgewichen:
    „Sag mir, Liebste, ist es möglich, dass ich bei meiner Ankunft hier im Dorf zwei Templer sah? Ich habe so eine dunkle Erinnerung, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt.“
    „ Aie , das waren die Ritter vom Bezú“, erklärte sie ihm und kuschelte sich erneut in seine Armbeuge. „Sie besitzen hier, ganz in unserer Nähe, eine geheime Unterkunft.“
    „Und was suchen sie in eurem Dorf?“, fragte er, mit einer Spur Eifersucht in der Stimme – Donner und Blitz, er hörte es selbst heraus! „Waren sie Gast in deiner Hütte?“
    „Dummkopf. Die steigen hier nicht ab, sondern hinauf. Auf den Berg. Und vom Dorf aus ist der Weg am kürzesten.“ Sie lachte leise und neckte ihn erneut mit ihren flinken Fingern dort, wo es ihn durchschauerte.
    Dennoch befreite er sich von ihrem Griff und setzte sich auf. „Da will ich auch hin, auf den Gipfel, gleich morgen früh. Zeigst du mir den Weg? Du musst wissen, ich bin ein Heiler. Ich suche überall im Land nach seltenen Kräutern.“
    Grazide lachte laut. „Ein Heiler bist du? Und hast dir selbst nicht helfen können? Um ein Haar hätte ich dir einen Leichensack genäht.“
    „Nun“, streng zog Hagelstein die Brauen hoch,
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