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Sanchas Hofnarr (German Edition)

Sanchas Hofnarr (German Edition)

Titel: Sanchas Hofnarr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Narr!`“
    „Heilige Madonna!“, Ro ç wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Ein Hofnarr wider Willen! Und wie ist die Geschichte ausgegangen?“
    „Nun, nach einem halben Jahr hat ihn Pedro auf mein Drängen hin begnadigt, aber noch Jahre später haben unsere Untertanen über das Vorkommnis gelacht und Falks Ausspruch, den er tätigte, als er endlich aus dem Loch kam, läuft in Zaragoza noch heute von Mund zu Mund:

    Wer hier auf Erden will gedeih`n,
    muss eine Zeitlang närrisch sein!“

    „Muss eine Zeitlang närrisch sein? Das gefällt mir! Das will ich mir merken. Mich dünkt, dein Narr hat es faustdick hinter den Ohren. Eine gute Voraussetzung für einen Späher.“ Abermals gähnte Ro ç verstohlen. Er streckte die Beine aus und schob die Hände unter seinen Nacken. „Und nach seiner Freilassung?“
    „Falk blieb in Zaragoza. Er war immer für mich da, beaufsichtigte mich, begleitete mich auf Schritt und Tritt, sehr zum Missfallen von Zibelda. Wir lernten, lasen und musizierten gemeinsam. Wir spielten Schach, redeten über Gott und die Welt und lachten viel. Doch als ihm Pedro irgendwann erlaubte, Medizin zu studieren – denn das war Falks innigster Wunsch -, begann er oft wochenlang durch Aragón zu streifen, um seltene Pflanzen zu suchen.“ Sancha lachte auf. „Ob er dabei je zum ´Finstern Stern` gelangte und bei San Jacob anklopfte, das weiß ich nicht.“
    „Jakobus. Späher … Seltene Pflan … “ Ro ç verstummte mitten im Wort – doch einen Lidschlag später schon, hörte ihn Sancha tief und gleichmäßig atmen.
    „Was ist mit dir, Liebster?“, flüsterte sie. Sie nahm das Nachtlicht auf und leuchtete ihm ins Gesicht. Ihr kühner Gemahl war tatsächlich eingeschlafen!
    Glück fühlte sich anders an. Es war Zufriedenheit, die Sancha in diesem Augenblick wärmte. Bei Gott, es ging voran! Ro ç begann, sich für sie zu interessieren. Und nun verbrachte er erstmals eine ganze Nacht bei ihr.
    Eine ganze Nacht!
    W ährend draußen der Wind heulte, die Dachsparren knarzten, ein Laden schlug - und ein Hund bellte, blies Sancha das Nachtlicht aus, zog sich das Laken über den Kopf und lächelte.

II.
    FALK VON HAGELSTEIN
    erweckt das Misstrauen der Knappen

    Ort:
    Das geräumige Fluchtgemach
    im Ostturm einer Burg nahe Béziers.

    „Nie in Schmach und Schande fällt,
    wer die Zung im Zaume hält …“
    (Freidanks Bescheidenheit, 165,9)

„ H e, he, was hast du vor?“ Olivier stürzte zur Luke, weil Damian die Leiter einzog, obwohl Hagelstein noch nicht zurück war. Der Narr hatte ihnen am späten Nachmittag plötzlich erklärt, er wolle im Tal nach einem Pilgerpfad Ausschau halten, der geradewegs ins Kloster Gellone führte.
    Damian arretierte die Leiter. „Ich muss mit dir reden, Olivier. Ungestört!“ Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Stroh nieder, an einer Stelle wo die Sonne in die Turmkammer schien und sein Gesicht wärmte.
    Olivier setzte sich zu ihm. „Was ist los?“
    „Mir missfällt, dass Hagelstein mit uns nach Gellone reiten soll.“
    Olivier kratzte sich am Kopf. „Ehrlich gesagt, ich kann den Kerl auch nicht leiden. Ein eingebildeter Pfau, weiß alles besser. Ständig geht sein Klappermaul auf und zu – wie der Arsch einer Wasserstelze.“
    „Wie der Arsch einer was …?“ Damian kicherte. „Aber er ist der ergebene Diener der Herrin. Sancha vertraut ihm blind.“
    „Und wenn er ein heimlicher Spion Montforts oder gar der Tempelritter ist? Die lassen keinen Schatz aus, obwohl sie schon unermesslich reich sind.“
    „Hm, daran hab ich auch schon gedacht.“
    Olivier lachte auf:
    „Ein Reicher stets nach Arglist trachtet,
    nur jener nicht, der Armut achtet!
    Sagt das nicht immer Hagelstein, der falsche Hund?“
    „Ob er das wirklich ist, wissen wir nicht.“
    „Weshalb nimmst du den Heuchler mit einem Mal in Schutz? Der Narr ist ein hochgestellter Templer, ich sage es dir.“
    „Aber wie kann das sein, Olivier, die Gräfin hat ihn doch aus Zaragoza mitgebracht. Sie kennt ihn seit Jahren. Du siehst wirklich überall Gespenster!“
    „Ich? Du vermutest doch hinter jedem Busch die weißen Mäntel mit dem roten Kreuz. Erst gestern hast du mir gesagt, du wärest dir sicher, dass sie uns bis hierher gefolgt sind. Und was ist heute los? Hagelstein haut plötzlich ab, angeblich, um einen bestimmten Weg zu suchen. Aber wo will er den finden? Er kennt sich hier doch gar nicht aus! Nein, nein, irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Und wenn es nicht die Templer
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