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Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Autoren: Bradford Chris
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als rufe ihn der Himmel. Er fühlte sich wie ein Vogel und einen berauschenden Moment lang war ihm, als könnte er bis nach England fliegen.
    Aber unter ihm näherte sich rasend schnell die gekräuselte Oberfläche der Lagune.
    Wieder fielen ihm die Worte des alten Kriegers ein, dessen Geist er begegnet war: Folge dem Weg des Wassers und stelle dich ihm nicht entgegen …
    Und statt sich anzuspannen, um für den Aufprall gewappnet zu sein, zwang er sich, die Glieder lockerzulassen. Er erinnerte sich, wie der Albatros auf der Jagd nach Fischen ins Meer eingetaucht war und blitzschnell in das Wasser gestochen hatte.
    Das Wesen des Wassers wird zu meinem Wesen  …
    Er streckte die Arme nach unten aus und machte sich so gerade wie einen Pfeil.
    Dann traf er auf dem Wasser auf. Der Kälteschock nahm ihm den Atem. Statt des Windes rauschte ihm das Wasser in den Ohren. Wasser drückte ihn von allen Seiten zusammen, während er immer tiefer sank. Der ohrenbetäubende Kanonendonner verklang zu einem gedämpften Rumpeln, die Lichtstrahlen, die unter der Wasseroberfläche spielten, verloren sich.
    Jack kam auf dem Grund auf und seine Finger fuhren durch Sand, der sich anfühlte wie Seide. Seine Lungen brannten vor Sauerstoffmangel und er war einer Ohnmacht nahe. Helle Pünktchen flimmerten vor seinen Augen. Eine erhabene Stille hüllte ihn ein.
    Er trieb durch die verborgene Unterwasserwelt, stieg auf … und brach durch die Wasseroberfläche. Erneut drangen Licht und Lärm auf ihn ein und er hörte aus allen Richtungen Rufe, Geschrei, Kanonenfeuer und das Rauschen der Wellen. Trümmerteile, Taue und gesplitterte Balken schwammen an ihm vorbei. Gierig schnappte er nach Luft und atmete ein paar Mal tief durch. Er lebte. Zwar tat ihm alles weh, aber er lebte.
    Er schwamm zum felsigen Ufer des Kraters.
    Die Piratenstadt über ihm brannte, aber die Zitadelle widerstand der Zerstörung und klammerte sich eisern an die Felswand. Die Piraten, die sich noch in der zerstörten Stadt aufhielten, kletterten auf den letzten intakten Leitern, Stegen und Mauern zur Lagune hinunter.
    Als Jack sich dem Ufer näherte, sah er auf einem Stein eine schwarze Gestalt mit ausgebreiteten Armen und Beinen liegen. Er schwamm darauf zu. Diesmal wollte er ganz sicher gehen und sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass der Ninja tot war.

62
Drachenauge
    Er kletterte auf den Stein und beugte sich über den leblos daliegenden Körper. Blut tropfte in die Lagune und bildete dort einen großen roten Fleck. Sein Albtraum war zu Ende.
    Da öffnete sich flatternd ein blutunterlaufenes Auge. Jacks Herz setzte einen Schlag aus.
    »Das ist unmöglich. Niemand ist unsterblich!«
    Der Ninja begann zu lachen. Jack fiel auf die Knie. Packte Drachenauge an den Aufschlägen seiner Jacke und schüttelte ihn.
    »Warum kannst du nicht einfach sterben?«, schrie er. Sein ganzes Leid und seine Wut stiegen in ihm hoch.
    Der Ninja hing schlaff wie eine Puppe in seinen Händen. Er spuckte und würgte und konnte nicht mehr atmen, von Sprechen ganz zu schweigen. Jack merkte, dass es mit Drachenauge tatsächlich zu Ende ging, dass ein Sterbender vor ihm lag. Er ließ ihn los und starrte ihn ungläubig an.
    Durch sein Schütteln hatte sich die Kapuze des Ninja verschoben und ein zweites Auge war zum Vorschein gekommen.
    Jack zog die Kapuze ganz hinunter und blickte in ein fremdes Gesicht. Während der Schlacht von Osaka hatte er herausgefunden, dass es sich bei Drachenauge in Wirklichkeit um den verbannten Samuraifürsten Hattori Tatsuo handelte. Doch der Ninja vor ihm war jemand anders. Er besaß noch beide Augen und hatte keine Narben im Gesicht, weil er als Kind an den Blattern erkrankt war. Außerdem war er zehn Jahre jünger als der gefürchtete Drachenauge. Nur die Figur, die Form des Kinns und das grünliche Auge erinnerten an ihn.
    »Wer bist du?«
    »Dokugan … Ryu«, antwortete der Ninja schwach.
    Jack schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe Hattori Tatsuos Gesicht mit eigenen Augen gesehen. Du bist ein Betrüger.«
    Der Mann stöhnte resigniert. »Ich bin ein kagemusha  … sein Schattenkrieger … und deshalb … kann Drachenauge nicht sterben, Gaijin!«
    »Aber mein Vormund Masamoto hat Hattoris Doppelgänger in der Schlacht am Nakasendo getötet.«
    »Ich bin sein Nachfolger!«, keuchte der Ninja. »Und jetzt wird ein anderer aus unserem Clan meine Aufgabe übernehmen …« Der Ninja weidete sich an Jacks Entsetzen. »Die Schwarze Wolke wird einen neuen
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