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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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schrecklich überflüssig. Ihr wurde immer heißer, was zu ihrem körperlichen Unbehagen und ihrer Aufgewühltheit beitrug. Atemlos erreichte sie den Eingang der Goldsmiths’ Hall. Ihre Einladung wurde geprüft, ihr Name auf der Liste abgehakt. Sie und ihre Tasche wurden durchleuchtet, dann durfte sie die Eingangshalle betreten. Ein uniformierter Türsteher empfing sie am Fuß der Haupttreppe.
    »Der Empfang ist im ersten Stock in der Livery Hall«, sagte er und musterte sie mit onkelhafter Sympathie. »Aber wenn Sie sich kurz frisch machen möchten, die Garderobe und Toiletten sind dort drüben rechts im Untergeschoss.«
    Alix lächelte müde und hauchte »Danke sehr«, dann eilte sie, um ihre Jacke loszuwerden und den schlimmsten Schaden an Frisur und Make-up zu beheben.
    »Mein Gott, du siehst furchtbar aus«, murmelte sie einehalbe Minute später, als sie ihre Tasche neben das Waschbecken in der Damentoilette legte und sich im Spiegel betrachtete.
    Und im nächsten Moment hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich sagen: »Oh nein, Schatz, furchtbar ist gar kein Ausdruck dafür.«
    Alix drehte sich um und blickte in das hämisch grinsende Gesicht von Celina Nowak. Sie hatte sich die Haare blond gefärbt und die Augenfarbe mit Kontaktlinsen verändert. Aber sie hätte sich eine Papiertüte über den Kopf ziehen können, Alix hätte sie trotzdem erkannt.
    Ginger war an der Marmorbalustrade im ersten Stock entlanggegangen, als sie Alexandra Petrowa durch die Sicherheitskontrolle kommen sah. Mit großer Befriedigung hatte sie ihren derangierten Zustand bemerkt. Ginger war hinter eine Säule geschlüpft und hatte beobachtet, wie der alte Türsteher Petrowa zum Waschraum schickte. Ganz recht: So durfte man sie nicht unter die Leute lassen! Ginger war klar, dass sie sich damit zufriedengeben sollte, Petrowas schlampige Erscheinung aus der Ferne zu genießen, und das Gebäude schleunigst verlassen. Doch als sie die Treppe hinunterlief, war die Vorstellung, ihr zu zeigen, was sie von ihr hielt, unwiderstehlich gewesen.
    Ohne bewusste Entscheidung war sie nicht zum Ausgang gelaufen, sondern nach links zu der Treppe ins Untergeschoss abgeschwenkt. Und dieses unwillkürliche Handeln freute sie jetzt, als sie ihre Rivalin so verzagt vor dem Spiegel stehen sah. Petrowa war schon lange keine unscheinbare Provinzpflanze mehr, doch in diesem Augenblick war sie leicht verletzbar. Denn gegen sie sah Ginger blendend aus und strahlte vor lauter Triumph, was sie umso schöner machte.
    »Du weißt sicher, dass ich mit deinem Engländer im Bett war«, sagte sie betont beiläufig. »Oh, entschuldige … Hat er’s dir nicht erzählt? Na, vielleicht wollte er nicht preisgeben, wie scharf er auf mich war. Es war geradezu peinlich, um ehrlich zu sein. Ich finde es abstoßend, wenn ein erwachsener Mann mich anwinselt, du nicht auch? Wenn’s nicht geschäftlich gewesen wäre, hätte ich mich gar nicht mit ihm abgegeben.«
    Petrowa sah ihr in die Augen, sagte aber nichts. Ihr Schweigen ärgerte Ginger. Petrowa hatte sich anscheinend verändert. In den alten Zeiten wäre sie sofort darauf angesprungen.
    »Er wird ja ziemlich schnell fertig, stimmt’s?«, redete Ginger weiter. »Ich muss sagen, ich hätte mehr von ihm erwartet, gemessen an seinem Aussehen. Aber das kann man nie vorher wissen …«
    Alix reagierte noch immer nicht. Dieses hochnäsige Flittchen konnte einen wirklich aufregen. Ginger hörte nicht auf, nach einer empfindlichen Stelle zu suchen. Früher oder später würden ihre giftigen Bemerkungen wirken. »Er hat gerade noch da oben ein Auge auf mich geworfen. Hat mich nicht erkannt, das konnte ich sehen. Er fand mich attraktiv und bekam Lust, mich zu ficken. Ich hoffe, er ist nicht zu enttäuscht, wenn er dich sieht.«
    Ginger beobachtete Petrowas Gesicht und spürte, dass sie der Sache näher kam. Ihre unfehlbare Gabe, andere seelisch zu quälen, legte ihr den nächsten Satz in den Mund. »Nur schade, dass es das Letzte sein wird, das er sieht.«
    Oh, das war besser! Jetzt hatte Petrowa Angst bekommen, und sie klang nervös, als sie endlich den Mund aufmachte. »Was soll das heißen?«
    »Das möchtest du wohl wissen, hm? Aber ich sag dir nur das: Es wird nicht bloß Carver sein, sondern sie alle. Ein Tippvon einer alten Freundin: Auf diese Party sollte man nicht gehen.«
    Petrowa setzte sich in Bewegung, ganz offensichtlich, um Carver zu warnen, und Ginger verstellte ihr in den Weg.
    »Geh zur Seite!«, fauchte
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