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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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Petrowa.
    »Nein, das geht nicht. Ich kann nicht erlauben, dass du Alarm schlägst. Aber mach dir keine Sorgen, wir sind hier unten sicher.«
    »Aus dem Weg, habe ich gesagt.«
    »Und ich sagte nein.«

91
    Carver war durch ein Labyrinth von Gängen gelaufen und hatte in unzählige Räume gesehen. Aber der Kellner war nirgends zu finden gewesen. Jetzt blieb nur noch eine Möglichkeit. Der Mann hatte das Gebäude verlassen. Carver hob das Handgelenk an den Mund und sprach in das Mikrofon, gab seinen Namen und seine gegenwärtige Position durch und fragte: »Hat in den letzten paar Minuten jemand das Gebäude verlassen?« Er drängte die aufsteigende Angst, den Mann verloren zu haben, beiseite. »Ich suche nach einem mittelgroßen Mann mit dunklen Haaren und Schnäuzer.«
    »Ja, da war so jemand. Warten Sie … Ja, ein Kellner, ein gewisser Jerzy Kowalski.«
    »Irgendeine Ahnung, wo er hin ist?«
    »Ja. Er wurde beobachtet, wie er von der Gresham Street kam und in die Wax Chandlers’ Hall ging, auf der anderen Seite der Gutter Lane.«
    »Warum?«, fragte Carver und rannte zu dem entsprechenden Ausgang.
    »Verzeihung, ich verstehe nicht.«
    »Warum ist er dort reingegangen? Gibt es einen Grund, warum ein Kellner des Empfangs heute Abend dorthin muss? Da drüben finden die Vorstellungsgespräche einer Firma statt.«
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Dann soll das dringend mal jemand rausfinden!«
    Die Tür zur Straße war schon zu sehen. Als er darauf zurannte, überkam ihn die finstere Ahnung, dass sich hier dieKatastrophe von Rosconway wiederholen sollte. Und wieder war er am richtigen Ort, aber zur falschen Zeit, hinkte Zorn immer einen Schritt hinterher.
    Zorn ging an den drei Leichen im Konferenzraum vorbei zu dem Büro, wo Braddock auf seinen Einsatz wartete.
    Er saß am Fenster und hielt den Punisher auf dem Schoß. Das Licht war ausgeschaltet, und die Rollos waren heruntergezogen. Sie ließen gerade so viel von der Abendhelligkeit herein, dass das Zimmer nicht völlig im Dunkeln lag. Wenn es so weit war, würde Braddock das Rollo hochlassen, das Fenster öffnen, zielen und schießen. Über die Gutter Lane hinweg auf die fünf hohen Bogenfenster der Goldsmiths’ Hall, die vom Schein der Kronleuchter hell erleuchtet waren. Braddock hatte vier Granaten. Er würde sie schnell hintereinander in vier Fenster feuern und dann abhauen.
    »Wie geht’s?«, fragte Zorn.
    »Gut.«
    »Uns geht’s allen gut, hm? Das ist großartig.«
    Braddock erwiderte nichts. Er hatte keine Lust auf eine Unterhaltung. Es gefiel ihm nicht, dass Zorn überhaupt da war, und dieser Ami hatte etwas an sich, das seine Bedenken vergrößerte. Der Mann stand unter Strom, war unruhig. Das ging Braddock auf die Nerven. Der ganze Stress begann ihm zuzusetzen, wo er doch gerade jetzt vollkommen ruhig sein sollte. Er hatte zwei Ohrschützer um den Hals hängen. Er setzte sie sich jetzt auf.
    »Okay, schon gut. Ich werde Sie nicht weiter stören«, sage Zorn.
    Razzaq hatte ihm einen Laptop dagelassen. Zorn setzte sich daran, um die Märkte zu beobachten. Die New Yorker Börse hatte nur noch eine Stunde geöffnet, der Dow Jones und derS&P 500 waren beide um fast drei Prozent gestiegen. Genau, was Zorn erwartet hatte. Nach einer Katastrophe neigten die Märkte zur Überreaktion, egal ob sie einen natürlichen oder menschlichen Auslöser hatte, und erholten sich wieder, sobald die Leute erkannten, welche Möglichkeiten sich daraus ergaben. Sein eigenes, sehr öffentliches Vertrauensvotum hatte nur dazu gedient, den ganzen Prozess anzuschieben, denn die meisten Aktienhändler rannten mit der Herde. Und somit würde er wieder der Einzige sein, der in die entgegengesetzte Richtung ging.

92
    Die Männer, bei denen Alix gelernt hatte, sich zu verteidigen, hatten ihren Schülerinnen ein paar ganz einfache Regeln eingetrichtert: Bei einem Kampf ist der Sieger fast immer derjenige, der als Erster angreift. Also wartet nicht, bis ihr angegriffen werdet. Ergreift die Initiative. Seid entschlossen. Und hört erst auf, wenn ihr völlig sicher seid, dass euer Gegner euch nichts mehr tun kann.
    Alix fiel diese Lektion wieder ein, vielleicht weil sie eine Frau vor sich hatte, die mit ihr zusammen gelernt hatte. Aber wie auch immer, ihr wurde plötzlich klar, dass sie nur eine Chance hatte, an Celina Nowak vorbeizukommen: Sie musste sie überrumpeln und dann vergessen, dass sie Skrupel hatte, Gewalt zu initiieren.
    Alix tat, als wollte sie sich
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