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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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mit der Flamme erst über die zerschlagene Nase und dann über die Lippen. Nowak wand sich und drehte den Kopf weg, um dem Feuer zu entgehen.
    »Stopp! Bitte, hör auf!«, flehte sie. Alix ließ die Flamme verlöschen.
    Nowak liefen die Tränen herab. Sie weinte vor Schmerzen, und das war für Alix am schwersten zu ertragen. »Um Himmels willen, dann sag mir endlich, was ich wissen muss«, flehte sie ihrerseits.
    Nowak sah sie an. »Beschuss mit Granaten. Durch die Fenster. Alle sollen sterben.« Und dann, als Alix aufstand: »Aber du kommst zu spät … viel zu spät.«

93
    Während der vergangenen Monate hatte Zorn jedes Mal, wenn er einen wichtigen Investor gewonnen hatte, Verkaufsoptionen auf die Aktien der Firmen erworben, die dieser besaß oder leitete, und auf einen Wertverfall spekuliert.
    Einen konturlosen Geschäftsführer beispielsweise, der Milliarden von einer multinationalen Bank abgeschöpft hatte, würde keiner lange vermissen. Es gab immer eine neue gierige Niete in Nadelstreifen, die darauf wartete, dessen Platz einzunehmen. Die Aktien des Unternehmens würden also wackeln, aber nicht abstürzen, wenn er stürbe. Anders stünde es bei einem brillanten Unternehmer, der mit seinen Visionen eine junge Computermarke zu einer weltweiten Kultmarke machte. Solche Männer – es waren fast ausnahmslos Männer – waren Stars. Und ihre Kunden waren Fans. Beseitigte man die, so würde das Unternehmen vielleicht nicht zusammenbrechen, aber in den Grundfesten erschüttert werden. Und die Aktien würden fallen wie ein Stein.
    Während seiner kurzen Schicht als Kellner hatte Zorn die Anwesenheit mehrerer solcher Personen unter den Gästen bemerkt. Darum kaufte er jetzt Verkaufsoptionen auf deren Aktien, verdoppelte und verdreifachte die Menge seiner Positionen. Dabei suchte er nach Optionen mit möglichst frühem Ausübungsdatum. Da die Kurse stiegen, war niemand an Optionen interessiert, die von fallenden Preisen in der nächsten Woche abhingen. Dadurch waren die Optionen spottbillig. Zorn war also in der Lage, für sein Geld noch mehr zu kaufen und mehr Druck zu erzeugen, sodass jeder Aktienverfall fürihn gigantische Profite abwerfen würde. Natürlich würde jeder Kursanstieg seine Optionsscheine wertlos machen. Aber die Preise würden nicht steigen. Das wusste er, und nur er allein, ganz genau.
    Während er die letzten Elemente seines Plans umsetzte, war Zorn einen Moment lang von der Ungeheuerlichkeit seines Tuns ergriffen. Gleich würde auf seine Anordnung hin ein Massenmord geschehen, der zweite innerhalb von vier Tagen. Und dabei stellte er fest, dass ihn das nicht im Geringsten berührte. Er fühlte sich überhaupt nicht schlecht deswegen. Er wollte, dass die Leute umkamen. Er wollte, dass andere Kinder dasselbe durchmachten wie er damals. Er wollte sich im Tod suhlen.
    Ein paar Meter entfernt bewegte sich Braddock. Er griff nach dem Zugband des Fensterrollos.
    Er drehte den Kopf nach Zorn.
    »Es geht los«, sagte er. Dann hob er den Granatwerfer an die Schulter.

94
    Carver kam aus dem Seitenausgang der Goldsmiths’ Hall und ließ sich zu den Beobachtern auf dem Dach an der Gresham Street durchstellen. »Ich nehme an, Sie sind bewaffnet.«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Laserzielgeräte?«
    »Ja.«
    »Dann tun Sie mir den Gefallen und schalten Sie sie ein. Dann verfolgen Sie mich und zielen auf die, mit denen ich rede.«
    »Verstanden.«
    Carver überquerte die Gutter Lane und blickte dabei die enge Straße entlang. Auf der einen Seite konnte er die Lichter der Party sehen, auf der anderen die Wax Chandlers’ Hall. Seine üble Ahnung wurde drängender.
    Zwei Sicherheitsleute im billigen schwarzen Anzug und mit stark gegelten Haaren standen rechts und links des Eingangs der Wax Chandlers’ Hall. Hinter ihnen führten ein paar Stufen zur Haustür.
    Carver wandte sich an den nächststehenden und zückte seinen Dienstausweis vom Verteidigungsministerium.
    »Ich muss in das Gebäude«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte der Wachmann. »Hier darf niemand rein, der nicht auf der Liste steht. Sie stehen nicht drauf und dürfen folglich nicht rein.« Er nickte selbstgefällig; sein logischer Schluss entzückte ihn scheinbar.
    »Doch«, widersprach Carver.
    »Haben Sie ein Problem, Mann?«, fragte der Kollege.
    »Nein, aber Sie. Sehen Sie auf die Stirn Ihres Kollegen.«
    »Was wollen Sie denn damit bezwecken?«
    »Sehen Sie hin.«
    In der Stirnmitte glühte ein roter Laserpunkt.
    »Oh, Scheiße …«
    »Bei dir ist
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