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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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spielte, nur diesmal für einen anderen Arbeitgeber. Auf sein Double zuzugehen war wie ein Zwang: Der echte, verkleidete Zorn bediente den falschen, wie echt aussehenden Zorn. Das war wie in einem Spiegelkabinett, wo man eine köstliche, erregende Angst erlebte. Würde ihn jemand erkennen, wäre er verloren. Aber niemand erkannte ihn. Die krass auffallenden Polizisten, die so taten, als gehörten sie zu den Gästen, obwohl sich ihre Jacketts über den Dienstpistolen wölbten, blickten ihn misstrauisch an. Doch so blickten sie jeden an, der sich Drinkwater auf ein paar Meter näherte.
    »Verschwinden Sie«, sagte einer von ihnen, als Zorn die Magnumflasche schon zum Einschenken neigte und über Drinkwaters Glas führen wollte. »Mr Zorn hat eine eigene Flasche bei sich stehen. Das hätte Ihnen jemand sagen müssen.«
    »Mir hat niemand was gesagt«, erwiderte Zorn und war froh, dass so viele Leute da waren und bei dem ganzen Lärm, den das Gelächter und die Unterhaltungen verursachten, niemand hörte, wie lausig sein polnischer Akzent war.
    Die Beteiligung an dem Empfang war unglaublich. Er war durch den Mordanschlag von Mittwoch noch attraktiver geworden. Jeder wollte von sich behaupten können, er sei bei Zorns öffentlicher Auferstehung dabei gewesen. Zwei seiner Investoren, die ihm persönlich gesagt hatten, sie könnten den Termin nicht wahrnehmen, hatte er schon entdeckt. Einer war aus Palo Alto in Kalifornien angereist, der andere aus Kyoto.Sie mussten einen Nachtflug genommen haben. Niemand wollte mehr seine Einladung ausschlagen.
    Auch die bekannten Schönheiten waren zahlreich erschienen: Supermodels, Schauspielerinnen, Sportlerinnen und Rockstars, alle hatten sich von der Aussicht auf einen Fünfzigtausend-Dollar-Anteil an Zorn Global locken lassen, zumal sie dafür nur über den roten Teppich laufen, den Paparazzi zuwinken und ein paar Stunden ihrer Zeit opfern mussten. Doch so unterhaltsam es war, die Schönheiten in ihren enthüllenden Kleidern oder Männer mit Super-Bowl-Ringen und Goldmedaillen zu begaffen, Zorns eigentliches Interesse galt den Gästen, die dem Auge wenig bis gar nichts zu bieten hatten. Die Männer, deren Anwesenheit er sich einprägte, waren mit sehr wenigen Ausnahmen konservativ, aber kostspielig gekleidet, mindestens fünfzig und absolut langweilig, wenn nicht sogar unattraktiv. Doch sie besaßen Modehäuser, Filmstudios, Fernsehanstalten und Sportlizenzen, durch die die Berühmtheiten im Geschäft blieben. Sie waren Vorstandschefs und Direktoren der Banken, zu denen die Stars ihre Gehaltschecks trugen. Sie fällten die Entscheidungen, durch die Fabriken an dem einen Standort dichtmachten und tausende Meilen entfernt, wo es billiger und bequemer war, wieder aufmachten. Sie waren seine Investoren, und es war sehr wichtig für ihn, genau zu wissen, wer zum Empfang gekommen war, denn dann würde er wissen, wer sterben würde. Und sobald er das wusste, konnte er die letzten paar Spiele in diesem großartigen Wettkampf festlegen.
    »Es ist fast erreicht, Dad!«, murmelte er.
    Er stellte die Magnum am Rand eines Buffettisches ab und sah auf die Uhr. Wenn sie sich an den Ablaufplan hielten, würde Drinkwater in zehn Minuten seine Rede halten. Wirklich schade, dachte Zorn. Er hätte gern gewusst, was dieser sichausgedacht hatte. Doch es würde nur für ein paar Worte reichen. Nach einer, höchstens zwei Minuten würde Braddock in Aktion treten. Und Zorn wollte dann am Computer sitzen, um auf die ersten Kursschwankungen nach Bekanntwerden des Massakers reagieren zu können. Er konnte es sich nicht leisten, einen Moment länger bei seiner Party zu bleiben.
    Nachdem er die Flasche abgestellt hatte, wandte er sich ab und ging so schnell, wie es die Menschenmenge zuließ, zum Personalausgang.

88
    Carver schüttelte den Kopf. Der Saal war so voll, dass er kaum zwei Meter freie Sicht hatte. Und bei dem Lärmpegel war kaum etwas zu verstehen. Er konnte einen Gast nur wenige Momente im Auge behalten, dann verschwand er hinter anderen. Eine große aufgedonnerte Blondine in einem roten Cocktailkleid sprang ihm ins Auge, ihm und jedem anderen heterosexuellen Mann im Saal. Sie hatte etwas an sich, bei dem er kurz stutzte, doch ehe er dem Eindruck nachgehen konnte, verstellten ihm Leute das Blickfeld. Das war das Problem: Wenn irgendetwas passierte, wäre es praktisch unmöglich, schnell genug durch das Gedränge zu gelangen, um sich den entscheidenden Vorteil zu verschaffen.
    Sein Handy summte. Eine
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