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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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hätte es leichter, aus dem Wagen zu kommen. Er brauchte nur die Fensterscheibe herunterzukurbeln oder die Tür aufzudrücken und konnte hinausklettern. Zalika konnte im Fond dasselbe tun.
    Doch Carver fand, dass er als Erster aussteigen sollte. Ihm war peinlich bewusst, dass der Unfall im Umkreis von Kilometern zu hören gewesen war – und dass er den Unfall verschuldet hatte. Er hatte sie in diesen Schlamassel gebracht. Und die Zeit lief ihnen davon.
    Justus jedoch hatte anderes im Sinn. Er wand sich in seinem Gurt und versuchte, an die Fensterkurbel zu gelangen. Schließlich bekam er sie zu fassen und kurbelte hastig.
    Dann hallte ein tiefes Knurren durch den Wagen. Augenblicklich kurbelte Justus in die andere Richtung. Der Löwe war am Wagen. Man hörte, wie er ihn beschnupperte und umhertappte.
    »Oh Gott, oh Gott ... na komm schon«, murmelte Justus und Zalika kreischte: »Um Himmels willen, mach schnell das Fenster zu!«
    In dem Moment sprang der Löwe auf die obenliegenden Wagentüren und schaute durch die Fenster.
    Zalika schrie. Sie schnallte sich ab und ließ sich in den Fußraum des Fonds fallen, möglichst weit weg von der Raubkatze. Justus ließ sich vorsichtig zu Carver hinab und kauerte sich neben ihn.
    Der hatte inzwischen die Pistole gezogen, die Parkes ihm gegeben hatte, und richtete sie auf die Seitenfenster. »Achtung, volle Deckung«, sagte er.
    Er feuerte sechs Löcher in die Türbleche, auf denen die Raubkatze stand. Unter Schmerzgeheul sprang sie vom Wagen und verschwand knurrend in die Dunkelheit.
    Eine ganze Minute lang rührte sich keiner. Aber von draußen war nichts mehr zu hören. Nichts deutete darauf hin, dass der Löwe zurückkehrte.
    »Gut«, sagte Carver. »Zeit, dass wir abhauen.«
    »Aber der Löwe ist noch in der Nähe«, wandte Justus ein. »Und solange er am Leben ist, ist er gefährlich.«
    »Ja, der Löwe und Moses Mabeki. Er ist auch irgendwo in der Nähe, und ich werde nicht warten, bis er uns findet.«
    »Er wird uns schon nicht finden«, meinte Zalika. »Wir sollten uns lieber noch eine Weile ruhig verhalten und sehen, ob der Löwe wirklich weg ist.«
    Carver wollte gerade etwas erwidern. Stattdessen stutzte er und neigte lauschend den Kopf. »Hört mal.«
    Das Geräusch war schwach, aber eindeutig: ein Hubschrauber, der noch weit weg war, aber stetig näher kam.
    »Tja, das entscheidet die Frage«, sagte Carver. »Mir ist egal, wie viele Löwen da draußen herumstreunen, wir steigen aus.«

96
    Moses Mabeki saß auf dem Platz des Kopiloten und blickte konzentriert in den Lichtkreis, den der Suchscheinwerfer aus sechzig Meter Höhe über den Boden schwenkte. Sie flogen jetzt über hügliges Gelände, und die Schatten, die die Felsen und Hänge warfen, machten es schwieriger, etwas zu erkennen. Seine Frustration wuchs. Die südafrikanische Grenze war keinen Kilometer mehr entfernt. Es war sehr gut möglich, dass Carver ihm entwischt und – genauso übel – die Stratten-Tochter erst mal außer Reichweite war. Er war fast so weit, sich geschlagen zu geben.
    Dann stach ihm etwas ins Auge. Zuerst hätte er gar nicht sagen können, was. Es wirkte wie eine Anomalie des Geländes. Er tippte dem Piloten auf die Schulter. »Umkehren«, befahl er und zeigte nach unten. »Ich habe etwas gesehen.«
    Der Pilot flog eine Kehre und folgte dem Kurs, den sie gekommen waren, aber langsamer nun.
    »Da!«, sagte Mabeki triumphierend und zeigte auf den umgekippten Land Rover. »Ich wusste es! Bringen Sie uns runter, so dicht an den Wagen heran, wie es geht.«
    Keine Minute später stand Mabeki an der Unfallstelle. Er betastete die durchlöcherten Türen des Land Rover und überlegte, warum es nötig gewesen war, aus dem Wagen zu schießen, und wessen Blut es war, das auf das Blech getropft und verschmiert war.
    »Ein Löwe«, sagte einer seiner Männer. »Ein großer. Sehen Sie her.«
    Er leuchtete mit der Taschenlampe auf die Prankenabdrücke rings um den Wagen, die groß wie Essteller waren.
    Für einen Moment wurde Mabeki nervös. »Ein Löwe? In welche Richtung hat er sich verzogen?«
    Der Mann besah die Fährte, bei der sich auch Blutstropfen fanden. Dann zeigte er den Hang hinunter nach Nordwesten. »Dort entlang.«
    »Und die Leute aus dem Wagen?«
    Der Fährtenleser suchte ein paar Augenblicke den Hang ab und kehrte zu Mabeki zurück. »Dort entlang.«
    Er zeigte zu dem Weg, der weiter oben entlanglief. Er führte zur Grenze.
    »Ausgezeichnet«, sagte Mabeki. »Dann folgen wir
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