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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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Felsen – hinter ihm. Großer Gott, kam Mabeki von zwei Seiten? Waren Justus und Zalika unter Beschuss?
    Carver drehte sich herum und spähte durch den Hohlweg. Dort bewegte sich etwas, ein schwarzer Schatten in der Dunkelheit. Er wurde größer, die Umrisse deutlicher. Dann konnte Carver zwei Arme und eine Pistole erkennen. Sie war auf ihn gerichtet und kam näher. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    Und dann erkannte er Zalika. Er atmete erleichtert aus und schloss für eine Sekunde die Augen, während er sich vorstellte, wie nah er daran gewesen war, auf sie zu schießen. Als er den Karabiner senkte, nahm er die linke Hand vom vorderen Schaft und gab ihr zu verstehen, sie solle sich ducken und hinter den Felsbrocken kommen.
    Sie ging aufrecht weiter.
    »Zalika!«, zischte er. »Was machst du hier? Wo ist Justus?«
    Sie gab sich keine Mühe leise zu sprechen, sondern antwortete laut und deutlich: »Leg die Waffe weg. Sofort. Oder ich schieße.«

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    Carver tat gar nichts. Nicht weil er den starken Mann markieren wollte. Er konnte nur einfach nicht glauben, was er hörte.
    »Leg die Waffe weg«, wiederholte Zalika. »Auf den Boden. Sofort.«
    Sehr langsam und ruhig, ohne sie aus den Augen zu lassen, tat er, was sie verlangte.
    »Jetzt tritt sie von dir weg.«
    Carver gehorchte. Der Mond schien ihr ins Gesicht; Carver sah jede Regung, während sie vor ihm stand und auf seine Brust zielte. Die drohende Mündung ließ ihn reglos verharren. »Was machst du hier? Wo ist Justus?«, fragte er erneut.
    »Er ist tot«, sagte sie in so gleichgültigem Ton, dass er ihre Stimme kaum wiedererkannte. »Ich habe ihn erschossen.«
    Das kam so unerwartet, klang so verkehrt, dass Carver nicht begriff. »Was meinst du damit? Wie ist es dazu gekommen?«
    Zalika verblüffte es sichtlich, dass die Antwort für ihn nicht auf der Hand lag. »Was glaubst du denn? Weil ich ihn nicht über die Grenze lassen durfte. Genau wie dich.«
    Er begriff noch immer nicht. »Bist du verrückt? Wir müssen über die Grenze. Mabeki wird jeden Augenblick hier sein. Anders könnt ihr ihm nicht entwischen.«
    »Aber ich will ihm gar nicht entwischen«, erwiderte sie, und ihr Ton wurde spöttisch. »Kapierst du es nicht? Die ganze Zeit schon denkst du, er sei der Kidnapper. Stattdessen bist du es, nicht er. Die Männer, die du erschossen hast, sollten mich schützen, und zwar vor dir. Ich war keine Gefangene. Ich wollte dort sein. Ich wollte endlich mit Moses zusammen sein. Darum hatte ich nichts an, als du kamst. Ich wartete auf ihn.«
    Carver hatte in einer Schneekugel gelebt, hatte oben, unten, falsch und richtig verwechselt. Seine Hoffnungen stellten sich als Illusion heraus. Offenbar war alles, was sie je zu ihm gesagt hatte, gelogen gewesen, hatte etwas ganz anderes bedeutet, als er geglaubt hatte. Ihr ganzes Tun hatte völlig andere Gründe gehabt. Und er war so dumm gewesen, sich für sie zu interessieren. Er hatte sein Leben riskiert, um sie zu befreien. Hatte sie wirklich nicht befreit werden wollen?
    Er unternahm einen letzten Versuch, seine Sichtweise und Interpretation der Geschehnisse bestätigt zu bekommen.
    »Mabeki hat dich aus Hongkong entführt. Er hat dir eine Pistole an den Kopf gehalten. Ich habe es gesehen.«
    »Und ich habe es ihm erlaubt«, sagte sie. »Sobald wir draußen waren, bin ich zu dem Lieferwagen gerannt, den er bestellt hatte, und habe mich wegbringen lassen. Ich hatte im Haus bleiben wollen, damit wir dich gemeinsam töten könnten, Moses und ich. Aber er meinte, das sei zu riskant. Er wollte sicher sein, dass mir nichts passiert. Und er hatte sich auch schon überlegt, wie er dich loswerden wollte. Die ganze Zeit in dem Lieferwagen habe ich nur gehofft, dass er dir unverletzt entkommt und ich ihn wiedersehe. Und ich habe gehofft, dass du draufgehst, Sam. Aus tiefstem Innern habe ich das gehofft.«
    »Und alles, was zwischen uns war ...«
    »Diente nur dem Zweck, dich nach Hongkong zu bringen, damit du die Gushungos tötest und wir dich danach töten können.«
    »Dann warst du es, die uns an Mabeki verraten hat, die ihm alle Einzelheiten berichtet hat.«
    »Oh ja.« Sie lächelte zufrieden. »Und er war es, der mir alles über die Gushungos verraten hat. Es gab keine alten Damen in einer Kirche. Ich brauchte nicht stundenlang das Haus auszukundschaften. Ich wusste alles von Moses. Wir haben uns kein einziges Mal getroffen, aber telefoniert und E-Mails geschickt. Er ist sogar mein Facebook-Freund. Mit falschem Namen
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