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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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werde zusehen, wie er dich auseinandernimmt, Stück für Stück. Und dann werden wir zusammen sein, wir zwei, und –«
    Da endete der Satz. Zalika hatte hinter Carver etwas gesehen. Sie lächelte, ihr ganzes Gesicht strahlte vor Freude ... und dann wich die Freude verblüfftem Entsetzen, als ein kurzer Feuerstoß hallte. Die Kugeln schleuderten Zalika auf den Geröllhaufen, rissen drei Wunden in ihre Brust und traten am Rücken explosionsartig wieder aus.
    »Sie war verblendet«, sagte Moses Mabeki und ging an Carver vorbei zu der Toten. »Ein nützlicher Idiot, der seinen Zweck erfüllt hat. Natürlich wäre es amüsant gewesen, sie vorher noch zu besitzen – sie noch einmal zu besitzen, sollte ich sagen. Doch es gibt befriedigendere Dinge als Sex. Ich hatte sie völlig unter Kontrolle. Ich bestimmte, ob sie lebte oder starb. Das ist viel besser.«
    Das war der Moment, wo Carver ihn wirklich hasste. Er hasste ihn, weil er ein junges Mädchen, das ihn geliebt hatte, verführt, ausgenutzt und dann weggeworfen hatte. Zalika hatte ihn geliebt oder vielmehr hatte sie geliebt, was er in ihren Augen einmal gewesen sein mochte. Und Carver verabscheute sich selbst, weil er der Sache nicht bei erster Gelegenheit ein Ende gemacht hatte. So viel Leid hätte verhindert werden können, wenn er nur eine Kugel mehr abgefeuert hätte.
    »Aber in einem hatte sie recht«, sagte Mabeki. »Ich werde mir für Sie Zeit nehmen. Stehen Sie auf.«
    Carver kam langsam aus der Hocke hoch. Dann runzelte er die Stirn. Er sah eine Bewegung. Da kam jemand durch den Hohlweg, durch den Zalika gekommen war. Doch der Schatten war viel größer.
    Carver hob einen Finger und zeigte an Mabeki vorbei. »Hinter Ihnen«, sagte er.
    Mabeki zog seufzend die Augenbrauen hoch. »Bitte beleidigen Sie nicht meine Intelligenz.«
    Dann hörte er ein lautes Brüllen, das in Carvers Körper vibrierte, die Eingeweide verflüssigte und ihn mit einer Urangst erfüllte, die seine jahrelange Ausbildung und Kampferfahrung mit einem Schlag zunichtemachte.
    Mabeki riss die Augen auf und fuhr herum. Der alte Löwe Lobengula nahm seine restlichen Kräfte zusammen, sprang aus drei Metern Entfernung Mabeki an und riss ihn mit voller Wucht zu Boden.

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    Moses Mabeki schrie, als der Löwe die Krallen in seinen Brustkorb schlug und ihn in einem schrecklichen Todestanz festhielt. Dann riss er das Maul auf, und selbst Carver, der in einiger Entfernung am Boden lag, wurde von dem heißen, nach faulem Fleisch stinkenden Atem eingehüllt.
    Carver rollte sich hektisch zur Seite und kroch weg, während der Löwe auf Mabeki stand. Der hatte seine Waffe fallen lassen, als er mit dem Handgelenk gegen die Felsen schlug, die Carver als Deckung gedient hatten.
    Der wilde, majestätische Kopf senkte sich über Mabeki, der noch schriller schrie. Der Löwe schlug die großen, gebogenen Zähne nah am Hals in die Schulter, riss und kaute an dem Fleisch, während das Fell um die Schnauze von Blut nass wurde.
    Hinter dem Felsen näherten sich Stimmen. Mabeki musste allein vorausgegangen sein, um den Augenblick des Triumphes für sich zu haben. Jetzt kamen seine Männer. Sie schossen. Er hörte Querschläger von den Felswänden des Hohlwegs abprallen. Einen Moment lang hielt der Löwe inne, hob den Kopf, blickte zu der Quelle der Störung und brüllte. Die Kühnheit der Männer schlug in Panik um. Carver hörte sie schreiend wegrennen.
    Der Löwe kehrte zu seiner lang ersehnten Mahlzeit zurück. Mabeki wimmerte nur noch. Carver sah wie hypnotisiert zu. Dies war derselbe Löwe, den er vor zehn Minuten angeschossen hatte. Er konnte die Wunden erkennen.
    Und dann bemerkte er nur einen halben Meter neben dem zuckenden Quastenende des Schwanzes sein Gewehr, das er hatte ablegen müssen. Er musste es an sich bringen, ohne die Aufmerksamkeit des Löwen auf sich zu ziehen. Unendlich behutsam, so langsam und unmerklich, wie es eben ging, robbte Carver darauf zu.
    Lobengula wandte sich Mabekis rechtem Arm zu. Die Pranken auf seiner Brust, um seine Beute still zu halten und sich Hebelkraft zu verschaffen, biss er unterhalb des Ellbogens zu und schüttelte den Kopf, um den schlaffen Arm aus dem Ellbogengelenk zu reißen, und knurrte dabei zufrieden.
    Carver robbte weiter. Er war fast da. Langsam, ganz langsam streckte er die Hand aus und gelangte mit den Fingerspitzen an den Gewehrschaft.
    Der Löwenschwanz schlug ungeduldig hin und her und verfehlte Carvers Finger nur um Zentimeter. Carver schloss die Hand um
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