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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
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und Bild natürlich.« Sie lachte über diese lächerliche Tarnung. »Es geht schon seit Jahren so. Hat Wendell dir mal erzählt, wie er auf die brillante Idee gekommen ist, die Gushungos umzubringen?«
    »Nein.«
    »Dann erzähle ich es dir. Ich bin eines Tages zu ihm gegangen und habe gesagt, dass ich Rache will, in meinem schönsten, depressiven Entführungsopferton. Das brachte ihn zum Nachdenken, genau wie Moses vorgesehen hatte. Dann brauchte ich nur eine Bemerkung fallen zu lassen und ... tja, nun stehen wir hier.«
    Carvers Hang zu Selbstmitleid war begrenzt. Sein Schmerz ging zügig in kalten, unpersönlichen Zorn über. »Ich hoffe, du bist mit dir zufrieden. Dieses Land hatte die Chance, sich zu befreien, und sie wurde zunichtegemacht. Und dein Onkel ist tot. Er wurde hinterrücks erschossen. Wusstest du das?«
    »Natürlich.«
    »Und das stört dich nicht? Wendell Klerk hat dich gerettet, dir ein Zuhause gegeben ... er hat dich geliebt wie eine Tochter, und so dankst du es ihm?«
    »Mich geliebt? Glaubst du das im Ernst? Er liebte Geld. Ich war für ihn nur jemand, der nach seinem Tod seine tollen Firmen weiterführen würde. Er hat dich nach Mosambik geschickt, weil du billiger warst als das Lösegeld.«
    »Das ist nicht wahr. Das weiß ich genau. Und wie kannst du sagen, du willst mit Moses Mabeki zusammen sein? Der Mann ist ein Psychopath. Er hat deine Familie umgebracht. Er wollte dich vergewaltigen. Ich habe ihn auf deinem Bett gesehen, halb ausgezogen ...«
    Zalika lachte abfällig. »Das war keine Vergewaltigung. Das war der schönste Moment meines Lebens. Ich war schon als kleines Mädchen in Moses verliebt. Ich war bereit, alles zu tun, alles zu ertragen, solange ich mit ihm zusammen sein konnte. Endlich sollten meine Träume wahr werden. Die unscheinbare, kleine Zalika, Mummys Sorgenkind, das Mädchen, das nicht hübsch genug oder nicht lieb genug war, das keinen Freund abkriegte, das sein ganzes Leben lang mit seinem wunderbaren, stattlichen, charmanten Bruder verglichen wurde ... Endlich bekam ich meinen Mann. Und da platzt Onkel Wendells bezahlter Hooligan herein ... Und sieh dir an, was du ihm angetan hast! Moses war so schön. Er war wie ein Gott. Aber du hast es mir genommen. Du Scheißkerl! Ich hasse dich! Jede Nacht, die wir zusammen waren, habe ich nur überstanden, weil ich mir sagte, dass ich es für ihn tue.«
    Sie rückt mit der ganzen Wahrheit heraus, dachte Carver. Alle geheimen Ressentiments, die sie jahrelang aufgestaut hatte, sprudelte sie hervor, die giftigen Täuschungen, die allem zugrunde gelegen hatten.
    »Um Himmels willen, Zalika, hör nur mal hin, wie du redest«, sagte er. »Du hast dich in deinen Entführer verliebt. Das ist normal, das ist das Stockholm-Syndrom – Geiseln, Entführungsopfer, selbst Folteropfer erleben das. Aber das kann man behandeln.«
    »Behandeln? Ich brauche keine Behandlung«, schrie sie. »Mit mir ist alles in Ordnung!«
    »Er hat deine Familie ermordet«, hielt Carver ihr vor Augen und betonte jedes Wort.
    »Ja, hat er. Er hat meine Mutter, diese Schlange, getötet und meinen Bruder, den ich gehasst habe.«
    »Und deinen Vater. Hast du den auch gehasst?«
    Zum ersten Mal sah er einen Riss in der Mauer aus Hass und Selbstmitleid, die sie um sich gezogen hatte. »Mein Vater ... mein Vater war ein Dieb«, erklärte Zalika. »Das Land, das er besaß, hatte er dem Volk gestohlen. Er ist reich geworden, indem er die Malember in Armut hielt.«
    »Das hast du von Mabeki, stimmt’s?«
    »Er hat es mir erklärt, ja, aber –«
    »Und das reichte als Grund? Deshalb musste dein Vater sterben?«
    »Anders ging es nicht. Es musste so sein. Es gefiel mir nicht, aber Moses hat es mir erklärt, und ich habe ihm geglaubt. Ich liebte ihn. Ich liebe ihn noch immer. Und er liebt mich. Er will mich an seiner Seite haben, wenn er sein Schicksal erfüllt. Er wurde geboren, um Malemba zu regieren. Ich wurde geboren, um seine Frau zu sein.«
    »Du verblendetes kleines Miststück. Du hattest alles und hast es weggeworfen. Du hast die Menschen verraten, die dich liebten. Und wofür? Wenn du glaubst, dass Mabeki dich liebt, dann bist du genauso verrückt wie er. Er nutzt dich nur aus. Dich, deine Familie, deine Herkunft, deine Zugehörigkeit zur weißen Oberschicht ... nicht gerade subtil, oder? Und wenn er das alles nicht mehr braucht, wird er dich töten. Verlass dich drauf.«
    »Du irrst dich! Das ist nicht wahr! Er kommt mich holen. Dann überlasse ich dich ihm. Ich
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