Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
Alle wichen dem Wagen aus, verschwanden beim Klang des Motors und dem Gestank der Abgase im Busch. Carver fuhr ohne Licht, um ihre Position nicht preiszugeben. Das hatte er beim SBS gelernt. Doch bei all seiner Ausbildung – auch das angenehmste Buschgelände wartet mit reichlich Hindernissen auf: Schlaglöchern, Felsbrocken, Baumwurzeln und Dornendickichten. Es war weitaus besser, seine Ungeduld zu zügeln, die Geschwindigkeit zu reduzieren und sich Schwierigkeiten vom Hals zu halten, als einen Unfall zu riskieren. Doch er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Verfolger näherten, und er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um das Gaspedal nicht durchzutreten.
    Knapp fünf Kilometer vor der Grenze stieg das Land zu einer niedrigen Hügelkette an. Das Fahren wurde mühsamer. Der Boden wurde steiniger, er musste häufiger Felsen ausweichen. Der Vierradantrieb und die niedrige Übersetzung des Land Rover kamen voll zur Geltung, als Carver ihn das steile Ufer eines ausgetrockneten Flussbetts hinunter- und an der anderen Seite wieder hinauflenkte. Noch langsamer ging es voran, wenn der Wagen durch Erosionsrinnen fuhr, die Räder auf schmalen Wegen Halt suchten, die an Gräben und Schluchten entlangführten. Was wie eine gerade Strecke über Land ausgesehen hatte, wurde zum gewundenen Kurs durch unübersichtliche Kurven und über kleine Hügel, die durch nichts zu erkennen gaben, was dahinter wartete.
    Justus tat sein Bestes, um sich die Einzelheiten der Landschaft ins Gedächtnis zu rufen, desgleichen Zalika. Doch es war lange her, seit sie im Stratten-Reservat gewesen waren, und die Dunkelheit machte es ihnen nicht leichter, auch wenn der Mond dreiviertelvoll war und aus einem wolkenlosen Himmel zusammen mit den Millionen Jahre alten Lichtpunkten der Sterne schien.
    Ab und zu hielt Carver den Wagen an, und sie horchten auf ihre Verfolger. Dann stieg Justus mit einem Gewehr aus und ging vorsichtig ein Stück voraus, um den Weg zu erkunden und Carver zu melden, was er vorgefunden hatte. Wenn er neben dem Land Rover an der Fahrerseite stand und Carver leise Bericht erstattete, war er immer ruhig und gab sachliche Einschätzungen ab.
    Sie waren inzwischen so nah an der Grenze, es konnten nur noch ein paar Minuten Fahrt sein. Die Anspannung war noch akut, die Angst, geschnappt zu werden, immer präsent. Doch jetzt durften sie wirklich hoffen. Carver erlaubte sich schon, an das Bier zu denken, das Parkes für ihn bereithielt. Justus dachte an die Freude, seine Kinder endlich in die Arme zu nehmen.
    Doch dann bei seinem fünften Erkundungsgang, als sie auf schmalem Weg einen Hang entlangfuhren, links eine Felswand, rechts ein Steilhang, kehrte Justus im Sprint zurück und schaute immer wieder über die Schulter. In seiner Hast übersah er das Loch im Boden, geriet mit einem Fuß hinein und verdrehte sich den Knöchel, als er der Länge nach hinschlug. Augenblicklich war er wieder auf den Beinen und humpelte die letzten Meter zum Wagen. Er riss die Beifahrertür auf, sprang mit einem Schmerzlaut auf den Sitz und knallte die Tür hinter sich zu. Dann brachte er keuchend ein Wort hervor: »Löwe!«
    »Wo?«, fragte Carver.
    »Gleich hinter der Biegung, mitten auf dem Weg. Er schläft. Ich glaube nicht, dass ich ihn geweckt habe.«
    »Das sollten wir aber tun.«
    »Nein, bloß nicht.«
    »Seien Sie nicht albern. Er wird schon aufwachen und abhauen, wenn er den Blechhaufen auf sich zurollen sieht.«
    »Da wäre ich nicht so sicher«, schaltete sich Zalika ein. »Löwen sind nicht wie andere Tiere. Sie gehen nicht weg, nur weil sie uns kommen sehen.«
    »Dann müssen wir ihn eben dazu bewegen, nicht wahr?«
    Der leise Protest der anderen beiden ging im Geräusch des startenden Motors unter, und der Land Rover fuhr an. Die Reifen rollten knirschend über Sand und Steine. Langsam bogen sie in die Kurve und da, genau wie Justus gesagt hatte, lag ein sehr großer, sehr schläfriger Löwe.

94
    Lobengula war schon als Junges seinem ersten Geländewagen begegnet. Mit den Jahren hatte er sich an diese lauten, stinkenden Dinger gewöhnt und gelernt, dass sie für ihn weder eine Bedrohung waren, noch eine Mahlzeit bereithielten. Darum blieb er ihnen gegenüber vollkommen gleichgültig. Als ihn jetzt der Motorlärm des Land Rover weckte, machte er widerwillig die Augen auf, warf einen Blick auf das heranrollende Fahrzeug, dann legte er den Kopf wieder auf die Pranken.
    Das Blechding kam näher, so nah, dass er fast
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher