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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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Nicht einmal eine Stunde später bin ich mit ihm in eine Wohnung gegangen. Wir wussten beide, dass dort Sprengladungen versteckt waren, die so eingestellt waren, dass sie nach dreißig Sekunden explodieren. Aber ich bin mit ihm hineingegangen, weil ich ihm voll und ganz vertraut habe, dass er mich sicher von dort wegbringt, und ich wollte bei ihm sein …«
    Aliks blickte den Psychiater kurz an und sah wieder weg. Fast sprach sie mit sich selbst, als sie sagte: »Ich möchte wieder bei ihm sein.«
    »Ich verstehe«, meinte Geisel. »Und danke, Miss Petrowa. Ich weiß, wie schwer es ist, so schmerzhafte Erinnerungen heraufzubeschwören.«
    Er stand auf und hielt ihr die Hand hin, worauf sie sich erhob. Sie schüttelten sich die Hand, doch dann ließ er sie nicht los, sondern sah sie an, als wäre sie seine Patientin.
    »Auch Sie haben ein traumatisches Erlebnis hinter sich«, sagte er. »Sie werden mit jemandem darüber sprechen müssen. Wenn Sie eine Beratung vereinbaren wollen, bitte zögern Sie nicht.« Er lächelte. »Dann werden Sie meine Patientin sein und können so offen sprechen, wie Sie möchten.«
    »Danke, Dr. Geisel. Ich werde darüber nachdenken. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Samuel wird bald aufwachen, und dann muss ich da sein.«

9
    Weit weg, irgendwo in Russland, saß Lew Jussow im Club Kabul, einer schmuddeligen Bar, und versuchte, Bagrat Baladze, einem schnurrbärtigen dunkelhäutigen Psychopathen von Anfang dreißig in einem fettglänzenden Anzug die Bedeutung eines scheinbar wertlosen Computerausdrucks mit lauter Zahlen nahezubringen. Bei dem Lärm in der Bar und der großen Menge Wodka, die beide schon getrunken hatten, war das nicht einfach, besonders weil Jussow nicht bereit war zu sagen, wo er das Papier verwahrte, bevor Bagrat dem Geschäft zugestimmt hatte.
    »Wie kann ich für etwas bezahlen, das ich kein einziges Mal gesehen habe?«, hielt Bagrat ihm entgegen.
    »Wenn du es gesehen hättest, was würdest du mir dafür zahlen?«
    »Fünftausend US-Dollar.«
    Jussow hatte auf mehr gehofft. Er wusste, die Liste würde Millionen wert sein, wenn sie in die richtigen Hände gelangte. Doch in einem Land, wo die amerikanische Währung viel mehr wert war als die eigene, waren fünftausend Dollar mehr, als man in zehn Jahren verdienen konnte.
    »Zehntausend«, sagte er.
    »Verschwende nicht meine Zeit, alter Mann«, sagte Bagrat und stand auf. »Du hast gefragt, was ich zahlen würde. Jetzt weißt du es. Schieb’s dir in den Hintern, wenn du nicht interessiert bist.«
    »Schon gut, schon gut!«, blaffte Jussow, der sah, wie sein Jackpot sich in Luft auflöste. »Fünftausend.«
    »Seht ihr?« Bagrat drehte sich zu seinen Handlangern um. »Er hat die Weisheit des Alters.« Er setzte sich wieder hin und zog ein Bündel Bares aus der Jackentasche. Das legte er zwischen sich und Jussow auf den Tisch.
    »Hier ist das Geld. Wo ist die Liste?«
    Jussow griff hinter seinen Rücken und zog den Umschlag aus seiner Hose hervor, machte ihn auf und nahm die Liste heraus.
    »Hier«, sagte er. »Zuerst der Breitengrad und der Längengrad, dann der Code zum Scharfmachen. Mit den Waffen auf diesem Papier kannst du einen Weltkrieg gewinnen.«
    Bagrat dachte über diesen Vorschlag nach, dann nickte er. »Gut, abgemacht. Nimm dein Geld.«
    Er schob das Bündel Scheine zu Jussow hinüber, der es begierig an sich nahm und damit verriet, wie verzweifelt er war. Es sah aus, als wollte er zugreifen, bevor der Gangster es sich anders überlegte. Aber Bagrat legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Kein Grund zur Eile«, sagte er. »Ich habe einiges zu erledigen, aber du solltest bleiben und feiern. Amüsier dich … Das geht aufs Haus.«
    Bagrat nahm den Umschlag und stand auf. Im Gehen rief er dem Barmann zu: »Bring Wodka für meinen Freund … den besonderen, verstanden? Den besten.«
    Samogan, Mondschein-Wodka, ist ein gesundheitsschädlicher Schnaps, der in ganz Russland illegal hergestellt wird. Auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen (unter anderem) medizinische Desinfektionsmittel, Bremsflüssigkeit, Feuerzeugbenzin, billiges Rasierwasser und sogar Schwefelsäure. Tausende sind im Lauf der Zeit daran gestorben, viele sind erblindet und an einem Leberleiden erkrankt, sodass die Ärzte und Leichenbeschauer nicht im Geringsten überrascht sind, wenn ihnen wieder so ein Fall begegnet.
    Bagrat Baladze hatte zweimal überlegt und eine besonders üble Ladung Samogan nicht weggeworfen, die er von einem
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