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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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örtlichen Schwarzbrenner erworben hatte, auch wenn niemand das hochgiftige Zeug kaufte, nicht einmal die ganz verzweifelten Säufer. Er kam auf den Gedanken, dass er über eine ideale Mordwaffe gestolpert war.
    Als Jussow nach einer ausgetrunkenen Flasche zusammengebrochen war, wurde er zu einem wartenden Wagen getragen, der zu einer stillen Seitenstraße in der Nähe seiner Wohnung fuhr. Die Dollars wurden ihm abgenommen, dann wurde er aus dem Wagen gezogen und auf den Bürgersteig gelegt. Am Morgen danach, als die Leiche der Polizei gemeldet worden war, wurde Jussow ins Leichenschauhaus gebracht. Die Leichenschau war nicht einmal oberflächlich zu nennen. Es wurde keine polizeiliche Untersuchung eingeleitet. Der Tod eines unbedeutenden Säufers war bestimmt nicht von Bedeutung.
    In den Büros des 12. GUMO wurde Jussows Hinscheiden mehr gefeiert als betrauert. Sein Posten wurde von einem neuen, jüngeren und kooperativeren Angestellten übernommen.
    Der wusste nicht, dass es eine gewisse Akte überhaupt gegeben hatte, geschweige denn, dass sie an einen ehrgeizigen Gangster verkauft worden war, der gerade darüber nachdachte, wie er sie einsetzen könnte, um auf der kriminellen Leiter nach oben ein paar Sprossen zu überspringen. Baladze wusste, es gab Mittelsmänner, die darauf spezialisiert waren, Geschäfte einzufädeln zwischen Besitzern russischer Waffen – konventioneller, chemischer, biologischer oder atomarer Bauart – und reichen Käufern, die sie dringend benötigten. Nun war es seine Aufgabe, einen zu finden, ohne dabei andere, mächtigere Verbrecher auf seine Ware aufmerksam zu machen. Wenn sich das herumspräche, würden sie ihn so schnell ausschalten, wie er sich Jussow vom Hals geschafft hatte.
    Also begann Baladze, Erkundigungen einzuholen. Und die Welt machte den ersten blinden Schritt auf der Straße ihres Untergangs.

10
    Den zweiten Schritt auf dieser tödlichen Straße machte Waylon McCabe in einem überfüllten Stadion in der Innenstadt von Houston, Texas.
    Als man ihn damals, vor fünf Jahren, zu dem Rettungshubschrauber hinaufgezogen hatte, war er von grellem Licht geblendet, und um ihn war ein lautes Flattern wie von Millionen Engelsflügeln. Die ersten Worte, die er hörte, kamen von einem Sanitäter: »Es ist ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind.«
    Das sagten auch die Ärzte, nachdem man ihn in das nächste Krankenhaus geflogen hatte. Die Nachrichtenreporter, die das bescheidene Gebäude belagerten, sein Anwalt und sein Finanzdirektor, die von der Firmenzentrale in San Antonio angereist kamen, die Stewardess, die ihn auf dem Heimflug nach Texas umsorgte – alle sprachen von einem Wunder.
    Während der Tage und Wochen, die dem Absturz folgten, als er über seine unglaubliche Rettung nachdachte, wuchs in ihm die Überzeugung, dass sein Überleben kein Wunder im üblichen, alltäglichen Sinne war, sondern buchstäblich ein wirkliches Wunder. Der Herr hatte ihn errettet und ihm ein neues Leben geschenkt. Er fühlte sich genötigt, sein Leben danach zu richten.
    Die folgenden Jahre hatten es gut mit ihm gemeint. Sein Image hatte sich verändert. Vorbei war es mit den Vorwürfen wegen brutaler Geschäftspraktiken, Politikerbestechung und Umweltzerstörung. Inzwischen wurde er als Philanthrop bejubelt, als Initiator einer millionenschweren wohltätigen Schenkung und als Mann mit festen religiösen Grundsätzen. In dem offiziellen Bericht der kanadischen Luftfahrtbehörde war der Absturz als Unfall eingestuft worden. Aber McCabe hatte das keine Sekunde lang geglaubt. Da hatte ihn jemand erledigen wollen, und er hätte es beinahe geschafft.
    Er wettete, dass es dieser Mechaniker war – Lundin hatte auf dem Namensschild gestanden –, der in die Lounge gekommen war und ihn praktisch aufgefordert hatte, gleich an Bord zu gehen. McCabe war schon oft in Inuvik gewesen, aber diesen Mechaniker hatte er dort nie gesehen. Und er würde ihn wahrscheinlich auch nicht mehr sehen. Das war schade.
    Er hätte dem Mann gern die Hand geschüttelt.
    Sein Attentäter hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war. Nur leider hatten sechs andere Menschen sterben müssen, damit er gerettet werden konnte, aber wenn das Gottes Plan war, dann war es nicht an ihm, daran zu zweifeln.
    Wie mehrere zehn Millionen andere Mitbürger glaubte er nun daran, dass Gottes Auserwählte von der Erde direkt in den Himmel entrückt wurden. Denn was war seine Rettung gewesen, wenn nicht ein Augenblick der Entrückung? In jüngster
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