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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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Zeit hatte sich dieser Glaube durch gewisse Ereignisse in seinem Leben nahezu in Besessenheit verwandelt. Und so hatte er sich denen angeschlossen, die zu Tausenden von den Kirchen im Süden zu der mächtigen Arena gekommen waren, um den großen Verkünder der Entrückung zu hören: Reverend Ezekiel Ray. Und als der große, zweihundertköpfige Chor in langen goldvioletten Gewändern die Eingangshymne beendet hatte und sich setzte, erwartete McCabe die Predigt mit derselben Erregung wie alle anderen.
    Von der vordersten Sitzreihe aus ging der Applaus wie eine Welle durch die Zuschauermenge und nahm an Lautstärke und Inbrunst zu. Innerhalb von Sekunden war jeder von seinem Platz aufgesprungen, klatschte, jubelte und schrie seinen Beifall dem stämmigen, kämpferischen Mann im strengen schwarzen Anzug zu, der mit seiner im Scheinwerferlicht glänzenden silbernen Haartolle dem Podium in der Bühnenmitte zustrebte.
    Wie jeder große Entertainer stand Ray eine Weile still da und nahm den Applaus entgegen, wartete bis zu seinem letzten Crescendo, dann beugte er den Kopf, faltete die Hände und murmelte die Worte des neunzehnten Psalms: »Lass dir Wohlgefallen die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens, o Herr, mein Fels und Erlöser.«
    Die Gemeinde antwortete mit einem leisen Amen. Wieder ließ der Prediger die Stille anwachsen, behielt die Pose der Kontemplation bei, um sich ganz plötzlich aufzurichten und ein Lächeln an den Tag zu legen, das die zwei gigantischen Videobildschirme rechts und links der Bühne aufleuchten ließ.
    »Meine Freunde«, begann er mit einer kräftigen, wohltönenden Stimme, die die Autorität eines Staatsmannes vermittelte, die aber gerade so viel von dem schleppenden Akzent West Virginias beibehielt, dass die Zuhörer wussten, er hatte seine Wurzeln nicht vergessen. »Ich bringe euch die freudige Nachricht von der Wiederkunft unseres Erlösers! Das ist eine triumphale Neuigkeit für alle Brüder und Schwestern in Christus, aber es ist auch eine Nachricht des Schmerzes und des Todes und der ewigen Qual für jene, die sich von Christus abgewandt haben, für die Ungläubigen, die den Herrn verspotten und in Sünde schwelgen und die den Versuchungen des Antichrists nachgeben.
    Ihr kennt die Nachricht, von der ich spreche. Ihr tragt die Worte des ersten Briefes an die Thessalonicher, Kapitel vier, Vers sechzehn und siebzehn, fest im Herzen: ›Denn der Herr selbst wird unter dem Ruf, unter der Stimme des Erzengels und unter dem Schall der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; darnach werden wir, die Lebenden, die Übrigbleibenden, zugleich mit ihnen entrückt werden in die Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.‹«
    Viele der Versammelten hatten die Worte leise mitgesprochen und brachen am Ende in Jubel aus. »Jawohl!«, brüllte Waylon McCabe, bis ihn ein trockener, stotternder Husten übermannte.
    Ray nickte anerkennend. »Meine Freunde, wir brauchen uns heute nur umzusehen, um die zu erkennen, die frommen Herzens sind, die Gott fürchten und die ein Leben in Sitte und Anstand führen. Aber wenn wir den Fernseher einschalten oder die giftigen Worte der Zeitungselite lesen, erkennen wir die, die das Wort Gottes verspotten … die die Gläubigen verhöhnen … die die heilige Institution der Ehe herabsetzen … die in Dekadenz und Unzucht schwelgen.
    Glauben Sie mir, sie werden allzu bald von der Sichel des Herrn niedergemäht werden, und die Anhänger des Antichrists mit ihnen. Denn der Tag der Abrechnung kommt bald!«
    Immer wieder unterbrachen die Versammelten seine Predigt. Ray hob die Hand, damit sie still waren und ihn hören konnten.
    »Aber Sie fragen sich vielleicht, woher ich das weiß. Wie kann ich mir im Herzen sicher sein, dass der Tag des Herrn bevorsteht? Nun, weil es in der Bibel steht.
    Denken Sie an den zweiten Brief an Timotheus, Kapitel drei: ›In den letzten Tagen werden schlimme Zeiten eintreten. Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, dem Guten feind, mehr die Wollust liebend als Gott.‹
    Das Matthäus-Evangelium warnt uns im vierundzwanzigsten Kapitel: ›Denn erheben wird sich Volk wider Volk und Reich wider Reich. Und viele falsche Propheten werden auftreten. Die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen.‹
    Das klingt vertraut, nicht wahr? Das klingt
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