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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee
Autoren: Cathleen Clare
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streng. Sie mochte zugelassen haben, all die Gründe zu vergessen, aus denen sie wütend auf ihn gewesen war, aber sie wäre eine Närrin, wenn sie es sich gestattete zu träumen, dass seine Flirterei mehr als Theater wäre.
    Natürlich gab es keinen Grund, warum sie die vor ihr liegenden Tage nicht genießen sollte. Es lag Jahre zurück, dass sie mit Menschen zusammen gewesen war, die vom neuesten Londoner Klatsch oder von ihren Reisen ins Ausland erzählt hatten. Wenn Alexander erst fort war, würde ihr Leben wieder in langweiliger Routine verlaufen, die ihr bis auf die Besuche in Leicestershire keine Abwechslung bieten würde.
    Darauf konzentriert, die Locke zu richten, die sich an ihre Wange schmiegte, zuckte Grace zusammen, als die Tür ge-
    öffnet wurde. Sie wandte sich um und sah ihre Mutter he-reinkommen.
    »Mein Liebes, wie hinreißend du aussiehst«, sagte Arlene, ihr ein Kompliment machend.
    Grace schaute an ihrem Kleid herunter. »Du glaubst nicht, dass es noch zu früh ist, solch ein Kleid zu tragen?«
    »Gewiss nicht. Wir sind lange genug in Trauer gewesen.
    Und es ist schön, dich wieder in hellen Farben zu sehen.«
    Ein ziemlich verschmitzter Ausdruck trat auf das Gesicht der Frau. »Obwohl ich nicht glaube, dass es die helle Farbe ist, die deine Augen so glänzen lässt.«
    Eine Röte, die einem Schulmädchen zur Ehre gereicht hätte, stieg Grace in die Wangen.
    Verflixt.
    Was war nur los mit ihr?
    »Das liegt daran, dass Weihnachten ist«, sagte sie mit einem Schulterzucken.
    Der Versuch, ihre Mutter abzulenken, war verschwendete Zeit. »Und es hat nichts mit Mr. Dalford zu tun?«

    Unglaublicherweise vertiefte sich die Röte noch. »Warum solle es irgendetwas mit Alexander zu tun haben?«
    Arlenes Lächeln war wissend. »Ihr zwei habt viel Zeit miteinander verbracht.«
    »Wir hatten wenig andere Möglichkeiten, nachdem er uns gezwungen hat vorzugeben, dass wir verlobt seien.«
    »Aber gar so schrecklich ist es doch nicht gewesen, nicht wahr? Immerhin hat er uns gestattet, nach Chalfried zurück-zukehren.«
    Du meine Güte, was reimte sich ihre Mutter da nur zusammen?
    »Nur als Gäste«. Grace sah sich zu diesem Hinweis veranlasst. »Im neuen Jahr muss Alexander nach London zurück-fahren, und wir werden wieder im Cottage wohnen.«
    Arlene lächelte nur auf eine sehr zufriedene Art und Weise. »Das glaube ich nicht. Mr. Dalford ist ein sehr freundlicher Gentleman. Weitaus freundlicher, als ich zu hoffen wagte.«
    Ein Stirnrunzeln ruinierte Grace' glatte Stirn. »Ja.«
    »Du hättest es viel schlimmer treffen können, als ihn zum Verlobten zu haben.«
    Das also war es, worauf ihre Mutter abzielte. Grace begriff das mit einem leichten Unbehagen. Vielleicht war es auch nicht anders zu erwarten gewesen. Grace hatte nie viele Be-werber angezogen, und jene, die ihr Interesse gezeigt hatten, waren entweder altersschwache Narren oder Kaufleute aus dem Dorf gewesen, die gehofft hatten, sich durch die Heirat mit ihr einen Hauch von Adel für ihre Familie zu sichern.
    Und ganz gewiss hatte es nie einen Gentleman wie Alexander gegeben. Welche Mutter hätte da nicht angefangen, sich Hoffnungen zu machen und sich irgendetwas zurechtzulegen?
    Es war wichtig, dass Grace diese hochfliegenden Pläne so schnell wie möglich zerstörte. Sie wollte nicht mit ansehen müssen, wie ihrer Mutter das Herz brach, wenn Alexander fortging und sie, Grace, ausrangierte.
    »O Mutter, ich hoffe, du hast dir von diesen närrischen Fantasien nicht den Verstand vernebeln lassen«, sagte Grace leise. »Alexander kann seine Wahl unter den schönsten und reichsten Mädchen ganz Englands und noch ganz Russlands obendrein treffen. Er hat nicht vor, sich an eine übellaunige alte Jungfer wegzuwerfen, die zudem keine Mitgift zu bieten hat.«
    Wie vorhergesehen stieß ihre Mutter bei dieser herben Wahrheit ein ärgerliches Schnauben aus. Sie hatte niemals akzeptieren wollen, dass Grace alles andere als vollkommen war.
    »Zufällig bist du eine reizende, sehr talentierte junge Da-me«, widersprach sie. »Es ist ganz und gar meine Schuld, dass es mir nicht möglich war, dich für eine Saison nach London zu schicken, und dass du nicht schon längst mit einem Herzog oder wenigstens einem Grafen verheiratet bist.«
    Grace lachte plötzlich auf, als sie sich in London vorstellte. Wie ein Kind davon zu träumen, in einen Ballsaal zu schweben und jeden Gentleman dazu zu bringen, vor Verzü-
    ckung in Ohnmacht zu fallen, war die eine Sache. Eine
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