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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee
Autoren: Cathleen Clare
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sah.
    »Wenigstens ist es uns gelungen, alle endgültig davon zu überzeugen, dass wir verlobt sind«, sagte er leise.
    »Nicht alle.« Sie schaute zu dem auffallend gekleideten Herrn hinüber, der sich ein wenig abseits hielt.

    Es überraschte Alexander ganz und gar nicht zu sehen, dass Mr. Wallace ihn und Grace nicht aus den Augen ließ.
    Dieser Stutzer knirschte jetzt ohne Zweifel mit den Zähnen, weil er befürchtete, seinen einflussreichen Freunden keinen Skandal anbieten zu können. Angesichts seiner beachtlichen Schulden musste dieser Herr in seinen Träumen die dumpfe Luft in den Zellen von Newgate riechen können.
    »Dann werden wir uns noch mehr Mühe geben müssen«, murmelte Alexander. Entschlossen nahm er Graces Hand und schob sie durch seinen Arm. »Kommt.«
    Obwohl ihr kaum eine andere Wahl blieb, als ihm zu folgen, sah Grace ihn protestierend an. »Alexander.«
    »Ja?«
    »Wir können nicht einfach gehen.«
    »Natürlich können wir das«, versicherte er ihr und führte sie in die Bibliothek. »Wir werden nur für einen Moment fort sein.«
    »Was habt Ihr vor?«
    Er lächelte in ihr emporgewandtes Gesicht hinunter. »Ich erzählte Euch doch, dass es noch eine Tradition an diesem Abend gibt.«
    Er blieb neben einem kleinen Tisch stehen. Darauf befan-den sich eine brennende Kerze und eine Schale mit Wasser.
    Grace sah überrascht auf.
    »Was bedeutet das?«
    Alexander zog einen Stuhl heran. »Setzt Euch her.« Er wartete, bis Grace sich gesetzt hatte, und nahm dann neben ihr Platz. Vorsichtig nahm er die Kerze und neigte sie, bis das heiße Wachs in die Schale mit dem Wasser tropfte.
    »Jetzt werden wir anfangen.«

    »Was tut Ihr?«
    Alexander sah zu, wie das Wachs im Wasser erstarrte. »Ich werde Euch die Zukunft voraussagen.«
    Grace lachte verwirrt auf. »Das ist ja lächerlich.«
    »Ganz und gar nicht. Meine Großmutter hat mir jedes Jahr meine Zukunft gedeutet.«
    »Und was hat sie vorhergesehen?«
    Alexander dachte an jene Momente mit seiner Großmutter zurück, in denen sie mit großem Ernst dieses Ritual vorbereitet und ihm ihre Deutungen gesagt hatte. Für einen kleinen Jungen war das alles sehr geheimnisvoll gewesen.
    »Liebe, Glück...« Seine Stimme erstarb, als seine Gedanken an einer vagen Erinnerung hängen blieben. »Und, wie seltsam, ein Leben voller Musik.«
    Im Schein des Kaminfeuers war es schwer zu entscheiden, aber Alexander meinte zu sehen, dass sich eine leichte Röte auf Graces Wangen gestohlen hatte.
    »Ihr macht nur einen Scherz.«
    Er sah ihr tief in die großen Augen. »Ganz und gar nicht.«
    Einen Augenblick schauten sie sich schweigend an, dann wies Grace auf die Wasserschale.
    »Und was ist mit meiner Zukunft?«, fragte sie, um Alexander abzulenken.
    Bereitwillig betrachtete er das Wachsstückchen. »Das ist merkwürdig.«
    »Was?«
    »Ich sehe die große Liebe und irgendeine Bedrohung, die etwas mit Wasser zu tun zu haben scheint.«
    »Vielleicht ist meine große Liebe ein Seemann«, schlug Grace vor.

    Alle Gedanken an die seltsame Vision waren abrupt vergessen, als Alexander aufschaute. »Das wäre bedauerlich«, sagte er mit leisem Nachdruck.
    »Warum?«
    »Weil Ihr meine Verlobte seid.«
    Unfähig, sich zu beherrschen, beugte Alexander sich über sie und nahm ihren nachgiebigen Mund mit einem wilden, verlangenden Kuss in Besitz. Ich werde jeden Gedanken an andere Männer aus ihrem Kopf vertreiben, nahm er sich vor.
    Dann spürte er, dass seine Gedanken wie Blätter im Herbst-wind durcheinander zu wirbeln begannen und ihn ein süßes Verlangen zu erfüllen begann. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle, als er die Hand hob, um Graces Kinn zu umschließen. Sein Verlangen war fast unerträglich, und sein Kuss wurde leidenschaftlicher, als ein stechender Schmerz im Oberschenkel Alexander dazu brachte, sich mit einem Aufstöhnen von Grace zu lösen. Als er hinunterschaute, sah er ein schwarzes Kätzchen, das mit seinen Vorderpfoten an seinem Bein festhing. Resigniert seufzend befreite Alexander sich von dem Störenfried, der sich darauf auf seinem Arm zusammenrollte.
    »Ich glaube, Byron versucht mich zu ermahnen, dass wir lange genug fort gewesen sind.«
    Deutlich verwirrt erhob Grace sich, ihre Augen leuchteten so hell wie Sterne. »Oh.«
    Auch Alexander erhob sich. Er bedauerte zutiefst, dass dieser Augenblick allein mit ihr vorüber war. »Grace ...«
    Es dauerte einen Moment, ehe sie den Kopf hob, um seinen Blick zu erwidern. »Ja?«
    »Frohe Weihnachten,
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