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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee
Autoren: Cathleen Clare
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auch etwas sehr Bedeutungsvolles, aber das erlaube ich mir bis zu den Festtagen als Geheimnis zu wahren«, erwiderte er spontan. Es sollte eine Überraschung für sie sein, wenn es zu dem Teil des Weihnachtsabends kam, der seiner Großmutter der liebste gewesen war.

    Grace kniff die Augen zusammen, in denen es amüsiert funkelte.
    »Ihr seid ja sehr geheimnisvoll.«
    »Ja, das bin ich«, stimmte er zu und wackelte mit den Augenbrauen, um Grace zum Lachen zu bringen. »Mögt Ihr das?«
    Sie musste über sein Herumalbem lachen. »Sollte ich es mögen?«
    »Natürlich. Damen ziehen stets die geheimnisvollen, grüblerischen Gentlemen vor, die es verstehen, tragische Ge-dichte zu deklamieren. Soll ich Euch einen Vers vortragen?«
    In gespieltem Entsetzen hob sie die Hände. »Nein, danke.«
    Alexander fand großes Vergnügen an ihrem Wortgeplänkel. Er streckte die Arme aus, um Grace an sich zu ziehen.
    Sie so nah bei sich zu spüren weckte in ihm die Überzeugung, dass er den Rest seiner Tage damit verbringen könnte, sie festzuhalten.
    »Kommt«, neckte er sie. »Gestattet es mir, Euch süße Geheimnisse ins Ohr zu flüstern« Für einen Augenblick versteifte Grace sich, als er sie so unverschämt umarmte; doch dann, sehr zu seinem Entzücken, schmiegte sie sich an ihn. Erst als er den kalten Schnee auf seinem Nacken fühlte, wurde ihm klar, dass sie seine Geistesabwesenheit genutzt hatte, um den Schnee von dem Baum zu schütteln, unter dem sie standen. Mit einem empörten Aufschrei zog er sich zurück und schaute Grace amüsiert an. »Kleines Biest.«
    Sie schien mit ihrem Einfall sehr zufrieden, bis Alexander sich hinunterbeugte und eine Hand voll Schnee aufnahm.

    »Nein ...« Ihre Augen weiteten sich. »Das werdet Ihr nicht wagen.«
    Ihre Besorgnis schien so tief und aufrichtig, dass Alexander seine eiskalte Waffe augenblicklich fallen ließ.
    »Natürlich nicht.«
    In Blitzesschnelle hatte sich Grace gebückt, in den Schnee gegriffen und Alexander eine Hand voll davon in das ungläubig dreinschauende Gesicht geworfen. Genauso rasch machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zum Haus zurück. Alexander brauchte nur Sekunden, um sich von diesem Angriff zu erholen, dann lachte er laut auf.
    Wehe diesem listigen Fratz. Es geschah nicht oft, dass man ihn überrumpelte.
    Erregung war in ihm aufgeflammt, und mit schnellen Schritten nahm er die Verfolgung auf. Natürlich war es ein unfaires Rennen. Behindert durch die schweren Röcke und den gefrorenen Boden, hatte Grace erst eine kurze Entfernung zurückgelegt, als Alexander sie von hinten packte.
    Grace drehte sich zu ihm um, und er schaute herunter in ihr lachendes Gesicht.
    In diesem Augenblick fühlte er sich wie verzaubert. Es war unerklärlich. Mit Frauen hatte ihn bisher sinnliches Begehren oder Freundschaft verbunden, aber nicht diese sonderbare Mischung, die ihn unsicher werden ließ, ob er Grace küssen oder einfach nur dem Klang ihrer Stimme lauschen sollte.
    »Wie wunderschön Ihr seid, wenn Ihr lächelt«, murmelte er.
    Ihr Atem klang wie ein Seufzen, als sie einander gegenüberstanden und sich in die Augen sahen, gleichgültig gegen die Kälte und gegen die Tatsache, dass man sie vom Haus aus sehen konnte. Was sie schließlich zwang, sich aus diesem Bann zu lösen, waren Schritte, die sie auf sich zukommen hörten.
    Alexander hob den Kopf und sah Rosalind rasch auf sie zueilen. Er verbarg sein Bedauern über diese Störung, als er sah, dass sie vermutlich Kummer hatte. Obwohl er sich als Letztes auf der Welt jetzt wünschte, dass dieser Augenblick mit Grace unterbrochen wurde, wandte er sich Rosalind zu, die offensichtlich außer sich war.
    »Oh ... Alexander«, rief Rosalind, deren hübsches Gesicht fleckig von Tränen war.
    »Guten Tag, Lady Falwell.«
    Zögernd schaute sie auf die errötende Grace. »Es tut mir Leid zu stören.«
    »Was gibt es? Ist etwas geschehen?«, drängte er.
    Sie verkrampfte die Hände ineinander, bis Alexander fürchtete, sie würde sie nicht mehr entwirren können.
    »Ich hoffte, etwas mit dir besprechen zu können.«
    Alexander zögerte. Verdammt. Grace sah ihn bereits mit einem leichten Stirnrunzeln an. Am liebsten hätte er Rosalind aufgefordert zu gehen, damit das Lächeln auf Graces Gesicht zurückkehrte. Aber kaum ging ihm dieser Wunsch durch den Sinn, verdrängte er ihn sogleich wieder.
    Rosalind war keine starke Frau. Und sie war von ihm ab-hängig. Es wäre unfair, ihr den Rücken einfach nur deshalb zuzuwenden, weil er
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