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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Sam“, sagte Sam zu dem Handy.
    „Laine! Ist er das? Ist das Sam? Man, er hat wirklich ne tolle Stimme … “
    „Klappe, Liz“, zischte Laine und nahm Sam schnell das Handy weg, der ein enttäuschtes Gesicht machte.
    „Pass auf, ich schaff es nicht mehr. Sag einfach nichts, und wenn einer fragt, sag, ich hab mich verbummelt und den Bus verpasst. Stimmt ja irgendwie auch.“
    „Okay, alles klar“, brüllte Liz. „Aber ich will nen vollständigen Bericht, wenn du zurückkommst. Das ist das Mindeste. Schließlich muss ich mir jetzt stundenlang tote Muscheln ansehen – ohne dich. Während du mit nem schicken Typen abhängst.“
    „Nicht so laut, Lizzy. Muss ja nicht jeder mithören. Wir sehen uns, bis dann.“
    Laine drückte das Gespräch weg. Sam ließ das Handy nicht aus den Augen.
    „Darf ich es mal halten?“, fragte er. „Ich würde ihm auch bestimmt nichts tun. Ich halte es vorsichtig.“
    „Klar.“ Sie gab es ihm in die Hand. Er drehte es nach allen Seiten und strich über die Tasten.
    „Bringst du mir bei, wie man es benutzt?“
    „Wenn du möchtest? Pass mal auf …“ Sie nahm das Handy, richtete die Kamera auf ihn und drückte den Auslöser. Sam zuckte bei dem Geräusch kurz zusammen.
    Laine zeigte ihm das Bild. Allerdings verwirrte ihn das sehr, und Laine brauchte ziemlich lange, um ihm dieses Phänomen so zu erklären, dass er es halbwegs verstehen konnte. Dabei war sie unmerklich immer näher an ihn herangerückt und Sam hatte sie gewähren lassen. Zweimal berührte sie seine Hand, als sie ihm ein paar Handyfunktionen erklärte. Seine Haut fühlte sich glatt und kühl an. Ein paar Mal warf sie einen unauffälligen Blick zu den Narben hinter seinem Ohr. Was hatte man bloß mit ihm angestellt? Vielleicht ein Ritus oder so was? Bekamen Kinder aus seiner Glaubensgemeinschaft eine Art Mal verpasst, wie ein Brandzeichen? Laine hätte zu gerne ihren Dad gefragt, was in so einem Fall zu tun war, aber vielleicht war es dazu noch zu früh. Und sie hatte es versprochen, dass sie nichts verriet. Nur Liz wusste es und das wertete Laine nicht als Verrat. Ihr Dad würde sofort aktiv werden, wenn sie ihm von Sam berichtete. Wahrscheinlich würde er sich ins Auto setzen und sofort losfahren. Laine versuchte, sich Sam in einem Kinderheim vorzustellen und hätte fast den Kopf geschüttelt. Und vielleicht war das auch gar nicht nötig. Insgesamt machte Sam einen eher unerfahrenen Eindruck auf sie; unerfahren und fremd gegenüber Alltagsdingen, aber nicht seelisch gestört.
    Ich kriege noch raus, was mit dir los ist, dachte sie im Stillen.
    „Und was mache ich, wenn ich dich mal rufen will?“, fragte Sam.
    „Das heißt anrufen.“
    „Oh, tut mir leid. Bitte verzeih mir“, sagte er sofort.
    „Das ist doch nichts Schlimmes. Dafür musst du dich nicht entschuldigen.“
    „Oh … gut. Ich bin mir da nie so ganz sicher, welche Regeln gelten. Wenn ich dich beleidigen sollte, ist das jedenfalls keine Absicht. Ich kenne mich nicht so gut aus damit.“ Er schlug kurz die Augen nieder und in diesem Moment sah er deutlich jünger aus, als sie ihn zuerst eingeschätzt hatte.
    „Du bist echt ... so süß. Kann man nicht anders sagen“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    „Ist das was Gutes?“, wollte Sam wissen.
    „Ja, ist es.“ Sie gab sich einen Ruck und legte ihm ihre Hand auf den Arm.
    „Mach dir keine Gedanken. Ich glaube nicht, dass du mich mit irgendwas, was du tust, beleidigen kannst“, sagte sie freundlich und hoffte, dass Sam seinen Arm nicht wegzog.
    Sam sah auf ihre Hand. Dann legte er seine Hand auf ihren Arm.
    „Ist das richtig so?“, fragte er. „Was bedeutet das?“
    „Es kann Freundschaft oder Zuneigung bedeuten.“
    „Und wie lange macht man das dann?“, fragte Sam.
    „Solange man möchte. Gefällt es dir?“
    „Hm … ja, es ist interessant.“
    Laine fühlte eine leise Enttäuschung. Was, wenn er ihr starkes Interesse an ihm nicht erwiderte? Sie zog ihre Hand zurück und Sam tat es ihr nach. Er sah sie besorgt an.
    „Habe ich doch was falsch gemacht?“
    „Nein“, seufzte sie. „Ist schon gut.“
    „Ich verstehe das nicht.“
    „Ich weiß. Ich muss gleich gehen.“ Sie steckte das Handy in die Tasche.
    „Warum?“, fragte er. Es klang enttäuscht, und Laines Laune besserte sich ein wenig.
    „Ich muss zu meinen Leuten zurück. Die fragen sich bestimmt, wo ich bin.“
    „Ja, das kann ich gut verstehen“, sagte Sam. Er stand auf und Laine erhob sich
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