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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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naiv und hatte von menschlichen Beziehungsformen keinen Schimmer. Bill hoffte, dass das so bleiben würde. Vielleicht war Sam auch noch zu jung, um sich ernsthaft zu verlieben. Wer wusste schon genau, wie alt diese Tiefseeviecher wurden. Laine hatte sich in Sam verguckt, weil er niedlich aussah, aber offensichtlich war nichts weiter zwischen ihnen gelaufen.
    Bill spürte, dass Laine den Kopf an seine Schulter lehnte. Er strich ihr übers Haar.
    Laine schloss die Augen und genoss die Berührung. Es war gut so, wie es war, und man musste nicht darüber reden. Für einen Moment glitten ihre Gedanken zu Sam. Seit sie so viel mit Bill zusammen war, und Sam sich zu ihrem Geheimprojekt entwickelt hatte, war er beinahe zu so was wie ihrem gemeinsamen Kind mutiert. Sie kümmerten sich um ihn, sorgten sich um ihn und brachten ihm Essen.
    Laines Gefühl zu den beiden Jungen hatte sich verändert. Bill handelte sehr selbstständig und schien stets zu wissen, was zu tun war. Laine fühlte sich dadurch entlastet. Er war witzig, sarkastisch und teilte viele ihrer Interessen. Sam dagegen war viel unerfahrener und brauchte Schutz, wenn er sich an Land aufhielt. Sie hegte liebevolle Gefühle für Sam, aber Bill ließ sie bei jeder Gelegenheit spüren, dass er sich Sam überlegen fühlte und erwachsener war. Er versuchte, sich stets gegen Sam abzugrenzen, indem er ihn von oben herab behandelte. Bill meinte das nicht böse, das wusste sie, und Sam duldete großmütig Bills kleine Neckereien. Beide Jungs hatten auf ihre Art einen großen Reiz, was das Ganze nicht einfacher machte.
    Laine seufzte. Das Leben konnte kompliziert sein.
    Bill drehte ihren Kopf ein wenig zu sich, dann spürte sie plötzlich seine Lippen auf ihrem Mund. Laine erwiderte den Kuss und Bill zog sie näher an sich. Laine ließ es geschehen.
    „Das sieht interessant aus“, sagte Sam.
    Bill und Laine fuhren auseinander.
    „Verdammt!“, fluchte Bill. „Wie oft denn noch? Du sollst dich nicht so anschleichen!“
    Laine fühlte sich ein wenig unbehaglich und Bill schien das zu spüren.
    „Hey, Hai-Köder hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir uns küssen. Hab ich recht, Fisch-Boy?“
    Bill grinste ihn leicht verlegen an.
    „Natürlich nicht“, sagte Sam gelassen. „Laine hat mich ja bereits ausgewählt – als Vater für ihr erstes Kind. Das genügt mir. Ansonsten könnt ihr machen, was ihr wollt.“
    Er lächelte.
    Bill fiel die Kinnlade runter. „WAS?“
    „Oh, Sam“, sagte Laine. „Du bist echt süß … das auf der Party … das war doch ganz anders gemeint.“
    Sam lachte glockenhell auf und warf sich ins Wasser zurück, wo er sich kugelte wie ein Fischotter.
    „War nur Spaß!“, rief er. „Ich wollte Bill ärgern!“ Er lachte und ließ sich kurz unter Wasser sinken.
    „Verdammte Makrele“, knurrte Bill. „Das lass ich dir nicht durchgehen!“
    „Dann komm her, wenn du dich traust“, rief Sam. „Dein Gesicht hättest du sehen sollen! Das war’s auf alle Fälle wert.“
    Laine lachte so sehr, dass ihr bereits Tränen über die Wangen liefen.
    Bill zog T-Shirt und Schuhe aus und war mit einem Hechtsprung im Wasser, um sich auf Sam zu stürzen, der schwach vor Lachen an der Oberfläche trieb. Aber Sam wich geschickt aus, umkreiste ihn wie ein Hai und zog ihn spielerisch unter Wasser.
    „Du vergisst immer, dass du keine Chance gegen mich hast“, lachte Sam, als Bill prustend wieder auftauchte. „Und ich kann dich ärgern, soviel ich will. Endlich!“
    „Sei vorsichtig mit ihm, Sam!“, rief Laine ihm zu.
    „Aber ja“, sagte Sam. Er packte Bill und zog ihn ein ganzes Stück vom Ufer weg.
    „Was soll das?“, rief Bill, der jetzt doch ein wenig unsicher wurde. Sam sah ihn mit seinen grünen Augen an.
    „Ich tu dir nichts, ich will nur mit dir reden“, sagte Sam. „Hier hört sie uns nicht. Pass auf, ich glaube, ich bin nicht wie du. Dieses ganze Getue mit der Eifersucht und so weiter … das verstehe ich nicht. Zumindest im Moment noch nicht. Ich finde es gut, wenn du sie magst. Wirklich. Dann hat sie auch an Land jemanden … der für sie da ist. Verstehst du?“
    Bill sah ihn an. „Okay, das ist mal ne Ansage.“
    „Ich will sie nur auch als Freundin haben. Außerdem hatte ich sie zuerst. Aber ich teile mit dir“, sagte Sam.
    „Du bist ein Spinner, Fisch-Boy.“
    „Denk dran, dass du gerade bei mir im Wasser bist, Menschenjunge. Solche Sprüche solltest du dir ab jetzt nur noch an Land leisten.“
    Sam stieß Bill im Wasser mit der
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