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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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sagen, aber ich mach’s doch, weil du meine allerbeste Freundin bist. Du musst schwören, es keinem weiterzuerzählen.“
    „Ich schwöre. Jetzt sag.“
    „Ich habe einen Jungen kennengelernt.“
    „Wo? Hier beim Camp?“
    „Nein, Quatsch, ganz anders. Ich glaube, er ist von zu Hause abgehauen und versteckt sich jetzt hier in der Nähe, in so ner Art Höhle.“
    Liz machte große Kulleraugen: „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Kommt noch viel krasser“, erzählte Laine. „Ich glaube, dass er in einer Sekte aufgewachsen ist oder so was. Ich hab ihm einen Schokoriegel gegeben und er wusste nicht, was das ist. Hat so was noch nie gesehen. Ich glaube, der hätte versucht, das Papier mitzuessen, wenn ich ihm nicht gezeigt hätte, wie das geht.“
    „Wahnsinn. Das gibt’s doch gar nicht. Bist du sicher, dass er nicht geistig behindert ist oder so? Vielleicht ist er auch aus so ner Einrichtung ausgebüxt“, überlegte Liz.
    „Nein, nein, gar nicht. Das glaub’ ich nicht. Er spricht unsere Sprache auch nicht besonders gut. Ich glaub’ echt, dass der aus so ner extremen Sekte ist. Oder so was wie die Amish, aber heftiger. Natur pur, weißt schon. Vielleicht hatte er noch nie Kontakt mit anderen Menschen außer seinen eigenen Leuten. Die andere Theorie wäre, dass man ihn jahrelang eingesperrt hat, so blass wie er ist. Er versteckt sich in dieser Höhle. Wer weiß, wie lange schon.“
    „Und du meinst, der hatte da keinen Bock mehr drauf und ist ins richtige Leben abgehauen? Krass, absolut krass. Wie alt ist er denn?“
    „Ich denk mal, so wie wir. So circa sechzehn würd ich sagen.“ Laine berührte ihr heißes Gesicht mit den kühlen Handflächen.
    Ich sollte was trinken, dachte sie. Sonst krieg ich noch Fieber vor Aufregung.
    „Mensch Laine, das ist der Hammer. Wo ist er, kann ich ihn auch mal sehen? Sieht er gut aus?“
    „Er sieht umwerfend aus. Total süß.“ Laine ließ sich in den Sand fallen. Liz landete eine Sekunde später neben ihr.
    „Oh, Laine, Wahnsinn … sag, welche Haarfarbe hat er?“
    „Blond. Und grüne Augen, ganz hellgrün, da kippst du um. Und ne tolle Stimme.“
    Liz rollte sich quietschend durch den Sand.
    „Lainiiii, ich dreh durch. Das ist die coolste Geschichte, die ich seit Langem gehört hab. Was hat er denn zu dir gesagt? Will er dich wieder sehen? Wann gehst du wieder hin?“
    Laine setzte sich ruckartig auf.
    „Oh Gott, ich hab ihm versprochen, was zum Essen vorbei zu bringen. Ich muss los!“
    Laine sprang auf und rannte den Strand hinauf. Liz war inzwischen ebenfalls auf den Beinen und schrie ihr nach: „Warte! Heute machen wir doch die Exkursion zum Museum! Da musst du mit!“
    Laine hörte nicht auf sie. In Gedanken war sie bereits auf dem Weg zu Sam.
     
    Als Laine die Höhle betrat, sah sie ihn schon von Weitem. Sam stand bis zu den Knien in einem der Salzwasserseen, die sich in der Höhle bildeten, und schien etwas im Wasser zu suchen. Jedenfalls hantierte er an einem der kleinen Felsen.
    „Hey“, sagte Laine. Sein Kopf flog hoch, und der erste Ausdruck war Erschrecken, bis er sie erkannte und lächelte.
    „Da bin ich wieder.“
    „Das freut mich“, sagte Sam und kam aus dem Wasser heraus gewatet. „Hast du Essen dabei?“ Offenbar kam er gerne ohne Umschweife zur Sache. Laine nickte.
    „Jede Menge.“ Sie stellte ihren Rucksack in den Sand und Sam kam, viel weniger scheu als bei ihrer ersten Begegnung, näher, um ihr beim Auspacken zuzusehen.
    „Da hätten wir als Erstes einen Kartoffelsalat mit Majo. Kennst du bestimmt nicht, aber schmeckt echt gut für ne Feriencampküche.“ Sie reichte ihm eine Plastikdose und Sam betrachtete sie.
    „Der Deckel muss ab“, sagte Laine. „Und hier hast du einen Löffel.“
    Sam nahm den Löffel und sah sie ein wenig hilflos an.
    „Setz dich“, sagte Laine.
    Sam gehorchte und ließ sich neben ihr im Sand nieder.
    Laine nahm einen zweiten Löffel und zog den Deckel von der Dose.
    „Schau, so.“ Sie nahm etwas Salat auf den Löffel und führte ihn zum Mund. Sam machte es ihr nach und stellte sich dabei ziemlich geschickt an.
    „Das schmeckt auch sehr, sehr gut. Ich freue mich, dass du es mir mitgebracht hast.“
    Er aß mit Appetit. Bestimmt hatte er in dieser Höhle lange keine richtige Mahlzeit mehr bekommen. Laine hätte einiges gegeben, um zu wissen, woher dieser Junge kam, dem die selbstverständlichsten Dinge fremd waren. Sie fand es niedlich, wie er hoch konzentriert den Löffel in den Salat schob und ihr
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